Sport

Olympischer Gipfel enttäuscht Doping-Experten attackieren IOC-Vorschläge

IOC-Präsident Thomas Bach wird nicht als großer Dopingjäger in die Sportgeschichte eingehen.

IOC-Präsident Thomas Bach wird nicht als großer Dopingjäger in die Sportgeschichte eingehen.

(Foto: AP)

Mit einem olympischen Gipfel will das IOC die Reform des weltweiten Anti-Doping-Kampfes anstoßen. Doch große Sportverbände und Nationale Anti Doping Agenturen äußern an den Reformvorschlägen deutliche Kritik - und erhebliche Zweifel.

Der Entwurf sei "nicht zu Ende gedacht", die Mächtigen des IOC wollten "weiter das Ruder in der Hand halten": Der hochkarätig besetzte "olympische Gipfel" stößt mit seinen Vorschlägen zur Reform des weltweiten Anti-Doping-Kampfes an der Basis der täglichen Doping-Jagd auf harsche Kritik. Generell wurde die Übertragung des Kontrollmanagements an die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada begrüßt. Doch die Gewaltenteilung müsse deutlicher ausfallen, wie Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), forderte: "Es kann nicht sein, dass ein IOC-Mitglied Präsident der Wada bleibt", sagte Prokop mit Blick auf Craig Reedie.

Schöner Schein: Der "olympische Gipfel" fand in feudalem Ambiente statt. Die Ergebnisse waren weniger beeindruckend.

Schöner Schein: Der "olympische Gipfel" fand in feudalem Ambiente statt. Die Ergebnisse waren weniger beeindruckend.

(Foto: REUTERS)

Die Sport-Granden des Summits wiesen zu Recht daraufhin, dass es sich lediglich um eine Art Grundsatzerklärung handele. Doch angesichts der drängenden Fragen im Russland-Konflikt und der Attacken zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und Wada war der Wunsch nach Annäherung groß: "Ein klärendes Wort in dem Streit hatte ich schon erwartet", so Prokop.

Unverständnis blieb hinsichtlich der neuen Rolle der Wada, die fortan auch die Nationalen Anti Doping Agenturen (Nadas) kontrollieren soll. Die durchaus gute Arbeit einiger Nadas und eine Ausweitung ihrer Kompetenz wurde indes nicht in Betracht gezogen. "Wir fallen ein Stück weit hintenüber", sagte Nada-Vorstand Lars Mortsiefer.

Die Profis wurden nicht gefragt

Dass die Kontrollmechanismen generell gestärkt werden sollen, findet auch Mortsiefer gut. "Es gibt ja nicht nur die 17, 18 gut arbeitenden Nadas in der Welt. Wenn die Wada in Ländern wie Russland oder Kenia als Regulativ agiert, ist das in Ordnung." Allerdings hätte sich der deutsche Dopingjäger mehr Mitspracherecht von Wada und Nada gewünscht, doch die Profis aus der täglichen Basisarbeit saßen in Lausanne nicht mal mit am Tisch. "Man will das Ruder in der Hand halten und nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Vieles wurde nicht zu Ende gedacht", sagte Mortsiefer.

Lediglich Reedie war als Mann der Wada dabei. Allerdings wisse man nicht genau, so Mortsiefer, in welcher Funktion Reedie dort aufgetreten ist - als IOC-Mitglied oder als Repräsentant der Wada. Auch der Zusammenschluss aller Nationaler Anti Doping Agenturen, die iNADO, kritisierte den Summit. Es sei weiterhin fraglich, ob die Wada auch die Möglichkeit bekäme, bei staatlich gefördertem Doping wie in Russland einzugreifen. "Wenn das so wäre, müsste klar gesagt werden, dass die Wada solche Zuständigkeiten erhält", hieß es.

Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid

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