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Football, Flucht, Freispruch Das freie Leben des O. J. Simpson nach dem Mord

Simpson ist offiziell frei.

Simpson ist offiziell frei.

(Foto: imago images / UPI Photo)

Für viele ist es einer der fatalsten Fehler der US-Justizgeschichte: Der einstige Footballstar O. J. Simpson wird für den Mord an seiner Frau nicht verurteilt. Dass er danach im Gefängnis sitzt, hat mit Raub und Körperverletzung zu tun. Seine Geschichte ist legendär. Seinen 75. Geburtstag aber feiert er als freier Mann.

Auf dem Footballfeld war O. J. Simpson für seine geschmeidigen Läufe und Wendigkeit bekannt - abseits des Sports sollte seine spektakuläre Flucht nach dem Mord an seiner Ex-Frau Nicole Brown in die Geschichte eingehen. 95 Millionen Menschen verfolgten das Drama live im US-Fernsehen. Nach Simpsons Festnahme und einem Jahrhundertprozess folgte ein historisch-überraschender Freispruch. Am Samstag nun wird Simpson 75 Jahre alt - und lebt als freier Mann.

Orenthal James Simpson wurde am 9. Juli 1947 in San Francisco geboren. Schon in jungem Alter auf der Highschool zeigte er sein sportliches Talent, das ihn schließlich bis zur renommierten University of Southern California (USC) brachte. Dort stellte er nicht nur beim Football, sondern auch im Leichtathletik-Team Rekorde auf und landete in den Büchern der Talentscouts des American Football. "The Juice" - "der Saft" -, wie Simpson bald wegen seiner Beweglichkeit genannt wurde, stellte auch in der NFL Bestmarken für die längsten Läufe und meisten Touchdowns auf.

Verfolgungsjagd mit Polizei

Nach dem Ende seiner Karriere wurde der charismatische Simpson zum Sympathieträger, spielte in Filmen und Fernsehserien mit und kommentierte auch Sportereignisse. Dann kam die Verfolgungsjagd vom 17. Juni 1994 und Simpson ging endgültig in die Geschichte ein: Der Star auf dem Rücksitz eines weißen Ford Bronco, zeitweise hält er sich eine Pistole an die Schläfe. Sein Freund und Sportkollege Al Cowlings sitzt am Steuer, Helikopter und Polizeiautos folgen Simpson auf der Autobahn in Los Angeles.

Die Jagd endet schließlich vor Simpsons Villa, wo sich der damals 46-Jährige ergibt. An dem Tag sollte sich Simpson wegen eines Haftbefehls den Behörden stellen. Fünf Tage zuvor waren dessen Ex-Frau Nicole Brown Simpson und ihr Bekannter Ron Goldman umgebracht worden. In der Nacht des 12. Juni 1994 hatte ein Spaziergänger die mit vielen Messerstichen getöteten Opfer in Blutlachen vor Browns Haus in Brentwood in Los Angeles entdeckt. Die gemeinsamen Kinder des damals bereits geschiedenen Paares schliefen ahnungslos im Haus. Der Verdacht fiel schnell auf den Ex-Mann.

Doch O. J. Simpson beteuerte immer seine Unschuld, auch in dem acht Monate langen Gerichtsdrama, das als Jahrhundertprozess in die US-Justizgeschichte einging. Das Strafverfahren endete mit einer Überraschung: Die Geschworenen sprachen ihn frei. Die juristische Fachwelt war schockiert, galten die Beweise gegen Simpson in dem Indizienprozess doch als überaus erdrückend. Für die Hinterbliebenen der Opfer war es nur eine kleine Genugtuung, als Simpson 1997 in einem Zivilprozess schuldig gesprochen und zur Zahlung einer Millionenstrafe verurteilt wurde.

Auch noch Raub und Körperverletzung

Dass Simpson dann doch noch Jahre im Gefängnis verbrachte, hing nicht mit dem Mordfall zusammen. Wegen bewaffneten Raubs und Körperverletzung war der Ex-Footballer 2008 im US-Bundesstaat Nevada zur Haft verurteilt worden. Mit Komplizen hatte er in einem Hotelzimmer in Las Vegas zwei Sammler von Fan-Artikeln bedrängt, persönliche Erinnerungsstücke herauszugeben. Seit Dezember ist er nicht mehr auf Bewährung.

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Nach neun Jahren Haft ist er seit Herbst 2017 wieder auf freiem Fuß. Der Hobby-Golfer lebt in Las Vegas und führt ein vergleichsweise unauffälliges Leben, manchmal meldet er sich zu aktuellen Themen bei Twitter zu Wort. Über den Mord an Nicole Brown aber will er nicht mehr sprechen - anders als 2006 in einem TV-Interview, in dem er hypothetisch darüber sprach, wie er die Morde begangen hätte, wäre er schuldig. Für viele klang das wie ein Geständnis.

2019 sagte er der US-Nachrichtenagentur AP jedoch: "Wir müssen nicht zurückgehen und den schlimmsten Tag unseres Lebens noch einmal erleben". Er wolle sich auf die positiven Dinge konzentrieren, denn sein Leben sei gut.

Quelle: ntv.de, Benno Schwinghammer, dpa

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