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Deutscher Kugelstoßer ist Weltmeister David Storl überrascht mit Gold

Auf den Geschmack gekommen: David Storl, überraschender Weltmeister.

Auf den Geschmack gekommen: David Storl, überraschender Weltmeister.

(Foto: REUTERS)

Der Chemnitzer David Storl holt in Südkorea Gold und ist damit der erste deutsche WM-Sieger im Kugelstoßen überhaupt. Die südafrikanische Staffel erläuft sich Silber, Speerwerferin Christina Obergföll und das deutsche Weitsprung-Duo Christian Reif und Sebastian Bayer enttäuschen.

Der Sensationssieger schrie die Freude aus sich heraus, sprang jubelnd in die Luft und reckte den Arm in den Nachthimmel von Daegu. Dann eilte "Babyface" David Storl, der die Garde der 22-m-Kugelstoßer mit der Steigerung auf 21,60 Meter und dem Goldstoß von 21,78 Meter alt aussehen ließ, zur deutschen Fankolonie, fiel seinem Trainer Sven Lang in die Arme und stellte sich mit der Deutschland-Fahne für die Fotografen in Siegerpose. Drei Tage nach dem Diskus-Gold von Robert Harting, der auf dem Flug nach Hause war, sorgte der erst 21 Jahre alt Youngster Storl mit dem zweiten deutschen Triumph in Daegu für die ganz große Sensation.

24 Stunden nach der famosen Steigerung von 21,05 auf 21, 50 Meter in der Qualifikation schockte der Chemnitzer die 22-Meter-Stoßer im Feld mit zwei neuen U23-Europarekorden im zweiten und sechsten Versuch. Erst ging er in Führung, dann konterte er den kanadischen Jahres-Weltbesten Dylan Armstrong, der sich im vierten Durchgang mit 21,64 Meter an die Spitze gesetzt hatte. Bronze gab es für Weißrusslands Ex-Weltmeister Andrej Mischnewitsch und die US-Stars mit Titelverteidiger Christian Cantwell an der Spitze gingen leer aus.

Konkurrenz schon zuvor geschockt

Der 21-Jährige beim goldenen Stoß.

Der 21-Jährige beim goldenen Stoß.

(Foto: REUTERS)

Trainer Lang hatte es bei den selbst für ihn unglaublichen Steigerungen nicht mehr auf dem Sitz gehalten. "Ein Quantensprung. Das ist absolut verrückt. Als Olympiasieger Udo Beyer vor zwei Monaten sagte, David würde 2012 Olympiasieger, dachte ich, der spinnt. Aber jetzt muss ich sagen: diesem Kerl ist alles zuzutrauen." Polizeimeister-Anwärter Storl hatte schon in der Qualifikation alle verblüfft, als er die größte Weite von allen stieß und dann staunenden Journalisten sagte: "An eine Medaille denke ich nicht. Aber ich hoffe, am Freitag geht es im Finale ein bisschen weiter." Die Rivalen hatten die Kampfansage verstanden: "Der Junge ist unglaublich. Im Finale müssen wir aufpassen", meinte Titelverteidiger Christian Cantwell über das "Milchgesicht", das ausschaut wie ein 17-Jähriger und hinlangt wie ein Alter: "David wird ein Großer, er kann uns hier schon ärgern", meint Reese Hoffa, Titelträger von 2007.

Auch Ralf Bartels, im März bei der Hallen-EM noch Sieger vor Storl, hat vor dem Youngster kapituliert. "Storli hat unglaubliche Möglichkeiten. Er beherrscht jetzt das lange Angleiten und dann kann er die Kugel phantastisch treffen", meinte der 33 Jahre alte Neubrandenburger, der 2009 in Berlin noch Dritter war, als der damals 19-Jährige Storl den Endkampf verpasste. Diesmal zog Bartels zwar in den Finalvorkampf ein, doch als Zehnter mit 20,14 Meter war er nicht mehr dabei, als die besten Acht um die Medaillen kämpften.

"Wenn ich etwas von Ralf Bartels lernen kann, dann ist es, im sechsten Versuch noch einen rauszuhauen", hatte David Storl gesagt, dessen Talent schon sehr früh aufgeblitzt war. Der Youngster war 2007 U18-Weltmeister, 2008 Junioren-Weltmeister, 2009 U20-Weltrekordler und 2010 bei den Männern bereits EM-Fünfter. Vor dem Finale hatte Sven Lang gesagt: "David ist Vorschusslorbeeren gewohnt. Es macht ihn nicht nervös. Er wird auf den ersten Blick von vielen unterschätzt. Aber mit seinen 21 Jahren ist er schon ganz schön clever und souverän."

Obergföll nur Vierte

Frustriert: Christina Obergföll.

Frustriert: Christina Obergföll.

(Foto: REUTERS)

Gold-Hoffnung Christina Obergföll warf indes im Speerwurf klar am Gold vorbei. Die 30-Jährige aus Offenburg musste sich im Finale mit 65,24 Metern und dem undankbaren vierten Platz vor der Leverkusenerin Katharina Molitor begnügen. Zu einer Medaille fehlten Obergföll 3,14 Meter. Gold ging in einem hochklassigen Wettbewerb an die Landesrekord werfende Russin Maria Abakumowa mit 71,99 Meter vor Olympiasiegerin Barbora Spotakova aus Tschechien, die 71,58 Meter erzielte. Bronze holte sich mit dem Afrika-Rekord von 68,38 Metern die Südafrikanerin Sunette Viljoen.

Kein Double bei den Läuferinnen

Bei den Läuferinnen war Veronica Campbell-Brown aus Jamaika über 200 Meter nicht zu schlagen. Die Olympiasiegerin kam in Daegu nach 22,22 Sekunden ins Ziel. Zweite wurde 100-Meter-Weltmeisterin Carmelita Jeter aus den USA in 22,37 vor ihrer US-Teamkollegin und Titelverteidigerin Allyson Felix in 22,42. Damit gab es kein Double über die 100 und 200 Meter von Carmelita Jeter.

Südafrika überrascht bei Staffel

Beim Staffellauf der Männer über 400 Meter überraschte die südafrikanische Staffel mit einem zweiten Platz, allerdings ohne den zwischenzeitlich geplanten Startläufer Oscar Pistorius. Da jedoch auch die Ersatzläufer geehrt werden, schreibt er als erster beinamputierter Athlet, der eine Medaille erhält Sportgeschichte.

Die US-amerikanische 4 x 400-Meter-Staffel wurde beim Lauf ihrer Favoritenrolle gerecht und holte das erwartete Gold. Nach 2:59,31 Minuten lag der Titelverteidiger und Olympiasieger mit 2:59,87 vor Südafrika. Rang drei ging an Jamaika mit 3:00,10. Das US-Quartett holte damit bereits seinen siebten Titel. Die deutsche Staffel mit Jonas Plass, Kamghe Gaba, Miguel Rigau und Thomas Schneider kam in 3:01,37 auf den achten Rang.

Weitspringer-Duo weit hinten

Bei den Weitspringern wurde Top-Favorit Dwight Phillips zum vierten Mal nach 2003, 2005 und 2009 Weitsprung-Weltmeister. Der 27 Jahre alte Amerikaner gewann mit 8,45 Metern Gold. Zweiter wurde mit 8,33 der Australier Mitchell Watt, Bronze ging an Ngonidzashe Makusha aus Simbabwe. Europameister Christian Reif landete im Finale der besten Zwölf mit 8,19 Meter auf dem siebten Platz. Der deutsche Meister Sebastian Bayer wurde mit 8,17 Metern Achter. Trotzdem war der Wettbewerb für die deutschen Athleten ein Erfolg, denn erstmals seit 1991 standen wieder zwei deutsche Springer in einem WM-Finale.

Zum Weltmeistertitel über 5000 Meter lief Vivian Cheruiyot aus Kenia. Sie holte ihr zweites Gold, nachdem sie auch nach 10.000 Metern als Erste über die Ziellinie gelaufen war. Cheruiyot lag in 14:55,37 Minuten vor ihrer Teamkollegin Sylvia Kibet. Dritte wurde Olympiasiegerin Meseret Defar aus Äthiopien.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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