Ski-Ass greift in Vail an Dopfers bescheuerte Serie soll reißen
12.02.2015, 11:51 Uhr
Fritz Dopfer ist eine der großen deutschen Hoffnungen auf eine Medaille bei der Ski-WM in Vail.
(Foto: REUTERS)
Fritz Dopfer fährt die Saison seines Lebens. So viele Top-Plätze wie nie, so oft auf dem Podium wie nie, so konstant wie nie. Zum großen Glück fehlt nur noch eine Stufe auf dem "Stockerl". Und diese will Dopfer nun bei der WM endlich erklimmen.
Es ist einfach eine ziemlich bescheuerte Serie. Auch wenn Fritz Dopfer selbst das gar nicht so sieht. Dreimal Zweiter und dreimal Vierter, in 13 Rennen in dieser Saison kam er immer ins Ziel. Dabei war er nie schlechter als Platz 10. Im Gesamt-Weltcup liegt Dopfer auf Platz fünf. Mit 637 Punkten hat der 27-Jährige in dieser Saison jetzt schon so viele Zähler auf dem Konto wie nie zuvor in seiner Karriere. "Natürlich bin ich zufrieden. Ich hatte in dieser Saison schon so viele extrem schöne Erlebnisse", sagt Dopfer im Gespräch mit n-tv.de. Und trotzdem bleibt sie, diese ziemlich bescheuerte Serie: Fritz Dopfer hat noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen. Aber er ist ganz dicht ran, manchmal sogar so dicht, dass der Abstand zum obersten Tritt auf dem "Stockerl" mit der Hand gar nicht zu stoppen ist.
In Adelboden Mitte Januar beispielsweise fehlten dem gebürtigen Österreicher nur zwei Hundertstel Sekunden auf Sieger Stefano Gross. Und obwohl Dopfer im zweiten Durchgang mit gutem Vorsprung auf den Italiener als Letzter auf die Piste durfte, ärgerte er sich nicht lange über den verpassten Sieg, sondern er suchte direkt nach dem Positiven. Eine typische Eigenschaft von Dopfer, die er sich aber erst spät in seiner Karriere angeeignet hat. "Das war für mich eine völlig neue Situation", erzählt er. "Ich habe versucht, den Druck der Führung auszublenden."
Das habe lange gut funktioniert. Erst im Starthaus, als er den Funkspruch "letzter Läufer" von der Piste mitbekam, habe er begriffen, was er da im ersten Durchgang auf dem Chuenisbärgli eigentlich abgeliefert hat. "Ich nehme diese Erfahrung mit, beim nächsten Mal ist das Gefühl dann ein vertrauteres." Doch was bleibt? Ärger? Enttäuschung? Nein, eher Lust und Ansporn, es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Und aus der Sicht des Herren-Bundestrainers Mathias Berthold ist es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis Dopfer es noch besser macht und seine Serie endlich einmal reißt. "Er kommt immer näher hin, Fritz erarbeitet sich das hart."
"Immer wieder den Finger in die Wunde legen"
Mit 27 Jahren ist Fritz Dopfer - trotz des fehlenden Weltcup-Siegs - so gut wie noch nie. Schritt für Schritt hat er sich seine Erfolge erarbeitet. Der gebürtige Innsbrucker ist nicht urplötzlich im Weltcup aufgetaucht und hat für Furore gesorgt, so wie es beispielsweise seine Konkurrenten Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen getan haben. Die Karriere des deutschen Slalom-Asses ist geprägt von Fleiß, Ehrgeiz, einer kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Leistungen und dem Antrieb, immer besser zu werden.
Selbst in Erfolgsphasen - wie in diesem Winter - lässt Dopfer nicht locker. Jedes Rennen, jeder Lauf wird analysiert. "Ich nutze jedes Training, um besser zu werden, denn gerade wenn du erfolgreich bist, musst du weiter konsequent arbeiten und immer wieder den Finger in die Wunde legen", sagt Dopfer gegenüber n-tv.de. Diese Akribie hat sich ausgezahlt. Für Dopfer und für den Deutschen Skiverband, der den gebürtigen Österreicher 2006 ins Team aufnahm.
"Ich bin dem DSV sehr dankbar, dass sie mir damals die Chance gegeben und später die Zeit und das Vertrauen gegeben haben", sagt Dopfer, der einen deutschen Vater und eine österreichische Mutter hat. In Deutschland bekam er alles, was er braucht, um erfolgreich zu sein. Er durfte Rennen fahren. Viele Rennen. Viele, die wenig erfolgreich waren. "In Österreich hätte ich so viele Chancen nicht bekommen", sagt Dopfer. Seine Karriere wäre womöglich vorbeigewesen, ehe sie richtig Fahrt aufgenommen hätte. Doch auch beim DSV haderte Dopfer zunächst mit sich. "Ich hatte mir das Ziel gesetzt, mit Anfang 20 um Top-Plätze im Weltcup mitzufahren", sagt er. Das gelang nicht. Erst Ende der Saison 2009/10, mit 23 Jahren, zeigte er zum ersten Mal im Weltcup auf - mit Platz 17 beim Riesenslalom in Kranjska Gora.
"Das war eine Initialzündung", erinnert sich Dopfer. Er investierte noch mehr Zeit ins Training. 130 Tage im Jahr steht er auf seinen Brettern. Das zahlt sich aus, mit Top-Plätzen und einer beeindruckenden Konstanz. Jetzt fehlt nur noch die Krönung: der erste Sieg. Und den wünschen ihm viele: " Es wäre ihm von Herzen zu gönnen", sagt zum Beispiel der Alpindirektor des DSV, Wolfgang Maier. Dopfer bleibt weiter entspannt: "Mir jetzt den Druck zu machen, wäre ein Schmarn. Ich versuche weiter in jedem Rennen zu 100 Prozent meine Leistung zu bringen. Alles andere liegt nicht in meiner Hand." Die nächste Chance auf seinen ersten Sieg bekommt Dopfer am Freitag, bei der Weltmeisterschaft in Beaver Creek. Dort tritt er in Slalom und Riesenslalom an. Ein Weltcup-Sieg wäre der WM-Titel zwar nicht, es gäbe dennoch wahrlich schlechtere Möglichkeiten, diese ziemlich bescheuerte Serie zu beenden.
Quelle: ntv.de