Sport

Ärzte, Fahrer, alle? Dopinggeständnisse en masse

Was viele Experten prophezeit hatten, scheint nun tatsächlich einzutreten. Das Dopinggeständnis von Bert Dietz findet immer mehr Nachahmer. Nachdem am Dienstag Christian Henn zugegeben hatte, in den Jahren 195 bis 1999 EPO verwendet zu haben, folgten heute neue Geständnisse.

Überraschend haben nun auch die Freiburger Sportmediziner Andreas Schmid und Lothar Heinrich erstmals zugegeben, jahrelang Doping-Praktiken im Bonner Radrennstall Telekom unterstützt zu haben. Ihr Geständnis gaben die beiden Radsportärzte in getrennten persönlichen Erklärungen ab.

"Ich räume ein, in den 90er Jahren das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben", erklärte Prof. Andreas Schmid. "Ich habe den Radsportlern auf Anforderung Drogensubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht." Er habe Dopingmittel aber "niemals einem Sportler ohne dessen Wissen oder gar gegen seinen Willen" verabreicht. Schmid erwägt, seine Tätigkeit als Sportarzt der Uni-Klinik Freiburg zu beenden.

Sein Freiburger Kollege Lothar Heinrich räumte in einer siebenzeiligen Mitteilung ebenfalls ein, "in meiner Funktion als Sportmediziner an Doping von Radsportlern mitgewirkt zu haben". Er bedauere diese ärztlichen Verfehlungen.

Anfang des Monats waren beide Mediziner nach den Anschuldigungen des ehemaligen Telekom-Betreuers Jef d'Hont bereits von T-Mobile suspendiert worden. Am Dienstag hatte die Uniklinik ihre drei noch beim Team T-Mobile tätigen Mediziner mit sofortiger Wirkung zurückgezogen.

Zuvor hatte T-Mobile-Teamchef Bob Stapleton erklärt, dass der jetzige Sportdirektor Rolf Aldag in seiner aktiven Zeit ebenfalls gedopt war. Stapleton bestätigte in der Süddeutschen Zeitung: "Es hat eben auch bei ihm Momente der Schwäche gegeben, und jetzt müssen wir versuchen, dass wir da raus kommen und mit ihm weiter machen können."

Am Donnerstag wird Aldag demnach auf der Pressekonferenz in Bonn (11.30 Uhr) ein Doping-Geständnis ablegen. Bisher hatte der Westfale stets behauptet, nie etwas von systematischem Doping beim Telekom gewusst und auch selbst nie verbotene Mittel eingenommen zu haben.

Auch der frühere Radprofi Udo Bölts räumte in der ARD Epo-Doping ein. "Ich habe EPO probiert und meine Erfahrung damit gemacht", sagte der 40-Jährige. "Nach dem schlechten 95er Jahr habe ich 1996 damit angefangen, um in der Tour-Mannschaft dabei zu sein."

Er habe die Blutdopingpräparate aber nicht von den Freiburger Teamärzten, sondern von Betreuer d'Hont bekommen. 1997 habe er aber wieder damit aufgehört. "Danach war Schluss damit", sagte Bölts, der heute Sportlicher Leiter beim Team Gerolsteiner ist. "Es tut mir sehr leid." Er bedaure, dass er "gelogen und betrogen" habe, aber "ein Mensch macht Fehler".

Quelle: ntv.de

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