"Danke an Marlon" Elfjähriger sorgt für deutsche Tischtennis-Sensation
29.01.2025, 05:55 Uhr
Immerhin: Börner macht neun Punkte.
(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)
Mit elf Jahren denken die wenigsten an den Leistungssport. Marlon Börner hat da schon den ersten Schritt gemacht. Das Tischtennis-Talent debütiert in der Bundesliga - dann auch noch gegen einen Olympiavierten. Und er schlägt sich wacker.
Morgens 5. Klasse, abends 1. Liga: Tischtennis-Talent Marlon Börner hat mit gerade einmal elf Jahren in Deutschlands höchster Spielklasse debütiert. Weil dem Tabellenletzten TTC Zugbrücke Grenzau krankheitsbedingt die Spieler ausgegangen waren, durfte Börner am Montag gegen Bundesliga-Spitzenreiter Ochsenhausen ran - und das gleich gegen den brasilianischen Olympiavierten Hugo Calderano.
In dem ungleichen Duell hielt der kecke Schüler mutig dagegen und holte immerhin neun Punkte - 4:11, 2:11, 3:11 lautete schließlich das Endergebnis. Das war an diesem aufregenden Abend aber nebensächlich für Börner, der etatmäßig für Grenzaus U19 spielt und auch dort eigentlich seiner Zeit voraus ist.
"Danke an Marlon, der spontan für unsere erkrankten und verletzten Jungs eingesprungen ist. So können wir unsere Jugend auch mal belohnen, wer kann schon sagen, dass er mal gegen Hugo Calderano gespielt hat", schrieb sein Klub bei Instagram. Börner ist damit sogar im Vergleich zum großen Timo Boll früh dran. Der frühere Weltranglistenerste debütierte einst mit 14 Jahren und damit ebenfalls schon reichlich zeitig in der Bundesliga.
Für Timo Boll wird es unterdessen emotional
Und dort setzt das deutsche Tischtennis-Ass weiter seine Abschiedstournee fort - und sorgt für viele Emotionen, nicht nur bei ihm. Auch Patrick Franziska vom 1. FC Saarbrücken-TT erlebte im Bundesliga-Klassiker bei Bolls Klub Borussia Düsseldorf (3:0) rund ums Match gegen seinen Freund und langjährigen Nationalmannschafts-Kollegen eine emotionale Achterbahnfahrt.
"Wir hatten", erzählte der Weltranglistenachte später, "beim Nationalmannschafts-Lehrgang in Düsseldorf vorher gewitzelt, dass es für den Verlierer eines letzten Spiels die nächsten 40 Jahre Sprüche gibt. Und dann, boah, bringen uns die Aufstellungen echt nochmal zusammen. Nochmal, vielleicht aber ja auch wirklich schon zum letzten Mal gegen Timo - ich war ganz schön nervös."
Letztlich machte die Emotionalität Franziska weniger Probleme als Boll wohl das Alter: 8:11, 5:11, 1:11 lautete das Ergebnis aus Sicht des 44-Jährigen. "Timo", meinte "Franz" nach dem Matchball und einer Umarmung, "trainiert eben nicht mehr so monsterviel". Gleichwohl war für den zwölf Jahre jüngeren Franziska der letzte Satz im Duell der Team-Olympiazweiten von 2021 fast eine Qual: "Bei 6:0, 7:0 kamen die Gedanken: Es geht gerade für mein Team um so viel, aber Timo und ich kennen uns so gut, sind so gut befreundet - es hat mir irgendwie einen Tick leid getan hat."
Und Boll? Der hatte an der Abfuhr fast so zu knabbern wie an einem verlorenen WM-Finale: "Ohne genug Kreativität und Schnelligkeit merkt man, dass ich mittlerweile limitiert bin." Die ganze Wahrheit presste die ehemalige Nummer eins der Welt erst später heraus: "Für mich als Perfektionisten ist das sehr frustrierend: Ich muss damit leben, kann es aber eigentlich nicht. Ich komme nicht damit klar, nicht mehr dominieren zu können. Dass es mir das so nicht mehr wert ist, ist der Grund, warum ich aufhöre - es macht so immer weniger Spaß."
Dennoch huscht beim Gedanken an Franziskas Frotzeleien ein Lächeln über Bolls Gesicht, fast so, als kämen Erinnerungen an die Zeiten eigener Überlegenheit auf: "Ich habe früher so viel ausgeteilt, da muss ich jetzt auch mal einstecken."
Quelle: ntv.de, ses/sid