n-tv.de-Interview mit Audi-Pilot Kristensen "Druck haben die Anderen"
12.06.2009, 14:04 Uhr
Gejagt: Audi muss in diesem Jahr in Le Mans eine eindrucksvolle Siegesserie verteidigen.
(Foto: Audi Communikations Motorsport)
Mit fünf Siegen in Folge ist Audi der Dauersieger der letzten Jahre beim Klassiker der 24 Stunden von Le Mans. Zehn Starts und acht Siege lautet die Bilanz. Damit schaut die Welt auf die Ingolstädter. Audi-Pilot Tom Kristensen erklärt im Interview mit n-tv.de, warum nicht er sondern die Konkurrenz Erfolgsdruck hat - und was er vom neu entwickelten R15 TDI hält.
Audi kann bei den 24 Stunden von Le Mans auf eine beachtliche Sieges-Serie zurückblicken. Fünf Siege in Folge und seit 2006 drei mit einem Diesel-Fahrzeug. Das erhöht natürlich die Spannung vor dem Klassiker des Jahres. Der Audi-Pilot Tom Kristensen im Interview über den neu entwickelten R15 TDI, Teamwork im Motorsport und den Druck als Sieger an den Start zu gehen.
n-tv.de: Was denken Sie über das neue Auto? Wie ist die Leistung auf der Rennstrecke?

Der Audi R15 TDI beim freien Training auf dem Circiut de la Sarthe in Le Mans.
(Foto: Audi Communications Motorsport)
Tom Kristensen: Es ist ein wunderbares Gefühl die Entwicklung eines neuen Autos mitzuerleben. Wir als Fahrer haben damit natürlich eine Menge Tests gemacht. Das Debüt in Sebring war erfolgreich und wir fahren zuversichtlich nach Le Mans. Es ist ein neues Auto in jeder Hinsicht, aber gebaut auf dem Erbe der erfolgreichen Vorgänger. Besonders auf dem R8, bei dem ich das Vergnügen hatte ihn bei seinem Debütsieg 2000 in Sebring fahren zu dürfen.
Was unterscheidet den R10 von seinen Vorgängern?
Nun, der Hauptunterschied ist sicher, dass wir statt einem Zwölfzylinder- einen Zehnzylinder-Motor haben. Das ist besonders für die Gewichtsverteilung interessant. Beim Zwölfzylinder hatten wir viel Gewicht im Heck. Der R15 TDI ist deutlich agiler. Zudem sieht er auch aggressiver aus. Bei der Aerodynamik ist der Ansatz, dass wir viel Luft durch das Auto leiten und weniger, wie sonst üblich, unter oder über das Auto. Damit haben wir die Kühlung verbessert und mehr Abtrieb auf dem gesamten Auto. Das hat auch die Haftung und Bremsstabilität vor den Kurven stark verbessert. Wir können mit dem neuen Auto einen Top-Speed von 340 km/h schaffen und werden versuchen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 220 km/h zu erreichen. Und das mit Boxenstopps, die alle zusammen während des Rennens etwa eine halbe Stunde dauern.
Sie haben die Gelegenheit dieses Auto bei den traditionsreichen 24-Stunden von Le Mans zu bewegen. Wie aufgeregt sind Sie?

Großer Bahnhof bei der technischen Abnahme des R15 TDI vom Audi Sport Team Joest.
(Foto: Audi Communications Motorsport)
In dem Auto steckt von unserem eine Unmenge an unglaublich harter Arbeit. Es arbeiten ganz viele Ingenieure und Mechaniker an dem Auto, die die Welt leider nie zu sehen bekommt. Aber die Welt sieht ihr Produkt, das sie geschaffen haben. Das macht sie natürlich sehr stolz. Wir Fahrer sind das letzte Glied in dieser Kette. Die harte Arbeit dieser Leute zwingt uns natürlich unsere beste Leistung abzurufen. Wir versuchen ihnen den Ruhm zu verschaffen, den sie sich verdient haben. Im modernen Motorsport ist Teamwork das absolut Wichtigste. Selbst auf der Rennstrecke arbeiten viele Leute nicht nur an der Technik sondern auch an der Taktik zusammen.
Verbindet Sie eine besondere Beziehung mit dem Audi R15 TDI, weil Sie selbst so intensiv mitentwickelt haben?
Jedes neue Auto und das jeweils nächste Rennen ist das Wichtigste. Wir sind zehn Werksfahrer und arbeiten auch für die DTM. Für mich persönlich ist es eine große Sache Teil des Teams gewesen zu sein, das bereits mit dem R8 Le Mans gewonnen hat. Auch mit dem R10, der letztes Jahr gewonnen hat, war es etwas ganz Besonderes Teil dieses Teams zu sein. Gerade im vergangenen Jahr, wo wir nicht als Favoriten an den Start gegangen sind. Es waren Autos am Start, die klar schneller waren. Aber wir haben gewonnen, weil wir ein perfektes Teamwork hatten und den besten Verbrauch. An dem neuen Auto haben wir lange entwickelt, in Sebring getestet, die Ergebnisse nach Ingolstadt gebracht und weiter entwickelt. Es ist ein andauernder Prozess. Das ist moderner Motorsport. Stetige Weiterentwicklung und kleine, veränderte Details. Aber das wichtigste Auto ist immer das Auto, mit dem das nächste Rennen gefahren wird.
Fünf Siege in Folge - wie hoch ist der Druck als Titelverteidiger?
Für mich ist es die dreizehnte Saison in Le Mans und ich habe acht Siege erringen können. Von daher bin ich natürlich sehr privilegiert. Aber gleichzeitig bin ich auch sehr fokussiert und motiviert für das Rennen. Ich versuche immer mich zu verbessern. Sehen Sie, ich komme aus einem kleinen Ort in Dänemark, völlig aus dem Nichts sozusagen. Von daher bin ich immer gefahren, um mein Bestes zu geben. Ich wollte stets die Leute zufrieden stellen, die an mich geglaubt haben. Gerade auch bei Audi glaubt man an mich. Daher kann ich den Druck in positiven Druck umwandeln. Ich versuche mein Bestes für Audi zu geben. Die ganze erwartet von Audi wieder den Sieg. Aber letztes Jahr hat auch nicht das schnellste Auto gewonnen. Eigentlich ist der Druck auf Peugeot höher, weil sie letztes Jahr verloren haben.
Das Gespräch mit Tom Kristensen führte Markus Mechnich.
Quelle: ntv.de