Formel 1 vor Zweikampf Deutsche ohne Titelchancen
14.03.2007, 15:42 UhrIm Jahr eins nach Michael Schumacher spricht im Titelrennen alles für einen Zweikampf zwischen Weltmeister Fernando Alonso und Kimi Räikkönen. Beide gelten nach dem Rücktritt des Rekord-Champions aus Kerpen als die besten Formel-1-Fahrer und beide sitzen nach den Eindrücken der Tests wohl in den besten Autos. Vom deutschen Quartett Nick Heidfeld, Ralf Schumacher, Nico Rosberg und Neuling Adrian Sutil kann sich keiner realistische WM-Chancen ausrechnen. Schon ein Grand-Prix-Sieg in der am 18. März in Melbourne startenden Saison wäre eine Überraschung.
Alonso im Silberpfeil strebt das Titel-Triple an. "Mein Ziel ist klar der WM-Titel", sagte der McLaren-Mercedes-Mann aus Spanien. "Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns." Sein Konkurrent Räikkönen will sich bei Ferrari mit seinem ersten WM-Triumph als würdiger Schumacher-Nachfolger erweisen. Der Finne will bei der Scuderia beweisen, dass er die Qualitäten eines Champions hat und bislang nur mangelnde Konkurrenzfähigkeit seines Rennwagens den großen Coup verhindert hat. "Es lag nicht an mir oder meiner angeblich mangelhaften Einstellung, sondern an der Zuverlässigkeit meines Autos", stichelte der 27-Jährige gegen seinen früheren Arbeitgeber McLaren-Mercedes. "Rot ist viel wärmer als Silber."
Eher unwahrscheinlich erscheint, dass Titelverteidiger Renault nach dem Verlust seines Stars Alonso ernsthaft in den WM-Kampf eingreifen kann. Der Italiener Giancarlo Fisichella nach seinen bescheidenen Vorstellungen im Vorjahr und der zum Stammpiloten aufgestiegene Finne Heikki Kovalainen haben höchstens Außenseiterchancen.
Die vier deutschen Vertreter können sich nicht einmal solche Hoffnungen machen. Nachdem Superstar Michael Schumacher zwölf Jahre lang die Szene beherrscht und Bestmarken am Fließband aufgestellt hat, droht jetzt eine nicht so erfolgreiche Zeit: Allenfalls dem Mönchengladbacher Nick Heidfeld winken nach dem Eindruck der Testfahrten Podiumsplätze und bei optimalem Rennverlauf vielleicht sogar ein Sieg. BMW-Sauber hinterließ im Vorfeld einen guten Eindruck. "Wir sind näher an den Top-Teams dran", bilanzierte Teamchef Mario Theissen. Vom Marschplan, 2007 aus eigener Kraft auf das Podest und im kommenden Jahr um Siege zu fahren, will er indes nicht abrücken.
Ralf Schumachers Saisonziel, im dritten Jahr endlich "das erste Rennen mit Toyota zu gewinnen", scheint derzeit unrealistisch. Dem japanischen Etat-Krösus droht eher ein weiterer Absturz. "Wir müssen möglichst rasch die Kurve kriegen", forderte der sechsmaligen Grand-Prix-Gewinner aus Kerpen. Für "Schumi II" steht die eigene Zukunft auf dem Spiel: Sein Vertrag endet und ohne überzeugende Leistungen rückt ein Cockpit bei einem Top-Team in weite Ferne.
Nico Rosberg aus Wiesbaden kann dagegen auf einen Aufschwung hoffen. Williams, 2006 auf den achten Platz in der Konstrukteurswertung abgestürzt, hat die Talsohle durchschritten. Mit Toyota steht zudem ein potenter Motorenpartner zur Verfügung. "Wir wollen uns klar verbessern", kündigte der 21 Jahre junge Sohn des Ex-Weltmeisters Keke Rosberg an.
Für Adrian Sutil aus Gräfelfing zählt es wie ein Sieg, dass er bei Spyker-Ferrari einen Stammplatz ergattert hat. Der ausgebildete Pianist weiß, dass er in seinem Premierenjahr in der Königsklasse nicht den Ton angeben kann. "Ich möchte mich möglichst schnell in der Formel 1 integrieren, viel lernen und vielleicht 'mal punkten", sagte der Sohn des ersten Geigers der Münchner Philharmoniker, der erst mit 14 das Klavier gegen das Cockpit tauschte.
Beim technischen Reglement gab es teilweise einschneidende Veränderungen. Nach dem vorzeitigen Rückzug von Michelin aus Verärgerung ist Bridgestone der einzige Reifenlieferant für alle elf Teams. Die Japaner haben vier verschiedene Typen gebaut, wobei immer zwei unterschiedliche Reifenmodelle pro Grand-Prix-Wochenende angeboten und im Rennen auch eingesetzt werden müssen. Die 2,4 Liter-Motoren mit acht Zylindern dürfen nur noch 19000 Umdrehungen leisten. Von Ausnahmen abgesehen, dürfen die auf dem Vorjahresstand beruhenden Triebwerke bis 2010 nicht weiterentwickelt werden.
Deutsche Formel-1-Fans müssen nicht nur auf Seriensieger Michael Schumacher verzichten. Erstmals seit 1994 findet hier nur noch WM-Lauf statt: Der Große Preis von Deutschland wird am 22. Juli auf dem Nürburgring ausgetragen. Hockenheim hat 2007 Formel-1-Ferien.
Von Elmar Dreher, dpa
Quelle: ntv.de