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Siege für Werder und Bayer Deutscher Fußball zurück

Nach Jahren der Tristesse hat sich der deutsche Fußball im Europapokal zurückgemeldet. Nachdem Werder Bremen durch einen 2:0 (0:0)-Erfolg über den spanischen Klub Celta Vigo und Bayer Leverkusen mit einem 3:0 (1:0) gegen den französischen Tabellenzweiten RC Lens das Weiterkommen im UEFA-Cup besiegelten, ist die Bundesliga erstmals seit fünf Jahren wieder mit drei Mannschaften im Europacup-Viertelfinale vertreten. Das spiegelt sich auch in der Fünf-Jahres-Wertung wider: Der Abstand zu Platz sieben ist auf über drei Punkte angewachsen, womit der dritte Champions-League-Platz auch in der Saison 2008/09 gesichert scheint.

"So schlecht ist der deutsche Fußball nicht, wie er oft gemacht wird. Drei Teams im Viertelfinale ist schon was Nettes", meinte Rudi Völler nach dem Gala-Auftritt der Werkself gegen Lens, wo Leverkusen die 1:2-Pleite aus dem Hinspiel wettmachte und erstmals seit zwölf Jahren wieder in die Runde der letzten Acht einzog. Auch Werder leistete seinen Beitrag zum guten Abschneiden der deutschen Teams und ließ nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel nichts mehr anbrennen und steht erstmals seit der Saison 1999/2000 wieder in einem europäischen Viertelfinale.

Doch Feierstimmung wollte in Bremen nicht wirklich aufkommen, das überkritische Bremer Publikum hatte den Werder-Profis die Freude gründlich vermiest. Die obligatorische Ehrenrunde blieb diesmal aus, demonstrativ bedankten sich die Spieler nur bei den Hardcore-Fans in der Ostkurve des mit 35.278 Zuschauern gefüllten Weserstadions.

"Es kann nicht sein, dass wir uns hier auspfeifen lassen müssen. Wenn sie uns niederpfeifen, wird das Spiel davon auch nicht besser. Man hilft der Mannschaft nicht, wenn man sich einzelne Spieler herauspickt und niedermacht", sagte ein erboster Kapitän Torsten Frings. Der Nationalspieler bescheinigte dem Publikum auch eine überzogene Erwartungshaltung: "Die Zuschauer denken, sie kommen ins Weserstadion und sehen immmer fünf, sechs Tore."

Gegen die abstiegsbedrohten Spanier sahen sie stattdessen eine erste Halbzeit ohne jeden spielerischen Glanz und einen zweiten Durchgang, in dem sich die Platzherren in die Partie nur mühsam hineinbissen und durch Tore von Hugo Almeida in der 48. und Clemens Fritz in der 61. Minute letztlich einen schmucklosen Pflichtsieg einfuhren. Ähnlich unspektakulär hatten sich die Hanseaten auch schon im Hinspiel (1:0) durchgesetzt.

Auch Werder-Sportdirektor Klaus Allofs war die schlechte Stimmung auf den Sitzplatzrängen nicht entgangen, wollte die zahlende Kundschaft jedoch nur milde tadeln: "Es wäre wünschenswert, wenn manchmal in schwierigen Phasen mehr Unterstützung käme. Insgesamt können wir uns aber nicht beklagen." Doch Frings tat es, auch um seinen Mittelfeldkollegen Jurica Vranjes zu schützen. Denn die Auswechslung des Kroaten, der einen schwachen Tag erwischt hatte, wurde peinlicherweise begeistert beklatscht, ein unwürdiges Schauspiel.

Andere Vorzeichen dagegen in Leverkusen. Der deutliche Erfolg gegen Lens sorgte für große Zufriedenheit und machte Appetit auf mehr. "Dass wir es nach der schwachen Gruppenphase überhaupt so weit geschafft haben, ist schon Luxus für uns. Jetzt haben wir Blut geleckt", meinte Sportdirektor Rudi Völler und Andrej Woronin schielte gar in Richtung Finale: "Bis Glasgow ist es nicht mehr weit. Jetzt kann alles passieren."

Die Werkself steigerte sich von Runde zu Runde und steht erstmals seit zwölf Jahren wieder im Viertelfinale. Wen Bayer am Freitag bei der Auslosung in Glasgow (13.00 Uhr) für die Runde der letzten Acht (5. und 12. April) zugeteilt bekommt, ist Völler eigentlich egal - mit einer Ausnahme: "Alles außer Tottenham wäre schön." Die 0:1-Heimpleite gegen den Londoner Klub in der Gruppenphase, als Bayer von Dimitar Berbatow und Co. regelrecht vorgeführt wurde, hat der frühere DFB-Teamchef noch nicht vergessen.

Beim 50. Europacup-Sieg im 123. internationalen Spiel der Vereinsgeschichte avancierte Woronin zum Matchwinner. Der ukrainische Nationalspieler erzielte vor 21.000 Zuschauern in der BayArena den Führungstreffer selbst (36.) und war auch an den weiteren Treffern von Sergej Barbarez (55.) und Juan (70.) beteiligt. "So wir er gespielt hat, wollten wir ihn hier eigentlich immer sehen. Er hat toll gekämpft und wurde dafür belohnt", lobte Völler den Stürmer, der Bayer zum Saisonende in Richtung Liverpool verlässt.

von Stefan Tabeling und Andreas Frank, sid

Quelle: ntv.de

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