WM-Aus für Schindler und Clemens Englischer Darts-Profi jubelt und zieht Weltkriegsvergleich
27.12.2023, 16:47 Uhr
Scott Williams nahm die Herausforderung an.
(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)
Viele deutsche Darts-Fans sind nach London gereist, um im "Ally Pally" die Darts-WM zu verfolgen. Sie sehen das Zweitrundenaus für die Deutschen Martin Schindler und Gabriel Clemens. Schindlers Kontrahent erinnert nach seinem Weiterkommen an die beiden Weltkriege.
Die deutschen Darts-Profi Gabriel Clemens und Martin Schindler haben das WM-Achtelfinale verpasst. Während Clemens sich mit einem 1:4 deutlich dem Engländer Dave Chisnall geschlagen geben musste, erlebte Schindler einen Thriller ohne Happy End: Trotz einer 2:0-Satzführung unterlag der Strausberger dem Engländer Scott Williams nach einer Achterbahnfahrt der Gefühle im Londoner Alexandra Palace 3:4.
"Ich hatte ein paarmal den einen oder zwei Darts auf die Doppel und die habe ich nicht genutzt. Deswegen habe ich verloren", sagte Schindler nach der Partie im berühmten "Ally Pally" bei Sport1. "Aber im Endeffekt ist es wurscht, wer der bessere Spieler war. Ich habe verloren und das zählt." Auch wenn er mit 13 perfekten 180er-Würfen einen deutschen WM-Rekord aufstellte und unter dem Strich einen besseren Average als sein Gegner warf, reichte es am Ende nicht zum Weiterkommen.
Gegen Williams knüpfte Schindler zunächst an seinen überzeugenden Zweitrunden-Auftritt gegen den Niederländer Jermaine Wattimena (3:1) an, verlor dann aber mit fünf verlorenen Legs in Folge den Faden. Erst nach der dritten Pause spielte Schindler wieder groß, musste sich in einem Match mit stetigen Richtungswechseln aber geschlagen geben.
Bevor er nach einem Break den ersten Satz für sich entschied, hatten die zahlreichen deutschen Fans - darunter BVB-Profi Nico Schlotterbeck - den 27-Jährigen mit "Martin-Schindler-Ole"-Rufen gefeiert. Auch Williams lobte das Publikum, überraschte dabei allerdings zudem mit einem interessanten Vergleich. "Das Spiel war unglaublich für den neutralen Fan. Ich habe noch nie so ein Publikum erlebt", lobt der Engländer. Und führte dann aus: "Ich weiß, dass wir zwei Weltkriege und eine Weltmeisterschaft gewonnen haben, aber hier waren so viele Deutsche. Ich konnte nur sie hören."
Clemens startet katastrophal
Schindler kam trotz der Anfeuerungen nach dem gewonnenen zweiten Satz nicht mehr ins Scoring, Williams spielte dagegen zwei High-Finishes und hatte das Momentum auf seiner Seite. Die letzte von drei kurzen Unterbrechungen nach dem vierten Satz kam Schindler dann aber anscheinend recht: Schindler spielte kurzzeitig wie verwandelt, checkte über das Bull's Eye eine 161 zum Satzgewinn. Williams versuchte mit lautstarken Jubelgesten nun auch die Zuschauer für sich zu gewinnen und fand fast immer eine Antwort. Die Entscheidung fiel in der Satzverlängerung. Auch im Entscheidungssatz konnte Schindler nicht das gewünschte Niveau bringen.
Im Gegensatz zu Schindler legte Clemens, WM-Halbfinalist der Vorjahresausgabe, einen Fehlstart hin und kam überhaupt nicht in die Partie. Die Doppel-Quote des Saarländers lag zwischenzeitlich bei unter zehn Prozent - ein katastrophaler Wert. Sein routinierter Gegner konnte das Match von vorne spielen. Die erste Partie zweier gesetzter Spieler wurde so zu einer eindeutigen Angelegenheit - auch wenn Clemens, der 2021 als erster deutscher Darts-Profi den Sprung in ein WM-Achtelfinale geschafft hatte, mit dem gewonnenen vierten Durchgang kurzzeitig Hoffnung schöpfte.
Clemens fand daher einen simplen Grund für seine deutliche Niederlage, "weil ich scheiße gespielt habe - vor allem die ersten drei Sätze", sagte der 40-Jährige und ergänzte: "Man hat gesehen, dass ich es versucht habe. Es ist unheimlich schwer, ein 0:3 zu drehen. Auch mir ist es nicht gelungen."
Deutschland droht nach den Festtagen vor Weihnachten nun die große Ernüchterung, zwei Chancen verbleiben am Donnerstag. Florian Hempel und WM-Debütant Ricardo Pietreczko kämpfen um das Weiterkommen - und die Aufgaben haben es in sich. Der Wahl-Kölner Hempel trifft am Nachmittag (13.40 Uhr) auf den hoch gehandelten Stephen Bunting, am Abend (ca. 21.15 Uhr) bekommt es "Pikachu" mit Top-Favorit Luke Humphries zu tun.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa