Playoff-Prügel für L.A. Chargers Der Traum vom Super Bowl endet im Debakel
14.01.2019, 12:53 Uhr
Frust im Frost: Philip Rivers und die L. A. Chargers fuhren selbstbewusst zu den Patriots - und gingen gnadenlos unter.
(Foto: USA TODAY Sports)
Als eines der besten Vorrundenteams reisen die Los Angeles Chargers zum NFL-Viertelfinale bei den New England Patriots. Sie gelten gar als leicht favorisiert, träumen vom ersten Super Bowl - und erleben ein Football-Desaster. Besonders bitter ist das für Quarterback Philip Rivers.
Philip Rivers schüttelte den Kopf und ging sichtlich unzufrieden Richtung Außenlinie. Noch nicht einmal eine Minute war in dieser zweiten Halbzeit gespielt, aber es schien weiterhin nichts zu klappen. Seine Los Angeles Chargers lagen nach einem miserablen ersten Durchgang in diesem Playoff-Viertelfinale bei den New England Patriots zur Pause 7:35 zurück. Sie hatten fünf Touchdowns zugelassen. Sie hatten offensiv nahezu nichts hinbekommen. Aber sie hatten versucht, sich in der Halbzeit noch einmal positiv einzustimmen, diese ersten 30 Minuten zu vergessen - und mit dem ersten Spielzug des zweiten Durchgangs eine Aufholjagd zu starten.
Super Bowl
Montag, 4. Februar in Atlanta
Los Angeles Rams - New England Patriots
Halbfinale
Sonntag, 20 Januar
New Orleans Saints - Los Angeles Rams 23:26
Montag, 21. Januar
Kansas City Chiefs - New England Patriots 31:37
Viertelfinale
Samstag, 12. Januar, 22.35 Uhr
Kansas City Chiefs - Indianapolis Colts 31:13
Sonntag, 13. Januar, 02:15 Uhr
Los Angeles Rams - Dallas Cowboys 30:22
Sonntag, 13. Januar, 19:05 Uhr
New England Patriots - Los Angeles Chargers 41:28
Sonntag, 13. Januar, 22:40 Uhr
New Orleans Saints - Philadelphia Eagles 20:14
Doch dies war nach nur wenigen Sekunden bereits unmöglich. Drei Versuche, um einen Raumgewinn von zehn Yards zu erzielen, scheiterten kläglich. Also mussten die Chargers den Football erneut viel zu früh abgeben, ihn tief in die Hälfte der Patriots dreschen - und Rivers musste mal wieder frustriert vom Feld. Eine Szene, die sinnbildlich für das desaströse Playoff-Aus der Chargers stand.
Erst Touchdown, dann Einbruch
"Es ist hart, wenn die Saison plötzlich vorbei ist. Aber das gehört dazu", meinte er später auf der Pressekonferenz. Der 37-Jährige hatte sich Zeit gelassen, bevor er sich den Fragen der Medien stellte. Er hatte sich ausgiebig gedehnt, geduscht und sich erste Gedanken über die Niederlage gemacht. Erstmals seit 2014 stand er mit den Chargers wieder in den Playoffs. Zum Auftakt der K.-o.-Runde hatten die Kalifornier bei den Baltimore Ravens 23:17 gewonnen. Es war im neunten Auswärtsspiel der achte Sieg gewesen. Kein NFL-Team war in dieser Saison in fremden Stadien so erfolgreich wie diese Chargers. Kein Wunder also, dass die Gäste auch beim besten Heimteam, den Patriots mit Quarterback-Superstar Tom Brady, selbstbewusst antreten wollten.
Und es fing ja auch ganz gut an. Nach dem ersten Touchdown der Gastgeber brauchte Rivers nur 2:53 Minuten, um seine Offensive zum Erfolg zu führen. Mit einem sehenswerten Pass über 43 Yards bediente er den ziemlich freien Keenan Allen - und schon stand es 7:7. Doch dann klappte bei den Gästen in der Offensive nichts mehr - und in der Defensive noch weniger. "Sie haben den nächsten Touchdown erzielt und noch einen und noch einen. Und wir hatten keine Antwort mehr parat", meinte Rivers. Sein Trainer Anthony Lynn sprach davon, dass man "ordentlich den Hintern versohlt" bekommen habe.
Lag es vielleicht an den Temperaturen von minus drei Grad Celsius? Auch wenn die Spieler inklusive Rivers, dies nicht als Ausrede gelten lassen wollten, wirkten die Chargers aus dem warmen Südkalifornien im Frost von Foxborough mächtig unterkühlt. Dass sie nach einem zwischenzeitlichen 14:41-Rückstand im Schlussviertel durch zwei Touchdowns noch auf 28:41 verkürzen konnten, war so irrelevant wie ihre vorherige beeindruckende Auswärtsbilanz. Denn das Spiel war da längst verloren.
Natürlich sind die Patriots nicht ohne Grund seit 2013 daheim in der Ko-Runde unbesiegt. Hier, im Gillette Stadium, hatten schon andere Teams reichlich Playoff-Prügel bezogen. Dennoch hatten viele die Chargers als leichten Favoriten gesehen. Auch, weil Rivers eine starke Saison spielt und die von ihm geführte Offensive eine gute Balance zwischen Lauf- und Passspiel bietet. Doch im wichtigsten Spiel der Saison waren die Chargers schlichtweg überfordert.
Weiter warten auf ersten Super Bowl
Somit endet mal wieder eine Spielzeit für sie vorzeitig. Rivers kennt dies schon. Er ist seit 2004 in der Liga. Er hat seit 2006 alle 208 Vorrundenpartien seines Klubs absolviert und ist somit der konstanteste Spielmacher der Liga. Und dennoch hat dieser Philip Michael Rivers noch nie eine Chance gehabt, auf Amerikas größter Football-Bühne sein Können zu zeigen. All die anderen bekannten Quarterbacks seiner Generation, die Tom Bradys, Eli Mannings, Drew Brees’, Ben Roethlisbergers und Aaron Rodgers, haben mindestens einmal den Super Bowl gewonnen. Rivers, der immer mal wieder in einem Atemzug mit den anderen bekannten Spielmachern genannt wird, hat nur einmal überhaupt das Playoff-Halbfinale erreicht. Das war 2008. Damals hieß die Endstation ebenfalls New England Patriots (12:21). Damals spielte Rivers sogar trotz eines Kreuzbandrisses.
Heute, elf Jahre später, ist Rivers 37 und sich sehr wohl bewusst, auf der Zielgeraden seiner Karriere zu sein. Er weiß ebenso, dass das Chargers-Team dieser Saison so talentiert und viel versprechend war wie schon lange keins mehr. Alle Leistungsträger werden zwar bleiben, aber Rivers mahnte in der Stunde der Enttäuschung, dass es leichtfertig wäre, anzunehmen, nächstes Jahr garantiert wieder so weit zu kommen. "Es ist emotional, wenn du weißt, wie hart es ist, die Playoffs überhaupt zu erreichen", betonte er.
Wenn am 3. Februar in Atlanta der Super Bowl gespielt wird, dann wird Philip Rivers daheim in San Diego sitzen. Der strenggläubige Katholik wird das Spiel zusammen mit seiner schwangeren Ehefrau Tiffany und den acht gemeinsamen Kindern schauen. Es wird für ihn Business us usual sein. Er in der Zuschauerrolle, andere im Scheinwerferlicht. Philip Rivers kennt das schon.
Quelle: ntv.de