Die Bremer Meister-Macher Das Duo Allofs und Schaaf
08.05.2004, 19:11 UhrWas im Juli 1999 begann, fand mit der deutschen Meisterschaft fünf Jahre später seine krönende Vollendung. Die "Architekten" Thomas Schaaf und Klaus Allofs haben Werder Bremen den vierten Titel beschert und eine ganze Region in einen Freudentaumel gestürzt.
Der Trainer und der Sportdirektor sind in erster Linie dafür verantwortlich, dass die Meisterschale nach elf Jahren wieder ins Weserstadion zurückgekehrt ist. Als idealer Partner des "Strategen" Allofs setzte Schaaf das um, was sich der frühere Nationalspieler bei seinen zahlreichen Transfers im In- und Ausland insgeheim erhofft hatte. Mit Platz eins in der Bundesliga und dem Einzug in die Champions League haben sich die beiden Meistermacher einen "Herzenswunsch" erfüllt.
Als ein "Baumeister mit staubtrockenem Humor" wurde Schaaf in der Vergangenheit bezeichnet. "Ich bin der Meinung, dass sich das veröffentliche Bild von mir gewandelt hat", sagte der 42 Jahre alte Fußball-Lehrer heute. Das einst als spröde, unterkühlt und maulfaul abqualifizierte Werder-Urgestein wird inzwischen als ein geduldiger, besonnener und akribisch arbeitender Trainer gefeiert. Mit seinem eigenwilligen Humor trifft er genau den Ton der Mannschaft.
Als Nachfolger von Felix Magath, den er am 11. Mai 1999 ablöste, hat er wenig von seinem Vorgänger übernommen. Als seinen Lehrmeister betrachtet Schaaf lieber Otto Rehhagel, unter dessen Regie er 14 Jahre in der Bundesliga spielte und von dem er lernte, dass sich ein Trainer wirklich einsetzen muss und keine Phrasen dreschen darf. "Das habe ich von ihm mitbekommen. Dass es nur geht, wenn man mit 100 Prozent dabei ist", sagte Schaaf über den erfolgreichsten Bremer Trainer. "Wir schätzen seine Ruhe und Ausgeglichenheit und wissen, was wir an ihm haben", meint Clubchef Jürgen L. Born über Schaaf.
Der andere Meistermacher, Klaus Allofs, hat mit einer klugen Personalpolitik in den vergangenen vier Jahren den Grundstein für den Erfolg gelegt. Für den Ex-Nationalstürmer, der in Marseille und Bordeaux spielte, zahlten sich besonders seine Kenntnisse über den französischen Fußball aus. Die Einkäufe von Johan Micoud und Valerien Ismael wurden von der neidischen Konkurrenz als "Volltreffer" bezeichnet. Den Verlust von Torjäger Ailton und Abwehrchef Mladen Krstajic konterte er mit der Verpflichtung von Nationalstürmer Miroslav Klose vom 1. FC Kaiserslautern.
Der charmant auftretende Allofs ist kein "Lautsprecher" wie sein Bayern-Kollege Uli Hoeneß, beweist bei Transfers aber Verhandlungsgeschick und Standfestigkeit. Die Profis können ihn in finanziellen Dingen nicht erpressen. "Wir lassen bei den Verhandlungen die Vernunft niemals außer Acht", erläuterte der geborene Rheinländer seine Maxime. Damit kommt er nicht nur bei den hanseatischen Kaufleuten in der Werder-Führung gut an. Er hat auch das volle Vertrauen von Schaaf, mit dem er 1992 als Spieler den Europacup für Werder holte. "Wir lagen schon damals auf einer Wellenlänge", erklärte der Sportdirektor.
Schaaf hat große Qualitäten im Umgang sowohl mit jungen als auch mit erfahrenen Spielern. Bei ihm haben sich die Talente Torsten Frings, Frank Baumann, Claudio Pizzaro, Fabian Ernst und Nelson Valdez weiterentwickelt. Mit den launischen Johan Micoud, Ailton und Krisztian Lisztes bekommt er selten Probleme. Noch nie hat er einen Spieler öffentlich kritisiert. In seine taktischen Pläne gewährt Schaaf selten Einblick. "Wir wollen etwas anbieten und uns gut präsentieren", gehört zu seinen Standardsätzen. Gut präsentiert hat der Trainer mit der deutschen Meisterschaft jetzt sich selbst, die Mannschaft und den gesamten Verein.
Quelle: ntv.de