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Russland erwartet hartes Urteil Doping-Skandal mischt Biathlon-Welt auf

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Druck auf den russische Biathlon-Verband wegen Doping-Anschuldigungen wächst. In Kürze wird der Weltverband IBU seine Konsequenzen verkünden. Auch die Weltmeisterschaft im russischen Tjumen steht auf dem Spiel.

Tschechien droht mit Boykott, Martin Fourcade und seine deutschen Kollegen fordern knallhartes Durchgreifen - doch Russland will von nichts wissen: Die massiven Doping-Anschuldigungen gegen die russischen Biathleten schlagen weiter hohe Wellen. Am kommenden Donnerstag könnte der Weltverband IBU erste Konsequenzen präsentieren, nachdem im McLaren-Report 31 Fälle bekannt wurden und seitdem für viel Wirbel sorgen. "Es ist an der Zeit, dass Verbände laut aussprechen, über was hinter verschlossenen Türen gesprochen wird", sagte der tschechische Verbandspräsident Jiri Hamza der Tageszeitung "DNES".

Ricco Groß ist Trainer der russischen Biathlon--Herren.

Ricco Groß ist Trainer der russischen Biathlon--Herren.

(Foto: dpa)

Genau wie Großbritannien will auch seine Mannschaft um Gesamtweltcupsiegerin Gabriela Koukalova nicht zum Weltcup ins russische Tjumen reisen. Zu groß ist der Ärger über die Manipulationen in der Vergangenheit, zu groß das Misstrauen gegenüber dem russischen Verband RBU. Der will angeblich gar nicht informiert sein, welche Sportler des Dopings beschuldigt werden und beteuert stattdessen vehement eine Null-Toleranz-Politik für Dopingsünder. "Wir kennen die Namen der Sportler nicht, die von unseren Kollegen von der IBU diskutiert werden. Wir sind aber bereit, sie mit umfassenden Informationen über jeden RBU-Athleten zu versorgen, der je an einer Biathlon-Veranstaltung teilgenommen hat", hieß es in einer Mitteilung.

Sportler erwarten angemessene Strafe

Die IBU steht nun unter enormem Druck. Nach dem Weltcup im Frühjahr steht im westsibirischen Erdölzentrum Tjumen 2021 auch eine WM an. Viele fordern hinter vorgehaltener Hand eine Verlegung nach Vorbild des Bob- und Skeleton-Weltverbandes IBSF, der Sotschi erst am vergangenen Montag die WM 2017 entzogen hatte. "Wenn der Verband nicht genügend Mut zur Bewältigung des Problems hat, müssen die Athleten selbst aktiv werden", sagte Martin Fourcade, der Dominator der Szene. Zehn WM-Titel und fünf Gesamtweltcupsiege hat der Doppel-Olympiasieger aus Frankreich in den vergangenen Jahren eingefahren.

Auch wenn er sich gegen Kollektivstrafen aussprach und nicht an einen Tjumen-Boykott denkt, so hat der 28-Jährige ein großes Ziel: sein Sport soll sauber sein, denn Dopingsünder würden schaden allen. Auch der Deutsche Skiverband (DSV) drängt auf lückenlose Aufklärung. "Der Leistungssport wird ad absurdum geführt, wenn Nationen flächendeckend die Regeln brechen", sagte Sprecher Stefan Schwarzbach: "Wir müssen jetzt abwarten, was der Weltverband entscheidet, dann werden wir von Seiten des DSV eine Position beziehen, eventuell auch mit anderen Nationen gemeinsam."

Weltcup ist in Tjumen in Gefahr

Mit Spannung wird erwartet, welche Richtung die IBU zwei Tage vor Heiligabend vorgibt. Eine eigene Expertengruppe mit Mitgliedern aus fünf Nationen wurde eingesetzt, um die 31 bekannten Fälle zu prüfen und anschließend an den IBU-Vorstand zu berichtet. Vom Vorschlag "einschlägiger Disziplinarmaßnahmen" war die Rede. "Wenn man sich für Sperren entscheidet, werden die betroffenen Sportler noch vor dem nächsten Weltcup Anfang Januar in Oberhof gesperrt", sagte IBU-Präsident Anders Besseberg. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, droht der Entzug der Junioren-WM im Februar in Ostrow sowie des Weltcups in Tjumen.

"Wir wissen, dass es genügend andere Kandidaten gibt, die diese Veranstaltungen austragen würden. Das ist zeitlich kein Problem", sagte Besseberg. Angesichts der zahlreichen Verfehlungen Russlands in der Vergangenheit scheinen drakonische Strafen unausweichlich. Im Zuge der bislang letzten großen Dopingermittlungen war die RBU nach drei positiven Fällen in der Saison 2013/14 zur Höchststrafe von 100.000 Euro verurteilt worden. Bereits 2009 mussten wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen 50.000 Euro gezahlt werden.

Quelle: ntv.de, vni/sid

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