Wer entfacht endlich das Feuer? Puh, dieses WM-Spiel war "todlangweilig"
07.12.2024, 13:59 Uhr
Ding Liren ist der Weltmeister und will seinen Titel verteidigen.
(Foto: IMAGO/Xinhua)
Die Serie von Unentschieden bei der Schach-Weltmeisterschaft in Singapur geht weiter. Titelverteidiger Ding Liren und sein Herausforderer Dommaraju Gukesh aus Indien trennen sich in der zehnten Partie schon zum achten Mal remis.
Der Kampf um die WM-Krone im Schach zwischen Titelverteidiger Ding Liren und dem indischen Wunderkind Dommaraju Gukesh spitzt sich zu. Wobei zuspitzen nach Partie zehn das absolut falsche Wort ist. "Das war eine fast durchgehend todlangweilige Angelegenheit", analysiert der bekannte Schach-Youtuber und internationale Meister Georgios Souleidis für ntv.de. Bedeutet im Ergebnis: wieder Remis. Zum bereits siebten Mal in Folge. Damit steht es 5:5, wer zuerst 7,5 Punkte hat, ist Weltmeister. Steht es 7:7, geht es in den Tiebreak in immer kürzer werdenden Zeitformen.
Dass es erneut keinen Gewinner geben würde, hatte sich bereits ganz früh abgezeichnet. "Das Ergebnis stand nach etwa 15 Zügen fest", sagt Souleidis und erklärt, warum die Spieler doch noch bis Zug 40 weitermachten, weitermachen mussten. "Bis zu diesem Zug gilt Remis-Verbot." Nach zweieinhalb Stunden war der Spuk am Brett dann schließlich schon vorbei.
Ding testete zunächst eine Idee seines Edel-Sekundanten, dem ungarischen Großmeister Richard Rapport, der bereits bei Dings WM-Titel 2023 an seiner Seite war. Der Chinese spielte wie in Partie sechs das Londoner System, wich dann aber bereits im fünften Zug ab und spielte einen harmlosen Entwicklungszug. Er hoffte offenbar darauf, dass sein Gegenüber mit ein paar unpräzisen Zügen antworten würde.
Und es gab tatsächlich einen "kritischen Moment", erklärt unser Experte. "Im zehnten Zug hat Gukesh etwa eine halbe Stunde nachgedacht, fand dann aber einen sehr, sehr guten Springerzug an den Rand, der Dings weißen Läufer attackierte. Er konnte damit die Stellung im Gleichgewicht halten." Und gleichzeitig seinen Kontrahenten für einen Moment überraschen. Auch der Weltmeister dachte lange nach, dann ging es aber in einem schnellen Figurentausch unausweichlich dem Remis entgegen. "Danach wurden noch etwa 20 Züge gespielt, aber die konnte man im Prinzip alle vergessen." Am Ende wurde die Stellung dreimal wiederholt, Remis.
"Für die Zuschauer war das echt dröge heute, ich habe dann die Zeit genutzt, um die Wohnung aufzuräumen", sagt Souleidis. Und auch Schach-Bundestrainer Jan Gustafsson war in seinem Live-Kommentar bei Twitch nicht sonderlich angetan von dem, was er zu sehen bekam: "Das war nicht die Partie des Jahres", kommentierte er ironisch. Wie es weitergeht? Vermutlich eher gemäßigt. "Ich gehe nicht davon aus, dass einer der beiden in den nächsten Partien das große Feuer entfacht", sagt Souleidis. Er rechnet damit, dass die WM bis zur 14. Partie geht, so lange ist die WM regulär angesetzt. "Aber die Wahrscheinlichkeit für einen Tiebreak steigt natürlich auch."
Quelle: ntv.de, tno