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Anführer, Mega-Talent, Büffel Das sind die 13 deutschen Basketball-Helden

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Nach einer denkwürdigen Vorstellung gegen Favorit Griechenland stehen die deutschen Basketballer im Halbfinale der Heim-EM und greifen in Berlin im Halbfinale gegen Spanien am Freitag (20.30 Uhr live bei RTL, Magentasport und im Liveticker bei ntv.de) nach einer Medaille. Zwar stach Anführer Dennis Schröder heraus, doch das Kollektiv war der Schlüssel zum Sieg. Doch wer spielt da eigentlich und was zeichnet den einzelnen Spieler aus? Wir stellen das deutsche Team im Kurzporträt noch einmal vor.

Niels Giffey ist seit neun Jahren eine feste DBB-Größe.

Niels Giffey ist seit neun Jahren eine feste DBB-Größe.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Niels Giffey (31), der Dauerbrenner: Seit neun Jahren ist der ehemalige College-Student eine feste Größe, wenn es für die Nationalmannschaft um etwas geht. Nur bei der EM 2017 fehlte der Neffe der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin. Nach einer enttäuschenden Saison in Kaunas sucht Giffey nach einem neuen Klub, der Profi mit den meisten Länderspielen (92) im Aufgebot hat eine Menge Erfahrung zu bieten. Ist ein harter Arbeiter mit hohem Basketball-IQ und einem starken Distanzwurf.

Justus Hollatz (21), der Loyale: Dem Point Guard gehört die Zukunft, demnächst in Spanien bei CB Breogan, sogar den Sprung in die NBA halten Beobachter mittelfristig für möglich. Im Nationalteam hat er noch Dennis Schröder und Maodo Lo vor sich. Doch Hollatz fügt sich in seine Bankrolle. Als Schröder gegen Ungarn geschont wurde, durfte "Juice" ran - und deutete mit seinen elf Assists an, was in ihm steckt. Verdient sich seine Spielminuten dazu mit konsequenter Defensivarbeit.

Maodo Lo (29), der Elegante: Sein Wurf ist eine Augenweide, weich, zielsicher. Lo braucht keine Anlaufzeit, kommt er von der Bank, ist der Guard sofort angeknipst. Übernimmt die Organisation des deutschen Spiels, wenn Schröder mal eine Pause braucht und mal nicht gut im Spiel ist. Hat ein ganz starkes Timing bei seinen Würfen. Seine schnellen Richtungswechsel lassen Verteidiger oft staunend zurück, kein Wunder, dass Klubs aus der NBA ein Auge auf den Spielmacher von Meister Alba Berlin geworfen haben.

Bei der Chance auf einen erfolgreichen Dreier fackelt er nicht lange: Andreas Obst.

Bei der Chance auf einen erfolgreichen Dreier fackelt er nicht lange: Andreas Obst.

(Foto: picture alliance/dpa)

Andreas Obst (26), der Scharfschütze: Die Griechen bekamen schnell einen Geschmack davon, was den Guard des FC Bayern gefährlich macht. Obst drückte immer wieder von der Dreierlinie ab, traf am Ende fünf seiner sieben Würfe von Downtown, Quote: 71,4 Prozent. Dabei ist ihm auch egal, wie weit er eigentlich vom Korb entfernt steht. Sieht er eine Chance, egal wie klein, drückt er ab. Kein deutscher Spieler ist in dieser Disziplin besser. Entsprechend eng wird er bei der EM bisher bewacht und macht viele Meter, um sich Freiräume zu schaffen.

Dennis Schröder (28), der Leader: Seit Jahren hat sich der Braunschweiger als Anführer verstanden, und das ist er. Die logische Wahl, als der Bundestrainer einen neuen Kapitän brauchte. Schröder geht voran, glänzt auf dem Feld, hält das Team zusammen. Eine Art Metamorphose, wenn man an die WM 2019 zurückdenkt. Damals fehlte fast alles. Dass Schröder noch keinen neuen NBA-Klub gefunden hat, ist kaum noch zu verstehen. Macht gegen Griechenland das vielleicht beste Spiel im DBB-Trikot. Endlich fiel sein Dreier, eine der wenigen Schwächen im Team. Beherrscht auch die Show und den Trash-Talk. Das hilft der Mannschaft, wenn er es nicht übertreibt. Die neue Rolle ermöglicht es ihm auch, mehr Energie in die Verteidigung zu stecken, statt sich als Alleinunterhalter offensiv aufreiben zu müssen.

Christian Sengfelder (27), der Energizer: Er hat fast immer die Rolle als Zuschauer, kriegt eigentlich gar keine Minuten. Doch wenn der gebürtige Leverkusener das Zeichen bekommt, brennt er. Im letzten Vorrundenspiel gegen Ungarn durfte Sengfelder ran - und war mit 22 Punkten Topscorer. Sorgt für Feuer an der Seitenlinie.

Danie Theis (r.) ist eine defensive Macht.

Danie Theis (r.) ist eine defensive Macht.

(Foto: IMAGO/camera4+)

Daniel Theis (30), der Turm: Wenn es gilt, einen Großen zu stoppen, kommt Daniel Theis ins Spiel. Der NBA-Profi aus Salzgitter ist in der Defense eine Macht. Superstar Giannis Antetokounmpo bekam das im Viertelfinale vor allem in Halbzeit zwei zu spüren. Ganz starke 16 Rebounds schnappte sich Theis gegen Griechenland, sechs davon offensiv, um so neue Wurfchancen zu generieren. Zudem räumte der büffelige Hüne einen Gegenspieler kurz vor Ende spektakulär ab. Glänzte im bisher wichtigsten Spiel nach zuvor durchwachsenen Auftritten. War auch als Scorer und harter Arbeiter wichtig. Beinahe hätte Schröders Kumpel aus gemeinsamen Braunschweiger Zeiten seine Karriere in diesem Jahr mit dem NBA-Titel gekrönt, er scheiterte im Finale mit den Boston Celtics. Nun geht es für ihn bei den Indiana Pacers weiter.

Johannes Thiemann (28), der MVP: Nach den Finals der Bundesliga fiel die Wahl auf den Trierer, er war auf dem Weg zum nächsten Titel mit Berlin ("meine zweite Heimat") der wertvollste Spieler (MVP) der Serie. Thiemann strotzt vor Kraft, ist auf dem Flügel wertvoll und auch als Center. Sein Spiel ist oft unauffällig, aber gnadenlos effektiv. Als Defensivarbeiter schon lange geschätzt, überrascht er bei der EM immer wieder mit wichtigen offensiven Akzenten. Traut sich alles zu, egal, gegen wen er spielt. Sorgte gegen Griechenland in engen Phasen immer wieder für Erleichterung und trieb Giannis Antetokounmpo zu zwei unsportlichen Fouls. Wird trotz aller Qualitäten irgendwie immer noch unterschätzt.

Johannes Voigtmann (29), der Vielseitige: Der Eisenacher hat schwierige Monate hinter sich, nach Kriegsbeginn verließ er ZSKA Moskau und hatte keine Spielpraxis, während der EM klappte es mit dem Wechsel zu Olimpia Mailand. Kein Wunder, dass die Italiener zugriffen, denn Joe Voigtmann hat viel zu bieten. Er ist als Center stark am Korb, hat auch den Dreier im Angebot und kann dazu passen wie ein Point Guard.

Franz Wagner (21), der Alleskönner: Für sein Idol Dirk Nowitzki ist der Berliner "ein supercooler Junge", der einfach "alles gut kann". Wagner hat ein enormes Repertoire, er beherrscht den Dreier, zieht energisch zum Korb, wirft tolle Pässe und kann auch noch verteidigen. Wehrt sich auch gegen unangenehme Gegenspieler. Hat keine Angst und ein perfektes Timing. Wenn er heißläuft, ist er nicht zu bremsen. Der 21-Jährige, der beim NBA-Klub Orlando Magic eine bemerkenswerte Rookie-Saison spielte, ist der kommende deutsche Superstar. Wagner scheint über grenzenloses Selbstvertrauen zu verfügen - und weiß dieses einzusetzen, ohne dabei zu überdrehen.

Nick Weiler-Babb (26), der Spezialist: Kurz vor dem Start ins Trainingslager bekam der gebürtige Amerikaner seinen deutschen Pass und darf nun als "naturalisierter" Spieler mit dem Adler auf der Brust auflaufen. Weiler-Babb ist ein bissiger Verteidiger, gemacht für Sonderaufgaben, der Gegner entnerven, ihnen den Spaß und sie aus dem Spiel nehmen kann. Der griechische Shooter Tyler Dorsey, der künftig für die Dallas Mavericks in der NBA aufläuft, kann ein Lied davon singen.

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Jonas Wohlfahrt-Bottermann (32), der Spätstarter: Wer im Frühjahr darauf gesetzt hätte, dass WoBo beim EM-Auftakt in der Starting Five der deutschen Mannschaft steht, wäre vermutlich ausgelacht worden. Ausfälle auf den großen Positionen brachten den gebürtigen Bonner ins Spiel, der seit seinem Debüt 2013 vor der EuroBasket nur 14 Länderspiele absolvierte. Der älteste Spieler im Kader kriegt seine Minuten und erledigt seine Aufgaben zuverlässig. Weil er ein unerschütterlicher Kämpfer ist, lieben ihn die Fans.

Gordon Herbert (63), der Ruhepol: Und wenn die Welt um ihn herum zerbersten würde, Gordon Herbert bliebe völlig cool. Der Kanadier geht nur aus sich heraus, wenn ihm nicht passt, was die Schiedsrichter treiben. Nachher ist es ihm aber unangenehm. Herbert ist ein sachlicher Analytiker, der die Sprache der Spieler spricht. Kein Mann der großen Worte, aber mit feinem Sinn für Humor. Ein Glücksfall für den Verband. Die Entscheidung, den langjährigen Kapitän Robin Benzing nicht mit zur EM zu nehmen, brachte ihm viel Kritik ein - im Rückblick aber scheint die Entscheidung genau die richtige gewesen zu sein.

Quelle: ntv.de, tno/tsi/sid

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