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"Massiver Underdog" triumphiert Die besten Minuten des Darts-Lebens reichen nicht

Respekt für ein tolles Turnier: Stephen Bunting hatte lobende Worte für Florian Hempel übrig.

Respekt für ein tolles Turnier: Stephen Bunting hatte lobende Worte für Florian Hempel übrig.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Florian Hempel erlebt innerhalb einer Woche die besten Minuten seines bisherigen Darts-Lebens, aber nur einmal kann der Deutsche Dartprofi davon profitieren. In Runde drei ist bei der WM gegen Stephen Bunting Schluss. Der erklärt sich nun zum "massiven Underdog".

Dartspieler wollen in den Tunnel kommen. Der Zustand der Unfehlbarkeit treibt die Profis an. Florian Hempel, der "Kölsche Jung", erlebt den Tunnelrausch bei dieser Darts-WM im Londoner Alexandra Palace gleich zweimal. Trotzdem ist der 33-Jährige an diesem Nachmittag in seinem Drittrundenspiel gegen Stephen Bunting chancenlos.

Aber der Reihe nach. Zwei Tage vor Heiligabend spielte sich der 33-Jährige schon einmal in einen unfassbaren Rausch. Gegen Vorjahreshalbfinalist Dimitri Van den Bergh lag Hempel scheinbar aussichtslos in Rückstand, überstand aber Matchdarts seines belgischen Kontrahenten und zog nach einem der größten Comebacks in der WM-Geschichte doch noch in die nächste Runde ein. Gegen den Engländer Stephen Bunting ging es für Hempel nun um den sensationellen Einzug ins Achtelfinale. Doch das sollte ein Traum bleiben.

Unglücklicher Top-Start von Hempel

Dabei hatte Hempel im ersten Satz so stark begonnen, wie er gegen Van den Bergh sechs Tage zuvor aufgehört hatte. Nach dem ersten Durchgang standen bereits drei 180er-Highscores in der Statistik, dazu eine 100-Prozent-Quote auf die Doppelfelder und ein 164er-Checkout, das dritthöchste im Dartsport. Blöd nur, dass trotz der starken Statistik gerade mal zwei Legs für Hempel herausgesprungen waren.

Bunting spielte schlicht und einfach noch besser als der bärenstarke Deutsche. Ein Punkteschnitt von 115 auf Seiten von "The Bullet" und 107 bei Hempel. Der erste Satz war der beste, den die Darts-WM in diesem Jahr bislang gesehen hat. Bunting war mit zwei 11-Dartern nacheinander in die Partie gestartet, dann checkte Hempel 164 Punkte, setzte seine Emotionen frei und glich im nächsten Leg zum 2:2 aus. Doch im Decider fand Hempel die Triplefelder nicht mehr so häufig, Bunting nutzte das zum Satzgewinn.

Es sollte bereits der vorentscheidende Moment in der Partie gewesen sein. Hempel hielt zwar auch bis zum Ende des zweiten Satzes seine makellose Doppelquote, traf aber weniger Triple. Wenig überraschend konnte auch Bunting das monströse Niveau nicht halten, besser als Hempel blieb er aber bis zum Schluss der Partie. Am Ende stand ein aus Hempel-Sicht unbefriedigendes 0:4 in den Sätzen auf der Anzeigetafel. "0:4 zu verlieren, ist hart", sagte Hempel in seinem Pflicht-Interview bei Sport1. Er betonte aber auch, dass er anders als zuletzt die Anfangsphase nicht verschlafen habe. Das wollte er verbessern und das habe er auch geschafft, so der Kölner.

Weitere Interviewanfragen lehnte Hempel nach dem klaren, aber nicht überraschenden Aus gegen Topmann Bunting ab. Genau wie Gabriel Clemens am Vortag wollte Hempel offenbar nur noch raus aus der Darts-Hochburg "Ally Pally". Martin Schindler, der im Vergleich der Deutschen am Mittwoch auf die bitterste Art und Weise ausgeschieden war, hatte sich dagegen noch den zahlreichen Fragen der Medienvertreter gestellt.

"Zum Glück war heute mein Tag"

So lag es an Sieger Bunting, auf der Pressekonferenz noch ein paar Worte über das Spiel und den spektakulären Auftakt zu verlieren. "Florian hat wirklich gut gespielt. Er hat mich vor eine echte Herausforderung gestellt. Aber am Ende als Sieger aus dem Spiel zu gehen, darüber bin ich wirklich glücklich", sagte Bunting und offenbarte auf ntv.de-Nachfrage auch, dass er sich "sehr gefreut" habe über Hempels Sieg in der Runde zuvor. "Wir brauchen Menschen wie Florian in unserem Sport. Er ist ein sehr guter Spieler. Zum Glück war heute mein Tag."

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Eine ähnlich gute Tagesform braucht Bunting auch im Achtelfinale gegen Michael van Gerwen am morgigen Freitagabend. Er sehe sich als "großer Underdog", sagte "The Bullet" nach seinem Erfolg über Hempel. Trotz mehrerer Nachfragen untermauerte Bunting seine angebliche Außenseiterrolle gegen den dreifachen Weltmeister immer wieder. Ein letztes Mal von ntv.de darauf angesprochen, wurde aus dem "großen Underdog" sogar ein "massiver Underdog" - so richtig glaubte der 38-Jährige seinen eigenen Worten aber selbst nicht.

Zumal er sich selbst eine halbe Minute zuvor noch ein gestiegenes Selbstvertrauen und mehr Reife attestierte im Vergleich zu den vergangenen Jahren. "Ich bin jetzt lange genug hier, um zu erkennen, dass ich im Moment einer der besten Spieler der Welt bin. Ich versuche derzeit, die beste Version von mir selbst zu sein."

Der beste Bunting aller Zeiten könnte selbst für Michael van Gerwen zum Stolperstein werden. "Bringt mir Bunting", hatte der Niederländer am Abend zuvor nach seinem Achtelfinal-Einzug noch getönt. Sein Wunsch wurde erhört.

Quelle: ntv.de

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