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WM in eishockeyverrückter Slowakei Deutsche wollen Russland trotzen

Gegen Russland startet das deutsche Eishockey-Nationalteam heute in die Weltmeisterschaft. Und geht zwar als Außenseiter, aber selbstbewusst in die Debüt-WM in der eishockeyverrückten Slowakei. Die Angst vor großen Gegnern ist nach dem grandiosen Heim-Turnier 2010 der Lust gewichen.

"Unsere Spieler gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen": Uwe Krupp, Deutschlands Eishockey-Nationaltrainer.

"Unsere Spieler gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen": Uwe Krupp, Deutschlands Eishockey-Nationaltrainer.

(Foto: dpa)

Ein Leichtgewicht im Eishockey ist die Slowakei mitnichten, im Gegenteil: Die Slowakei ist ein Eishockey-Land - und der oberste Fan ist Staatspräsident Ivan Gasparovic. Offizielle Termine stimmt er gern mit den Auftritten der slowakischen Auswahl ab. Sogar Queen Elizabeth II. hat der eishockeyverrückte Gasparovic 2008 zu einer Stippvisite aufs Glatteis geführt, bei einem improvisierten Freundschaftsspiel zwischen einer englischen und einer slowakischen Mannschaft. Dass die WM in diesem Jahr erstmals in der Slowakei stattfindet, ist aus Sicht der Gastgeber überfällig: Die Slowakei ist das einzige Weltmeister-Land, das noch nie ein Turnier ausgetragen hat.

"Wir leben Eishockey" - der inoffizielle WM-Slogan bringt die kollektive Begeisterung der Slowaken für den Sport mit dem Puck auf den Punkt. Und dennoch: Zumindest den französischen Eishockeyverband hat die Premieren-WM im Land des Titelträgers von 2002 vor logistische Probleme gestellt. "Wir hatten einen Direktflug nach Kosice ins Auge gefasst, mussten aber stattdessen noch mit dem Bus dorthin fahren", beschrieb der Verband die missglückte Anreise seiner Eishockey-Cracks. Denn statt eines Flugs ins slowakische Kosice hatte man für die französischen Nationalspieler versehentlich einen Trip ins 300 Kilometer entfernte Krakau gebucht, nach Polen.

Deutsche eröffnen Turnier gegen Russland

Von vergleichbaren Problemen blieb die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft im Vorfeld der WM verschont. Das Team von Bundestrainer Uwe Krupp darf die WM heute ab 16.15 Uhr (live auf Sport 1) mit dem Auftaktspiel gegen Rekordweltmeister Russland eröffnen. Obwohl der Titelfavorit mit 100-Millionen-Dollar-Stürmer Ilja Kowaltschuk von den New Jersey Devils und einer weiteren Handvoll NHL-Stars antritt, hat Krupp als Marschrichtung vorgegeben: "Unsere Spieler gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen." Der Rekordweltmeister flößt den deutschen Eishockey-Nationalspielern nach der unglücklichen Halbfinal-Niederlage bei der WM 2010 keine Angst mehr ein. Torhüter Dennis Endras forderte gar: "Brust raus und die Jungs über den Haufen rennen."

Ein Jahr nach der rauschenden Eishockey-Party im eigenen Land mit dem sensationellen vierten Platz hofft das deutsche Nationalteam auch in der Slowakei auf einen Grund zum Feiern. Während bei der 75. Weltmeisterschaft die üblichen Verdächtigen Russland, Tschechien, Kanada und Co. die begehrte Trophäe ins Visier genommen haben, geht die deutsche Auswahl mit vorsichtigem Optimismus ins Rennen um die Qualifikation zur Zwischenrunde und den damit verbundenen Klassenverbleib.

"Das ist in erster Linie unser Ziel", betonte Krupp, der diesmal auf NHL-Stars verzichten muss. Mehr denn je kommt es auf das Kollektiv an, das kaum eine Woche vor dem Auftakt-Bully erstmals zusammentraf. "Wir sind gut vorbereitet", meinte Korbinian Holzer vom NHL-Farmteam Toronto Marlies und versprach "unser bestes Eishockey".

Absturz soll unbedingt verhindert werden

Ein sensationeller Sieg gegen Russland oder den zweiten Vorrundengegner Slowakei, wie er 2010 mit 2:1-Sieg über den Olympia-Zweiten USA geglückt war, würde die Mission erheblich erleichtern. Als erstes Finale hat man beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) aber die letzte Vorrundenpartie am Dienstag gegen Slowenien ausgemacht, einen "Gegner, den wir schlagen müssen", forderte Patrick Reimer. Geht das Match verloren, dürfte der Absturz in die Abstiegsrunde besiegelt sein.

Der sportliche Absturz soll unbedingt verhindert werden, denn die furiose Heim-WM hat die Messlatte hoch gelegt, den DEB-Cracks aber auch viele Sympathien eingebracht. "Wir erhoffen uns die Begeisterung, die wir im letzten Jahr auch hatten", sagte Philip Gogulla und ergänzte zuversichtlich: "Die Slowakei ist ein absolutes Eishockey-Land. Die sind sehr stolz, die WM zu haben."

Das ist sogar noch untertrieben: Die Veranstalter versprechen vollmundig ein Turnier der Superlative. Das "größte Sportevent in der Historie der unabhängigen Republik Slowakei" hält das Land in seinem Bann. Staatspräsident Gasparovic will "der Welt zeigen, dass wir eine wirkliche Eishockey-Nation sind". Dazu soll, angeführt von NHL-Star Marian Gaborik (New Nork Rangers), optimalerweise der zweite WM-Titel nach 2002 her.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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