Wieder Rückschlag beim "Kimback" Der mutige K(r)ampf der Kim Clijsters
04.03.2020, 19:11 Uhr
Kim Clijsters hat auch ihr zweites Spiel nach ihrem Comeback verloren.
(Foto: imago images/Belga)
36 Jahre alt, dreifache Mutter, nach siebeneinhalb Jahren zurück auf dem Tennisplatz: Die Ex-Weltranglistenerste Kim Clijsters ist zurück und will wieder an die Weltspitze. Zwei Niederlagen später ist sie weiter optimistisch, Beobachter sind begeistert und zweifeln trotzdem.
Die Zuschauer auf den Rängen des Tennisstadions in Dubai waren begeistert, klatschten laut und jubelten euphorisch. Zuvor hatte die Spanierin Garbine Muguruza ihr Auftaktmatch des WTA-Turniers gewonnen, doch der Name, der von den Rängen widerhallte, war ein anderer: Kim Clijsters. Immer wieder: Kim Clijsters. Die ehemalige Weltranglistenerste aus Belgien hat Mitte Februar ihr Comeback gefeiert, nach 2728 Tagen Pause kehrte sie zurück auf die Tour. Und wie die mittlerweile 36-Jährige die zehn Jahre jüngere Australian-Open-Finalistin Muguruza besonders im zweiten Satz beschäftigt hat, zeigt: Kim Clijsters meint es ernst mit ihrem Comeback. "Zurück auf dem Platz zu sein, das sind das Gefühl und die Energie, die ich vermisst habe, und ich habe es geliebt, sie wiedergefunden zu haben", sagte Clijsters nach dem Spiel. Dass sie die Partie verloren hatte, geriet bei all der Euphorie fast in Vergessenheit.
Es ist ein sehr weiter und mühsamer Weg, den Kim Clijsters sich da vorgenommen hat. Und sie steht erst ganz am Anfang: Nach dem trotz der Niederlage positiven ersten Auftritt in Dubai muss Clijsters sich wohl fast an Rückschläge gewöhnen. Auch das zweite Match nach ihrem gefeierten Comeback hat die Belgierin jetzt verloren - beim WTA-Turnier im mexikanischen Monterrey musste sie sich der an Position zwei gesetzten Britin Johanna Konta mit 3:6, 5:7 geschlagen geben. Damit zeigte Clijsters allerdings wie schon gegen Garbine Muguruza, dass sie besonders im zweiten Satz noch einmal angreifen kann. Gegen beide Kontrahentinnen ließ Clijsters alte Qualitäten immer wieder aufblitzen, brachte ihre Gegnerinnen vor allem mit wuchtigen Grundlinienschlägen immer wieder aus dem Konzept. Trotzdem muss die Belgierin auch nach ihrem zweiten Auftritt seit ihrem Comeback weiter auf ein Erfolgserlebnis warten.
Beobachter glauben nicht an Erfolg
Mit ihren 36 Jahren ist Clijsters für das Profi-Tennis überdurchschnittlich alt, unter den Top 300 der Damen sind nur die beiden Williams-Schwestern älter. Und auch wenn sich Clijsters vor ihrem Comeback beim belgischen Fed-Cup-Team als Sparring-Partnerin an die harten Schläge der heutigen Profis gewöhnen wollte, zweifeln Beobachter, dass es für Clijsters gegen die aktuellen Gegnerinnen noch einmal für ganz oben reicht.
"Ich glaube, es wird hart. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie erfolgreich sein wird, aber sie kann mir gern das Gegenteil beweisen", sagte etwa Caroline Wozniacki, die ihre Karriere bei den Australian Open im Januar beendet hat. "Alle Spielerinnen sind fitter und fitter geworden. Die neue Generation ist zumeist groß und sehr schnell. Dadurch ist das ganze Spiel schneller. Kim war eine sehr dynamische Spielerin, ist sehr gut gelaufen. Aber sie hatte auch viele Verletzungen. Nach sieben Jahren wird es schwierig, den Körper wieder auf 100 Prozent zu bringen, wenn sie die komplette Tour spielen will." Auch Petra Kvitova zweifelt: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nach drei Kindern und so langer Zeit ohne jedes Match noch konkurrenzfähig wäre. Für mich scheint das unmöglich, dass sie erfolgreich ist."
Rückkehr nach fast acht Jahren Pause
Clijsters, mittlerweile dreifache Mutter, will nach siebeneinhalb Jahren Abwesenheit erneut angreifen und wieder oben mitspielen. Die Tochter des früheren belgischen Fußball-Nationalspielers Leo Clijsters war schon 2007 wegen ihrer ersten Schwangerschaft im Alter von 25 Jahren zurückgetreten. Doch nach 26 Monaten Pause wollte es Clijsters schon damals noch einmal wissen. Ihre Rückkehr 2009 wurde zum Triumphzug, sie gewann in den Folgejahren noch zwei US-Open-Titel, stand auch bei den Australian Open noch einmal ganz oben. Ein Siegerfoto von Clijsters und ihrer Tochter von 2010 ging in die Geschichtsbücher des Tennis-Sports ein: 29 Jahre nach der Australierin Evonne Goolagong hatte wieder eine Mutter einen Grand-Slam-Titel gewonnen.
Das 1,74 Meter große Kraftpaket aus Belgien hat in ihrer Karriere insgesamt vier Grand-Slam-Titel gewonnen, weitere 37 Turniersiege auf ihrem Konto, 20 Wochen stand sie an der Spitze der Weltrangliste. Damit war sie eine prägende Figur des Damen-Tennis, beste Voraussetzungen eigentlich, um die Karriere nach Rücktritt Nummer zwei 2012 endgültig zu beenden. Eigentlich. "Ich liebe den Sport noch immer. Ich fühle mich nicht so, dass ich jemandem etwas beweisen muss. Das ist einfach eine Herausforderung für mich selbst", erklärte sie ihre Motivation vor ihrer erneuten Rückkehr.
Kim Clijsters wurde nach der Verkündung ihrer Comeback-Pläne von vielen belächelt. Doch schon die ersten beiden Spiele zeigen trotz der Niederlagen, dass sie vielen Spielerinnen auf der Tour gefährlich werden könnte. In beiden Partien war zwar die fehlende Matchpraxis zu spüren, nach fast acht Jahren Pause allerdings ist das nicht überraschend. Doch Clijsters trumpft mit bemerkenswertem Widerstand gegen fitter wirkende Gegnerinnen auf, beeindruckt mit wuchtigen Schlägen wie in alten Zeiten und zeigt starke Nerven. In den kommenden Wochen will die Belgierin in Indian Wells ab dem 11. März und auch in Charleston ab dem 7. April aufschlagen. Bis dahin wird sie wohl vor allem an ihrer Fitness arbeiten müssen. Sollte ihr das gelingen, wird ihr einiges zugetraut. Schließlich weiß keine so gut wie Kim Clijsters, wie Comeback geht.
Quelle: ntv.de, mit dpa und sid