Report zu russischem Staatsdoping Dopingjäger und de Maizière fordern Härte
13.07.2016, 18:39 Uhr
Dmitry Shlyakhtin ist Präsident des russischen Leichtathletik-Verbandes, der für die Olympischen Spiele gesperrt ist.
(Foto: dpa)
Usada-Chef Tygart erwartet durch den Wada-Report zu Russland ein Beben - und Konsequenzen. Sollten sich die Vorwürfe gegen die russische Regierung erhärten, sei ein Olympia-Ausschluss unumgänglich. Bundesinnenminister de Maizière sieht das auch so.
Für den Chef der US-Anti-Doping-Agentur Usada, Travis Tygart, wäre der Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die einzige logische Folge, sollte die Beweislage im neuen Wada-Report ebenso erdrückend sein wie vor der Komplett-Suspendierung der russischen Leichtathleten. "Sollte sich das alles bewahrheiten und es hat eine absichtliche Subversion des Systems durch die russische Regierung gegeben", sagte Tygart der Nachrichtenagentur AP, "dann kann die einzige Konsequenz nur sein, dass sie nicht unter ihrer Landesflagge an diesen Olympischen Spielen teilnehmen können."
Bundesinnenminister Thomas de Maizière bestärkt das Internationale Olympische Komitee derweil, nicht aus Furcht vor ernsten Folgen für den Weltsport von einem kompletten Olympia-Ausschluss Russlands zurückzuschrecken. "Aus Angst sollte man notwendige Entscheidungen nie unterlassen, auch wenn Russland ein wichtiges Land ist", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auch dem Leichtathletik-Weltverband IAAF sei es sicher nicht leichtgefallen, einen nationalen Verband einer der bedeutendsten olympischen Sportarten auszuschließen.
Die IAAF hatte Russland wegen des nachgewiesenen systematischen Dopings suspendiert und damit auch für die Rio-Spiele ausgeschlossen.
"Zunächst gilt es den Untersuchungsbericht der WADA abzuwarten", meinte de Maizière. "Klar ist aber auch: Nach einer fairen Aufklärung ist dann die Zeit für Härte und nicht für Nachgiebigkeit."
Nur die Spitze des Eisbergs?
Am kommenden Montag will der Chefermittler der Welt-Anti-Doping- Agentur Wada, Richard McLaren, seinen Untersuchungsbericht zu den Vorwürfen um manipulierte Dopingproben russischer Sportler bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vorlegen. Der kanadische Jurist war von der Wada mit der Untersuchung beauftragt worden.
Grigori Rodschenkow, der ehemalige Chef des russischen Doping-Kontrolllabors hatte behauptet, dass er 2014 in Sotschi positive Dopingproben russischer Athleten zusammen mit der Anti-Doping-Agentur Rusada sowie dem Geheimdienst auf Anordnung vom Staat vertuscht habe. 15 der russischen Medaillengewinner in Sotschi seien gedopt gewesen. Russland hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Würden die bisherigen Ermittlungsergebnisse durch den Gesamtbericht von McLaren bestätigt und erwiesen sie sich als Spitze des Eisbergs, würde dies nach Überzeugung von Tygart "ein beispielloses Niveau der Kriminalität" bedeuten.
IOC-Präsident Thomas Bach erwartet vom Wada-Bericht keine unmittelbaren Auswirkungen auf Olympia in Rio, da sich der Untersuchungsauftrag auf die Winterspiele in Sotschi bezogen habe. Sollte es aber einen institutionellen Eingriff Russlands gegeben haben, werde auch das Internationale Olympische Komitee umgehend reagieren.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa