Sport

Dopingkontrollen im Fußball Die Wada ist entsetzt

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada sieht nach der Attacke der Fußball-Verbände die Existenz des neuen Anti-Doping-Meldesystems bedroht. "Das ist erschreckend", erklärte Wada-Generaldirektor David Howman.

Die Wada sorge sich über die kategorische Haltung des Weltverbandes Fifa und der Europäischen Fußball-Union Uefa: "Dieser Schritt geht in die falsche Richtung." Beide Verbände lehnen die seit Januar gültige Meldepflicht, nach der auch Fußballprofis drei Monate im Voraus ihre Aufenthaltsorte melden müssen, als zu großen Eingriff in die Privatsphäre ab.

Blatter: Keine Hexenjagd

"Wir kämpfen zusammen gegen Doping, aber dürfen nicht plötzlich eine Hexenjagd veranstalten", sagte Fifa-Präsident Joseph Blatter. "Wir sind der internationale Verband, der wahrscheinlich am meisten unternimmt, aber wir brauchen auch etwas Privatsphäre für unsere Spieler." Deshalb sind Fifa und Uefa strikt gegen die individuelle Meldepflicht und halten Doping-Tests im Urlaub für inakzeptabel.

Allerdings könnte eine Weigerung der Fußball-Verbände, sich am Wada-Meldesystem zu beteiligen, zum Bumerang werden. "Es gibt mehrere Konsequenzen. Eine wäre der Ausschluss von Olympischen Spielen. Das sieht die IOC-Charta bei Nichteinhaltung des Wada-Codes vor", betonte Howman.

Und Zwanziger unterstützt ihn

Der Deutschen Fußball-Bund und die Fußball Liga unterstützen die Fundamentalkritik von Fifa und Uefa. "Die Anwendung aller Wada-Bestimmungen im Fußball wird ein Stück weit übertrieben", sagte DFB- Präsident Theo Zwanziger. Der DFB werde aber weiter mit Wada und Nationaler Anti-Doping-Agentur (Nada) zusammenarbeiten, "um einen möglichst großen Schutzwall unter Berücksichtigung der Spezifika des Fußballs zu errichten". Und Ligapräsident Reinhard Rauball kritisierte: "Der Wada-Code schießt über ein angemessenes Maß hinaus" Man müsse dieses Thema neu unter dem Aspekt behandeln, was nötig und was wünschenswert sei. "Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist wichtig", sagte der Jurist.

Auch bei internationalen Top-Athleten hatte sich in den vergangenen Monaten Widerstand gegen das umfassende Meldesystem und die dazugehörige Ein-Stunden-Regel, die für Fußball-Profis nicht gilt, geregt. Danach müssen Athleten Tag für Tag angeben, zu welcher Stunde sie jeweils für die Kontrolleure erreichbar sind. 65 belgische Sportler haben gegen das Anti-Doping-System sogar Klage eingereicht.

Quelle: ntv.de, Von Andreas Schirmer und Eric Dobias, dpa

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