K.o-Runde im Uefa-Pokal Deutsches Quartett am Start
18.02.2009, 13:53 UhrVon Stefan Giannakoulis
Stuttgart hat einen guten Plan, Werder will den Pokal gewinnen, Hamburg fühlt sich wie Real Madrid und Wolfsburg entdeckt ein neues Selbstbewustein. Für die vier deutschen Fußball-Mannschaften, die es im Uefa-Cup bis in die K.o.-Runde geschafft haben, wird es am heutigen Mittwoch ernst, die Hinspiele stehen auf dem Programm. Auf dem Weg ins Achtelfinale trifft der SV Werder Bremen auf den AC Mailand, der VfB Stuttgart tritt bei Zenit St. Petersburg an, der Hamburger SV bei NEC Nijmegen und der VfL Wolfsburg gastiert bei Paris St. Germain.
Guter Plan: Stuttgart soll nicht in Ehrfurcht erstarren
Stuttgarts Trainer Markus Babbel hat vor dem Spiel bei Zenit St. Petersburg die Zeichen der Zeit erkannt: "Jetzt haben wir die Möglichkeit, auch international ein Ausrufezeichen zu setzen." Wieso auch? Schließlich stehen die Stuttgarter in der Fußball-Bundesliga nur auf Platz sieben. Dennoch hat Babbel Recht – mit einem Erfolg gegen die aus der Champions League ausgeschiedenen Gastgeber kann seine Mannschaft für Aufsehen sorgen.
Schließlich haben die Petersburger in der vergangenen Saison den Uefa-Pokal gewonnen und dabei nach einem 1:1 in München den FC Bayern im Halbfinalrückspiel mit 4:0 besiegt. Und im Viertelfinale war Bayer Leverkusen nach einem 1:0-Auswärtssieg daheim mit 1:4 am Team des niederländischen Trainers Dick Advocaat gescheitert. Dennoch gibt es einen Anlass zur Hoffnung für die Stuttgarter. Die Saison in Russland beginnt erst am 14. März. Das bedeutet zumindest, dass die Petersburger schwer einzuschätzen sind. Bleibt die Frage, ob das ein Vorteil ist. Und so sagt Babbel das, was ein Trainer vor so einem Spiel sagen muss: "Wir müssen die Herausforderung annehmen und dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren." Zumindest eine Begegnung mit Stürmerstar Andrej Arschawin bleibt seinen Spielern erspart - der Torjäger wechselte im Januar zum FC Arsenal. Mitspielen wird allerdings Petersburgs ukrainischer Kapitän Anatoli Timoschtschuk, der im Sommer für elf Millionen Euro zu Bayern München wechselt. Der gibt sich vornehm zurückhaltend und sagte dem "Kicker": "Ich sehe die Chancen eher ausgeglichen." Die Stuttgarter sollten nicht den Fehler machen, das auch zu glauben.
Zenit St. Petersburg - VfB Stuttgart, 18.15 Uhr
St. Petersburg: Malafejew - Anjukow, Lambaerts, Krizanac, Sirl - Timoschtschuk - Syrjanow, Semschow, Huszti, Faysulin - Pogrebnjak
Stuttgart: Lehmann - Osorio, Tasci, Boulahrouz, Magnin - Khedira (Lanig), Hitzlsperger - Hilbert, Simak - Gomez, Marica
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)
Glamour-Faktor im Weserstadion
Werder Bremen gegen den AC Mailand – das hört sich ein wenig nach Champions League an, aus der die Bremer im Dezember ausgeschieden sind. Diego, Werders brasilianischer Spielmacher darf wieder mitspielen und beweist auch gleich Flexibilität in Sachen Zielstellung, schließlich geht es jetzt um den Uefa-Pokal: "Ich will den Cup gewinnen." Dafür müssen die Bremer aber erst einmal den AC Mailand schlagen. Und da hat selbst Diego erkannt: "Offensiv sind die Mailänder mit Weltstars gespickt, und in der Defensive haben sie auch tolle Akteure."
Bei den Italienern fehlen Spielgestalter Kaka und Stürmer Andrej Schewtschenko. Werders Trainer Thomas Schaaf muss auf den gesperrten Torsten Frings und auf die Verletzten Aaron Hunt und Jurica Vranjes verzichten. Gegen die Bremer spricht die Statistik: Gegen Milan haben sie in vier Anläufen noch nie gewonnen. Und: David Beckham wird wohl spielen, dass sorgt zumindest für einen gewissen Glamour-Faktor im Weserstadion. Zwar wurde Victorias Mann zuletzt im Mailänder Stadtderby gegen Inter ausgewechselt, aber nach allem, was zu hören und zu lesen ist, ist er heute dabei. Nicht geklärt ist hingegen, wie lange der vom us-amerikanischen Klub Los Angeles Galaxy ausgeliehene Beckham noch für den AC Mailand kicken darf. Sein derzeitiger Trainer Carlo Ancelotti sagt dazu: "Wir haben ihn für den Uefa-Cup gemeldet, auch wenn wir noch nicht wissen, ob er bei uns bleibt, weil die beiden Spiele gegen Bremen für uns sehr bedeutend sind. Ich hoffe, dass Beckham bei uns bleibt."
Werder Bremen - AC Mailand, 20.35 Uhr
Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch - Baumann - Tziolis (Jensen), Özil - Diego - Pizarro, Almeida
Mailand: Dida - Zambrotta, Maldini, Kaladze, Jankulowski - Beckham, Flamini, Ambrosini - Ronaldinho, Seedorf – Inzaghi
Schiedsrichter: Michael Leslie Dean (England)
Hamburgs Trainer wundert sich: "Als wären wir Real Madrid"
NEC Nijmwegen – das ist nicht gerade ein Name, der Angst und Schrecken verbreitet. Auch nicht beim Hamburger SV. Dennoch gibt sich Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer vorsichtig. Wahrscheinlich, weil er weiß, dass der HSV zuletzt vor 24 Jahren gegen eine niederländische Mannschaft gewonnen hat. "Wir sind also gewarnt, müssen aufpassen und unsere Antennen ausfahren, wie Otto Rehhagel immer gesagt hat." Wahrscheinlich weiß er aber auch, dass Nijmegen in der Liga nur auf Rang neun steht.
Probleme mit dem Personal haben die Hamburger jedenfalls nicht. Das heißt, dass Trainer Martin Jol, ein Niederländer, auf einen seiner drei Angreifer Ivica Olic, Mladen Petric und Paolo Guerrero verzichtet. Die Wahl wird er zwischen Olic und Guerrero treffen. Ansonsten wundert Jol sich, dass der Gegner aus seiner Heimat großen Respekt vor dem HSV zu haben schein. "Die tun so, als ob wir eine Mannschaft wären wie Real Madrid." Und sagt das, was jeder Trainer sagt: "Für uns wird es eine schwierige Aufgabe." Immerhin sagt Jol auch, warum: "Nijmegen ist die einzige Mannschaft in Holland, die sieben Monate ungeschlagen war".
NEC Nijmegen - Hamburger SV, 20.45 Uhr
Nijmegen: Babos - Koenders, Pothuizen, Zomer, El Akchaoui - Sibum, Schöne, Kivuvu, Davids - van Beukering, Bouaouzan
Hamburg: Rost - Demel, Gravgaard, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Alex Silva - Trochowski, Jansen - Petric, Olic
Schiedsrichter: Ceferin (Slowenien)
Wolfsburgs neues Selbstbewusstsein
Vor der Partie beim französischen Tabellenzweiten, Paris St. Germain, hat Wolfsburgs Trainer Felix Magath eine neue Stärke seiner Mannschaft entdeckt. Die gewann in Frankfurt mit 2:0 ihr erstes Auswärtsspiel in dieser Bundeligasaison und Magath sagt: "Das stärkt auch international unser Selbstbewusstsein." Ansonsten fordert er volle Konzentration und beweist seine Kenntnis der Europapokal-Arithmetik: "Wenn wir schon die erste Partie auswärts spielen, muss unser Ziel auch ein Auswärtstor sein."
Sein größtes Problem ist, dass der brasilianische Torjäger Grafite weiter fehlt. Doch zuletzt überzeugte der Bosnier Edin Dzeko als Ein-Mann-Sturm. "Edin harmoniert gut mit seinem Landsmann Misimovic", sagte Wolfsburgs Trainer. Regisseur Misimovic, den Wadenprobleme plagten, kann jüngsten Meldungen zufolge spielen. Ob Magaths französischer Kollege Paul Le Guen alle Stars wie Claude , Ludovic Giuly oder Jerome Rothen einsetzen wird, ist fraglich. "Für uns hat die Liga Priorität", betonte Le Guen. Bereits in der Gruppenphase des Uefa-Cups schonte der 44 Jahre alte frühere Nationalspieler seine Top-Leute. Das könnte eine Chance für die selbstbewussten Wolfburger sein.
Paris St. Germain - VfL Wolfsburg, 20.45 Uhr
Paris: Landreau - Cear, Camara, Sakho, Armand - Chantme, Sessegnon, Clment, Rothen - Hoarou (Giuly), Luyindula
Wolfsburg: Benaglio - Riether (Zaccardo), Simunek, Barzagli, Schäfer - Schindzielorz, Josu - Hasebe, Misimovic, Gentner - Dzeko
Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen (Norwegen)
Quelle: ntv.de, (mit dpa und sid)