Sport

Auf der Suche nach Anerkennung und Sponsoren Dopingjäger hübschen sich auf

(Foto: imago sportfotodienst)

Die Nationale Anti-Doping-Agentur hat ein schlechtes Image - und zu wenig Geld. Also verpassen sich die Dopingjäger einen Facelift. Eine erste Erfolgsmeldung hat jedoch einen veritablen Schönheitsfehler und zeigt: Die Kampagne ist aus der Not geboren.

Alles soll schwarz-weiß sein, klar. So wie das neue Logo. So wie der Slogan: "Alles geben, nichts nehmen." Unter diesem Motto startet die Nationale Anti-Doping-Agentur eine Imagekampagne. "Wir wollen unsere Anliegen breiter öffentlich machen und unsere Finanzierung auf stabile Beine stellen", sagte die Vorsitzende Andrea Gotzmann bei der Präsentation in Berlin. Es ist die positive Formulierung der großen Probleme der Anti-Doping-Kämpfer: Sie haben kaum Geld und fühlen sich und ihre Arbeit verkannt.

Für die Kampagne holt die Nada Sportler mit ins Boot. Ein Kaliber wie Bastian Schweinsteiger ist nicht zu bekommen, aber immerhin: Jonas Reckermann hält den Journalisten ein Plakat mit seinem Gesicht und dem Motto entgegen. Zusammen mit Julius Brink gewann er 2012 im Beachvolleyball Gold bei den Olympischen Spielen in London. Seine Erfahrungen als Athlet mit der Nada beschreibt er nur zögerlich: "Da waren nicht immer nur positive Gefühle dabei." Er spricht von Dopingkontrollen um sechs Uhr in der Früh und von den Tücken des Meldesystems, dem die Athleten anvertrauen müssen, wann sie sich wo aufhalten. Immer wieder hört man Athleten, die sich darüber aufregen. Im Interview mit n-tv.de beschwerte sich dagegen die Nada-Vorsitzende Andrea Gotzmann, sie vermisse die positiven Stimmen in der Öffentlichkeit. Nun nimmt sie die Sache selbst in die Hand, ihre Botschaft lautet: Die Arbeit der Nada funktioniert, die Inhalte stimmen – nur das Image nicht.

Der Schulterschluss mit den Athleten empfinden zumindest die Sportler als wichtig, die bisher ihr Gesicht für die Kampagne gegeben haben. Neben Reckermann sind das unter anderem Fechterin Claudia Bokel und Heinrich Popow. Der Paralympics-Gewinner stellt heraus, dass sich die Kommunikation zwischen Athleten und Dopingjägern verbessert habe. "Früher gab es keinen Austausch, kein Verständnis. Dabei haben wir ein gemeinsames Ziel, den sauberen Sport." Für den gibt es manchmal ganz profane Probleme zu beseitigen, sagt Popow: "Wir fragen uns: Wann gibt es die Melde-App nicht nur für das I-Phone, sondern auch für Android?"

Wer soll das bezahlen?

Für eine effektive Anti-Doping-Arbeit braucht es nicht nur Apps und Absichten, sondern auch viel Geld. Zwischen vier und fünf Millionen Euro liegt der Etat der Nada, er speist sich aus drei Quellen: Bund und Länder, Sport, Sponsoren. Von den 16 Bundesländern zahlen nur 3 überhaupt – und das nur Kleckerbeträge. Außerdem unterstützen nur wenige Unternehmen den Antidoping-Kampf, so geriet dieses Modell "in Schieflage", wie es Nada-Chefin Gotzmann ausdrückt. Zuletzt musste der Bund eine Million Euro zuschießen, um den Etat für 2014 zu sichern.

Mit der Kampagne "Alles geben, nichts nehmen" will die Nada nun offensiv um neue Sponsoren werben. Als ersten Erfolg verbucht die Vorstandsvorsitzende Gotzmann eine Millionenspende vom Technikunternehmen Ottobock. Die milde Gabe hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Ottobock gehört Hans Georg Näder, der gleichzeitig dem Aufsichtsrat der Nada vorsteht. Sein Unternehmen ist es auch, das die PR-Offensive der Dopingjäger bezahlt. Neue Sponsoren konnte die Nada in den letzten anderthalb Jahren nicht gewinnen, obwohl genau dies das erklärte Ziel von Näder war.

Ob nun ein frischer Slogan und ein Logo helfen bei der Kollekte? Jonas Reckermann findet es zumindest moderner als das alte. "Das versprüht den Charme der 60er, 70er Jahre", sagt er, schiebt aber schnell hinterher: "Damals war es sicher modern." Bis zu seinem nächsten Auftritt als Gesicht der neuen Nada verrät ihm bestimmt auch jemand, wann die Anti-Doping-Agentur gegründet wurde: 2002.

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen