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Quartett im Uefa-Pokal Das Prinzip Hoffnung

Von Stefan Giannakoulis

Werder Bremen kämpft gegen die eigene Schwäche und einen starken Gegner, der VfB Stuttgart ist guter Hoffnung, der VfL Wolfsburg hat einen guten Plan und der Hamburger SV träumt lieber davon, deutscher Fußballmeister zu werden, als sich zu sehr mit dem Uefa-Cup zu beschäftigen. Aber der HSV könnte am Ende dieses Abends auch die einzige Mannschaft sein, die eine Runde weiter ist. Heute stehen die Rückspiele an, es geht um den Einzug ins Achtelfinale.

Bremens gutes Zureden

Bei Lichte betrachtet ist der Uefa-Pokal Werders eine von zwei Chancen, nach fünf Jahren nacheinander in der Champions League auch in der nächsten Saison international zu spielen. Der DFB-Pokal ist die zweite. Dort geht es nächste Woche nach Wolfsburg. In der Bundesliga sind sie auf Platz elf weit davon entfernt, sich zu qualifizieren. Also müssen die Bremer einen Pokal gewinnen. In Europa ist da erst einmal der AC Mailand vor, der heute zu Hause spielt und sich mit dem 1:1 im Hinspiel eine gute Grundlage geschaffen hat.

So lautet vor dem Rückspiel heute ab 20.45 Uhr die große Frage: Kann eine Mannschaft, die gegen Energie Cottbus verliert – wie am vergangenen Samstag geschehen -, beim Tabellendritten der italienischen Liga gewinnen? Oder ein Unentschieden erreichen (2:2 und höher), das zum Einzug ins Achtelfinale reicht? Bei Lichte betrachtet: nein. Und das nicht nur, weil den Bremern wieder der verletzte Tim Wiese fehlt und der deutlich schlechtere Ersatzmann Christian Vander im Tor steht. Vielleicht sagt Bremens Trainer Thomas Schaaf deshalb: "Wir müssen versuchen, den Gegner einzugrenzen. Nur zu reagieren, wäre falsch." Aber ob mit oder ohne Wiese: Der AC Mailand, in diesem Wettbewerb noch ungeschlagen, scheint schlicht und ergreifend eine Nummer zu groß zu sein für die schlechteste Mannschaft der Bundesliga-Rückrunde – auch wenn die Gastgeber einige Probleme mit ihrem Personal haben.

Der brasilianische Superstar Kak wird wahrscheinlich ebenso fehlen wie sein Landsmann Ronaldinho und der Ukrainer Andrej Schewtschenko. David Beckham hingegen " wird 90 Minuten mitmachen", kündigte Milans Trainer Carlo Ancelotti an. Es scheint aber das letzte Uefa-Cup-Spiel der Saison für Beckham zu sein, auch wenn Mailand weiterkommt. Sein Leihvertrag läuft vor dem Achtelfinale aus und Beckhams Verein Los Angeles Galaxy besitzt im Poker um den englischen Nationalspieler die besseren Karten. Kapitän Frank Baumann hat noch ein Ass im Ärmel: " Nicht immer siegt der Favorit." Wenn er sich da nicht mal verzockt.

AC Mailand – Werder Bremen (20.45 Uhr), Hinspiel: 1:1
Mailand:
Dida - Zambrotta, Bonera, Maldini, Jankulowski - Beckham, Pirlo, Ambrosini (Flamini) - Seedorf, Pato (Ronaldinho) – Inzaghi
Bremen: Vander - Fritz, Mertesacker, Naldo, Pasanen – Frings – Tziolis, Özil – Diego – Pizarro, Almeida
Schiedrichter: Jonas Eriksson (Schweden)

Wolfsburgs guter Plan

Die Wolfsburger stehen zwar in der Rückrundentabelle der Fußball-Bundesliga 17 Plätze vor Werder Bremen auf Platz eins. Und sie haben zuletzt zwölf Heimspiele hintereinander gewonnen. Aber die Lage vor dem Spiel gegen gegen Paris St. Germain ist dennoch nicht rosig, gilt es doch, ein 0:2 aus dem Hinspiel aufzuholen und im besten Fall zu übertreffen. Für Abwehrspieler Marcel Schäfer ist das aber kein Problem: " Wenn wir daran glauben, klappt es auch." Kollege Edin Dzeko, der in den Pflichtspielen dieser Saison 18 Tore erzielte sagt, wie es klapppen soll: "Wichtig ist, dass wir das erste Tor erzielen. Wir müssen ohne Ende Druck machen." Guter Plan.

Doch während PSG-Trainer Paul Le Guen seine Stars wie Ex-Nationalspieler Claude Makelele im Uefa-Pokal bislang bewusst schonte, muss Magath auf mehrere Leistungsträger verzichten. Top-Stürmer Grafite trainiert nach seiner Meniskusoperation zwar wieder, kann aber nicht spielen. Abwehrspieler Sascha Riether hat eine Innenbanddehnung und Ashkan Dejagah schwächt eine Hepatitis-Erkrankung. Ebenfalls nicht dabei ist Kapitän Josue, der im Hinspiel seine dritte Gelbe Karte kassierte und gesperrt ist. Torhüter Diego Benaglio, in Paris an beiden Treffern nicht schuldlos, ist nach wie vor verletzt, Andr Lenz vertritt ihn. Was bleibt, ist der Plan mit dem Druckmachen und Toreschießen. Dann klappts auch mit dem Weiterkommen.

VfL Wolfsburg - Paris St. Germain (19 Uhr), Hinspiel: 0:2
Wolfsburg: Lenz - Pekarik, Simunek, Barzagli, Schäfer - Zaccardo - Hasebe, Misimovic, Gentner - Okubo, Dzeko
Paris: Edel - Traore, Camara, Sakho, Armand - Chantome, Rothen, Makonda, Pancrate - Luyindula, Hoarau
Schiedsrichter: Vladimir Hrinak (Slowakei)

Stuttgarts gute Hoffnung

Markus Babbel ist guten Mutes: "Ich hoffe, dass wir den 1:2-Rückstand wettmachen können." Alles andere wäre auch ein wenig seltsam, schließlich trainiert Babbel den VfB Stuttgart, der heute mit einem Sieg gegen Zenit St. Petersburg das Achtelfinale des Uefa-Cups erreichen will. Einen Grund gibt es, dass Babbels Hoffnung sich erfüllen könnte: Die Gäste müssen auf ihren gelb-gesperrten Kapitän Anatoli Timoschtschuk verzichten, der im Sommer zum FC Bayern München wechselt.

Das ändert allerdings nichts daran, dass die Petersburger der Titelverteidiger in diesem Wettbewerb sind und richtig gut Fußball spielen können. Und so hat Babbel noch einen guten Tipp für seine Spieler auf Lager: "Wir dürfen nicht blauäugig ins Spiel gehen." Allerdings muss auch Stuttgarts Trainer seine Mannschaft ein klein wenig umbauen, genauer gesagt: die Abwehr-Viererkette. Ludovic Magnin ist erkältet, und da die erste Alternative, Arthur Boka mit einem Innenbandanriss am Knie ausfällt, soll Rechtsfuß Christian Träsch auf der linken Seite zum Einsatz kommen. Abwehrchef Matthieu Delpierre fehlt weiterhin wegen eines Bänderanrisses im rechten Knöchel, so dass Serdar Tasci und Khalid Boulahrouz die Innenverteidigung bilden. Aber auch hier ist Babbel guter Hoffnung: "Ich habe das Gefühl, dass die beiden zusammenpassen."

VfB Stuttgart - Zenit St. Petersburg (20.45 Uhr), Hinspiel 1:2
Stuttgart:
Lehmann - Osorio, Tasci, Boulahrouz, Träsch - Khedira, Hitzlsperger - Hilbert, Lanig - Gomez, Cacau
St. Petersburg: Malafejew - Anjukow, Schirokow, Krizanac, Denissow - Semschow - Faysulin, Syrjanow, Huszti, Danny - Pogrebnjak
Schiedsrichter: William Collum (Schottland)

Hamburgs gute Aussichten

Der Drops ist gelutscht. Mit 3:0 haben die Hamburger das Hinspiel bei NEC Nijmegen gewonnen. Was soll da noch passieren? Deswegen erwartet der HSV auch ein allenfalls ein halbgefülltes Stadion. Und Trainer Martin Jol sagt: "Aus Holland habe ich gehört, dass sie als Helden zurückkommen sollen. Ich weiß nicht, was sie sich vorstellen."

Und kümmern sie sich in Hamburg vor dem 100. Uefa-Cup-Spiel in der Vereinsgeschichte um andere Sachen. Zum Beispiel um den Titelkampf in der Bundesliga. Stürmer Paolo Guerrero sagte dem "Kicker": "In München habe ich jetzt zweimal das Double gewonnen - mit Hamburg will ich das wiederholen." Wenn das keine klare Ansage ist. Dieser Drops ist allerdings noch lange nicht gelutscht.
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Hamburger SV - NEC Nijmegen (18.15 Uhr), Hinspiel: 3:0
Hamburg:
Rost - Benjamin, Gravgaard, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Rincon - Petroipa, Jansen - Petric, Guerrero
Nijmegen: Babos - Koenders, Pothuizen, Zomer, El-Akchaoui - Sibum, Schöne, Radomski, Davids - van Beukering, Ntibazonkiza
Schiedsrichter: Chapron (Frankreich)

Quelle: ntv.de, mit dpa und sid

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