"Entwicklungshilfe" statt Attacke Entspannter Bradl fährt dem Feld hinterher
17.03.2016, 15:12 Uhr
"Die Erwartungen sind nicht super hoch", sagt Stefan Bradl.
(Foto: dpa)
Stefan Bradl startet am Wochenende mit einem gewaltigen Nachteil in die MotoGP-Saison. Drei Wochen später als geplant war sein neues Motorrad fertig, die ersten WM-Wochen sieht der Aprilia-Pilot nur als Entwicklungsphase.
Lange musste Stefan Bradl auf sein neues Spielzeug warten. Drei Wochen später als geplant konnte der MotoGP-Pilot mit seiner Aprilia testen, Bradl ist schon vor dem Saisonstart am Sonntag (19 Uhr/Eurosport) in Katar hinten dran. "Die Erwartungen sind nicht super hoch", sagt der 26-Jährige: "Wir versuchen, das Beste daraus zu machen." Bradl ist Widrigkeiten gewohnt. Das vergangene Jahr mit dem Teamwechsel im Sommer und einer schweren Handverletzung war das turbulenteste seit seinem Aufstieg in die Königsklasse. Entsprechend unaufgeregt geht der Zahlinger mit den wegen der Verzögerung entstandenen Problemen um.
"Wir sind schon noch ein bisschen im Rückstand", sagt ein sichtlich entspannter Stefan Bradl. In erster Linie ist jetzt Geduld gefragt, die Ergebnisse spielen zunächst nur eine untergeordnete Rolle. "Wir müssen in den ersten Rennen schauen, dass wir in der Entwicklung ein bisschen vorwärts kommen. Wir kennen das Motorrad einfach nicht gut genug, um voll auf Attacke zu gehen", so Bradl. Dementsprechend sei die Vorbereitung "so lala" gewesen. Grundsätzlich hat dem früheren Moto2-Weltmeister die Rennpause gut getan. "Für mich war der Winter sehr angenehm, sehr ruhig. Vom Kopf her konnte ich gut abschalten", sagt Bradl - er ist heiß auf den Auftakt: "Es wird Zeit, ich freue mich. Aber es ist eine komische Situation. Ich weiß, dass wir noch nicht bereit sind."
Fleißig, aber langsam
Zwei Wochen vor dem Nachtrennen auf dem Losail International Circuit nahe Doha fand an gleicher Stelle der letzte Test statt. Bradl gehörte zu den fleißigsten Piloten, aus gutem Grund, war am Schlusstag aber der langsamste aller WM-Starter. Der 2016er Prototyp ist mit dem aus dem Vorjahr nicht zu vergleichen, es gibt an der RS-GP viel zu tun. "Unser Motorrad ist wirklich ganz frisch, es steckt noch in den Kinderschuhen. Es ist ein bisschen bitter, dass wir nicht sagen können: Okay, wir legen jetzt los, es sieht gut aus", meint Bradl: "Aber es ist auf der anderen Seite auch schön, dass man ein Motorrad von Null weg mitentwickeln kann und viel Einfluss hat. Mir macht die Aufgabe Spaß." Bradl ist erstmals in einem Werksteam als "Entwicklungshelfer" gefordert.
Zum Europa-Auftakt Ende April im spanischen Jerez, dem vierten von 18 Saisonläufen, will Aprilia konkurrenzfähig sein und Renndirektor Romano Albesiano seine Piloten regelmäßig in der Nähe von Platz zehn sehen. "Das wäre auch mein Ziel", sagt Bradl: "Auf kurz oder lang wäre es schon wünschenswert, wenn das so klappen würde."
Wie fast immer geht es für Bradl nicht nur um Erfolge, sondern auch um seine Zukunft. Sein Vertrag endet nach dieser Saison, für das kommende Jahr hat Aprilia schon den Briten Sam Lowes verpflichtet. Bradl und sein spanischer Teamkollege Alvaro Bautista (31) müssen also Eigenwerbung betreiben, um bleiben zu können. Auf das Fahrerduo warten in vielerlei Hinsicht große Herausforderungen. "Die Elektronik hat sich verändert, wir haben einen neuen Reifenlieferanten. Das macht es für uns auch nicht unbedingt einfacher", sagt Bradl: "Andere Teams konnten sich besser auf die Abstimmung konzentrieren. Wir haben doppelt so viel Arbeit."
Quelle: ntv.de, Uli Schember, sid