Skeleton-Dominanz bei Heim-WM Das Sorgenkind rast übers Eis zu Doppelgold
29.02.2020, 13:51 Uhr
Skeletoni Tina Hermann gewinnt Gold mit Streckenrekord bei der WM in Altenberg.
(Foto: REUTERS)
Ein Dreifachsieg der Männer, ein Triumph in letzter Sekunde für die Frauen - für die deutschen Skeletonis wird die Heim-WM zum Triumph. Dabei ist die kleinste der Schlittensportarten noch vor ein paar Jahren ein deutsches Sorgenkind. Und doch gibt jetzt es Ansätze für Kritik - denn die Ansprüche steigen.
Für einen Moment mussten die Macher der WM in Altenberg um ihre Einrichtung bangen. Wie von Sinnen hüpfte Tina Hermann durch den Zielbereich, sprang gegen Zäune und trat gegen Werbebanden - die Freude über diesen Weltmeister-Titel, der am Ende fast aus dem Nichts kam, sorgte kurzzeitig für Kontrollverlust. "Es war so viel Druck da, und ich war vorher so sauer auf mich selbst, das musste einfach raus", sagte Hermann, denn sie hatte ihr drittes WM-Gold schon beinahe verspielt. Nach drei schwächeren Läufen war sie mit großem Rückstand Zweite hinter Marina Gilardoni aus der Schweiz - die Erfolgsserie der deutschen Skeleton-Frauen schien ausgerechnet bei der Heim-WM zu enden. Auf "nicht mal zehn Prozent" habe sie vor dem entscheidenden Durchgang ihre Chancen geschätzt, "ich habe gar nicht mehr damit gerechnet". Doch dann fuhr Hermann Bahnrekord im entscheidenden Durchgang, und nun stellt Deutschland zum vierten Mal in Serie die Weltmeisterin.
Damit wurde die WM im Erzgebirge zum großen Triumph der Gastgeber, erstmals seit 2000 gingen beide Goldmedaillen an Deutschland. Am Freitag hatten die sonst weniger erfolgreichen Männer völlig überraschend einen Dreifachsieg gefeiert: Christopher Grotheer gewann vor Axel Jungk und Alexander Gassner, ausgerechnet Grotheer, der erst als Nachrücker in den deutschen WM-Kader gerutscht war. Der Oberhofer hatte in diesem Winter keinen einzigen Weltcup bestritten und war nur unterklassig gestartet.
"Zu viele Fehler dabei gewesen"
"Wir haben hier einen Heimvorteil, aber mit so einer Dominanz war nicht zu rechnen", sagte Verbands-Vorstand Thomas Schwab: "Das ist ein enormes Ergebnis, das stimmt uns optimistisch mit Blick auf die Winterspiele in Peking 2022." Skeleton, die kleinste der drei Schlittensportarten und vor wenigen Jahren noch deutsches Sorgenkind, habe "sich in unserem Verband auf jeden Fall in ein anderes Licht gerückt".
Die Ansprüche sind mittlerweile spürbar gestiegen. Und daher fand Bundestrainer Dirk Matschenz, grundsätzlich ein kritischer Geist, auch Ansätze, den Auftritt seines Teams zu hinterfragen. Denn hinter Hermann holten Gilardoni und Janine Flock aus Österreich die weiteren Medaillen, die Olympia-Zweite Jacqueline Lölling und Sophia Griebel mussten sich mit den Plätzen vier und sechs begnügen. "Siege sind sehr, sehr schön, wir freuen uns riesig", sagte Matschenz, "aber bei den Frauen sind mir zu viele Fehler dabei gewesen. Man muss das auch schon mit Blick auf Olympia nüchtern betrachten und analysieren."
Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid