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"Hoffe keine Kriegserklärung" Ecclestone trifft auf Mosley

Ferrari will endlich auch im Zockerparadies Monte Carlo seine Asse ausspielen, McLaren-Mercedes die roten Rivalen ausstechen und BMW-Sauber seinen Trumpf ziehen - doch im Poker beim prestigeträchtigsten Formel-1-Rennen droht Regen die Karten durcheinanderzuwirbeln und zum gefährlichen Vabanquespiel zu machen. "Es könnte ein Desaster werden, aber ich freu' mich auf die Herausforderung", sagte Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton in Monte Carlo. Der gejagte Weltmeister und Spitzenreiter Kimi Räikönnen befürchtet: "Es könnte mehr Zwischenfälle geben - speziell, wenn es nass sein sollte."

Monaco-Auftritt trotz Sex-Videoskandal

In diesem Jahr könnte das glamouröse Wochenende aber auch durch den Besuch des heftig in der Kritik stehenden FIA-Präsidenten Max Mosley Kratzer abbekommen. Schon vor seiner Visite - zum ersten Mal in der Formel 1 seit Bekanntwerden des Sex-Videoskandal Ende März - warnte Bernie Ecclestone mit martialischen Worten vor einem Machtkampf in der Formel 1. Er hoffe "aufrichtig, dass es keine Kriegserklärung war", sagte Ecclestone der Londoner Zeitung "The Times", nachdem Mosley in einem Brief an die Präsidenten der FIA-Mitgliedsverbände unter anderem vor seiner möglichen Abwahl am 3. Juni wegen des Skandals gewarnt und Bezüge zu aktuellen Verhandlungen über das Sagen in der "Königsklasse" hergestellt hatte.

Viele Safety-Car-Phasen einkalkuliert

Den Ton auf der Strecke wollen in Monte Carlo alle angeben. "In Monaco zu gewinnen ist fast wie eine Weltmeisterschaft zu holen", meinte Williams-Toyota-Pilot Nico Rosberg. Mit Regen, aber ohne Traktionskontrolle könnte die Hatz durch die Häuserschluchten auf den Straßen des etwa zwei Quadratkilometer großen Fürstentums aber fast unkontrollierbar werden. Die Vorhersagen schwanken zwischen 60 und 90 Prozent Wahrscheinlichkeit. "Ich wünsche mir keine Unfälle, aber wir müssen viele Safety-Car-Phasen aufgrund von Crashs einkalkulieren", meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Sein Fahrer Hamilton will sich auch von Regen nicht bremsen lassen und nach dem Auftaktsieg in "down under" endlich wieder ganz oben sein. Vier Ferrari-Siege nacheinander sind den Silbernen genug. Und: "Das ist das Rennen, das es zu gewinnen gibt", sagte Hamilton. In unteren Klassen gelang ihm dies schon, vor einem Jahr wurde er im McLaren-Mercedes Zweiter hinter seinem damaligen Teamkollegen Fernando Alonso, der 2006 im Renault an gleicher Stelle auch gewonnen hatte. 2005 war Räikkönen - damals ebenfalls im Silberpfeil - der Schnellste gewesen. "Es gibt kein besseres Gefühl, als wenn es in Monaco läuft. Monaco ist das Rennen, die Legende. Es wieder zu gewinnen, wäre etwas ganz Besonderes", betonte der Finne, der wegen der wenigen Überholmöglichkeiten mehr denn je die Pole Position anstrebt. In der WM-Wertung führte er mit insgesamt 35 Punkten. Sieben Zähler weniger haben Räikkönens Teamkollege Felipe Massa (28/Brasilien) und Hamilton.

Ferrari will an Schumachers Erfolge anknüpfen

An den Sieg durch Massa zuletzt in Istanbul will Ferrari anknüpfen. Mit dabei: Michael Schumacher auf dem Kommandostand. Das neuerliche Rendezvous der Rivalen will der Rekordweltmeister aus der ersten Reihe erleben - und Ratschläge geben. Schließlich gewann der Kerpener allein fünfmal in Monte Carlo, zuletzt 2001. Danach war dort kein roter Renner mehr Top.

In das rot-silberne Duell wollen auch die weiß-blauen BMW-Sauber- Männer wieder richtig eingreifen. 2005 war Nick Heidfeld in Monaco bereits Zweiter. Der Mönchengladbacher muss sich allerdings auch Teamkollege Robert Kubica vom Hals halten. Der Pole liegt in der WM-Wertung vier Punkte vor Heidfeld auf Rang vier (24), in den Qualifikationsduellen 5:0 vorne. "Die Formel 1 ist mein Leben - es ist keine Situation, die ich genieße", konstatierte Heidfeld. Chancen rechnen sich die Bayern dank des F1.08 aus, der in langsamen Kurven stark sein soll. Und davon gibt es reichlich in Monaco.

Mit einem neuen Auto geht Sebastian Vettel ins Rennen. Doch durch den Umstieg auf den STR 3 von Toro Rosso und den damit verbundenen vorzeitigen Getriebewechsel muss sich der Heppenheimer gleich fünf Startplätze nach hinten begeben. Adrian Sutil will im Force India weitere Kraft und Hoffnung schöpfen und Timo Glock im Toyota erstmals die "Faszination Monaco" erleben: "Mit diesem Wahnsinns-Gerät durch die engen Straßen fahren." Doch wehe, wenn es regnet.

Von Jens Marx, dpa

Quelle: ntv.de

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