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Esume über Trump und die Hymne "Die NFL steckt in der Zwickmühle"

Colin Kaepernick ist weg, der Protest gegen Rassismus bleibt - auch bei den San Francisco 49ers.

Colin Kaepernick ist weg, der Protest gegen Rassismus bleibt - auch bei den San Francisco 49ers.

(Foto: imago/Icon SMI)

Er ist das deutsche Gesicht des American Footballs. Patrick Esume ist Experte der Sendung "Ran NFL", trainiert zudem die französische Nationalmannschaft und war früher sogar als Coach in der nordamerikanischen Profiliga NFL beschäftigt. Vor dem Saisonstart zwischen den Philadelphia Eagles und den Atlanta Falcons (In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ab 2:00 Uhr auf ProSieben) spricht Esume über die bevorstehende Spielzeit, die Deutschen in der NFL, aber auch über die gesundheitlichen Risiken dieses Sports, die Hymnen-Proteste und Donald Trump.

n-tv.de: Herr Esume, wer sind für Sie die Favoriten der bevorstehenden NFL-Saison?

Patrick Esume: Die New England Patriots zählen mit ihrem Quarterback Tom Brady immer zu den Favoriten. Dann wären noch die Pittsburgh Steelers zu nennen, die in Ben Roethlisberger ebenfalls einen Quarterback mit Super-Bowl-Erfahrung und außerdem starke Wide Receiver und Running Backs haben. Der dritte Favorit sind für mich die Green Bay Packers, weil sie mit Aaron Rodgers den potenziell besten Quarterback der NFL haben.

Die NFL ist ein Business. Es geht um viel Geld. Einige Top-Stars wie Le'Veon Bell oder Khalil Mack blieben der Saisonvorbereitung fern, weil sie laut eigenem Empfinden nicht genug Millionen kassieren. Sind Football-Stars noch gieriger als Fußball-Stars?

Patrick Esume ist in Deutschland das Aushängeschild des American Footballs.

Patrick Esume ist in Deutschland das Aushängeschild des American Footballs.

(Foto: imago/Horst Galuschka)

Das lässt sich kaum vergleichen. Wenn ein Fußballspieler einen Millionenvertrag unterschreibt, ist ihm das Einkommen garantiert. Das ist in der NFL anders. Aufgrund des Verletzungsrisikos kann jeder Spielzug der letzte sein. Und das Team hat jederzeit die Möglichkeit, ihn zu einem anderen Team zu traden, ob der Spieler das nun will oder nicht, oder ihn sogar zu entlassen. Dann bekommt der Spieler nur einen Bruchteil von der eigentlichen Vertragssumme. Deshalb ist es in den USA eher akzeptiert, wenn die Spieler versuchen, in den wenigen Jahren NFL so viel Geld wie möglich rauszuholen.

Was können wir von den deutschen NFL-Profis erwarten?

Mark Nzeocha von den San Francisco 49ers gehörte in der Vorbereitung sogar zum Starting-Lineup. Es wäre riesig, wenn das auch in der Saison der Fall wäre. Und dann wäre auch noch Equanimeous St. Brown zu nennen. Der ist zwar in den USA aufgewachsen, hat aber eine deutsche Mutter, einen deutschen Pass und spricht unsere Sprache einwandfrei. Er spielt als Wide Receiver, also als Passempfänger, und steht nun vor seiner ersten NFL-Saison bei den Green Bay Packers.

Ein großes Thema in der vergangenen Saison waren die Hymnen-Proteste. Viele Spieler haben während der US-Nationalhymne gekniet, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Das alles mündete in einem öffentlich ausgetragenen Streit mit dem US-Präsidenten Donald Trump, der den Rauswurf aller Spieler verlangte, die die US-Flagge und das Land "nicht respektieren". Wird dieser Streit weitergehen?

Ich gehe davon aus, dass einige Spieler weiter demonstrieren werden. Den Spielern geht es um das Thema Rassismus, dem US-Präsidenten und der NFL um das Image. Die Liga steckt dabei in der Zwickmühle. Auf der einen Seite stehen die Spieler, die zu einem sehr hohen Anteil Afroamerikaner sind und sich gegen Rassismus einsetzen. Auf der anderen Seite stehen die Zuschauer, die ins Stadion gehen, den Fernseher einschalten oder Fan-Artikel kaufen. Die Hälfte davon kommt aus dem Hinterland und findet Donald Trump super. Die Liga hat Angst, dass sie diese Fans aufgrund der Proteste verlieren könnte.

Ein anderes großes Thema ist die neue Helm-Regel. Seit dieser Saison dürfen Spieler nicht mehr absichtlich mit dem Helm in den Gegenspieler hineingehen. Das ist für viele Spieler ein großes Problem, weil Football jahrelang so gespielt wurde. Warum verändert die NFL ihren Sport?

Die Liga möchte sich vor neuen Klagewellen schützen, weil es in der Vergangenheit schon viele Spieler gegeben hat, die aufgrund der starken Kollisionen Hirnschäden erlitten. Sollte es wieder einmal einen Spieler geben, der durchdreht, sich selber oder seine Familie tötet, möchte die NFL zumindest behaupten können, sie hätte alles unternommen, um die Spieler mit ihren Regeln vor Kopfschäden zu schützen …

Aber?

Ich gehe davon aus, dass um diese Regel noch viel diskutiert wird. Es liegt im Ermessungsraum der Schiedsrichter, ob der Spieler absichtlich oder unabsichtlich seinen Helm eingesetzt hat. Da können die Meinungen auseinandergehen.

Wo wir gerade über die gesundheitlichen Risiken sprechen: Kann ich mein Kind überhaupt noch ohne Bedenken American Football spielen lassen?

American Football ist ein Kollisionssport. Das sollte jedem bewusst sein. Wichtig ist, dass die Spieler verstehen, dass sie nicht nur Verantwortung für die eigene Gesundheit haben, sondern auch für die Gesundheit des Gegenspielers. Zudem braucht man Trainer, die den Kindern ein sauberes Tackling beibringen. Wenn das gegeben ist, kann man sein Kind Football spielen lassen. Dieser Sport vermittelt Disziplin, Durchhaltevermögen und Sozialkompetenz und bewirkt somit auch viel Positives. Und ganz ehrlich: Auch andere Sportarten wie Fußball oder Skifahren bringen Risiken mit sich.

Zurück zur NFL: Die Saison beginnt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag mit dem Duell zwischen dem amtierenden Titelverteidiger Philadelphia Eagles und den Atlanta Falcons, die vor eineinhalb Jahren ebenfalls im Super Bowl standen. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Die Atlanta Falcons haben eine erstklassige Offense, die Philadelphia Eagles eine erstklassige Defense. Die Eagles hatten in der Vorbereitung ein paar Probleme in der Offense, auch weil der Starting-Quarterback Carson Wentz verletzt fehlt. Ich gehe aber davon aus, dass sie das in den Griff bekommen. Daher wird das ein sehr interessantes Match.

Sie sind Experte bei ran, trainieren die französische Football-Nationalmannschaft, haben einen Bestseller geschrieben und sind nun auch noch Showmoderator. Was können Sie über Ihre RTL-Sendung "Showdown - Die Wüstenchallenge" verraten?

Wer harte Wettbewerbe zwischen echten Athleten mag, wird diese Show mögen. Es geht um Geschicklichkeit, Kraft und die Fähigkeit, im Eins-gegen-Eins anzutreten. Somit ist diese Show dem American Football durchaus nahe. Das war auch der Grund, warum ich das sofort machen wollte. Zusätzlich startet nächste Woche, am 13. September um 20:15 Uhr, ein weiteres Format mit mir auf ProSieben MAXX: "Hart. Härter, Höllencamp" geht an physische sowie psychische Grenzen. Herausforderungen, wie sie bei militärischen Ausbildungen und Spezialeinheiten praktiziert werden. Hier bestehst du nur, wenn du es wirklich willst!

Mit Patrick Esume sprach Oliver Jensen.

Quelle: ntv.de

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