"Wäre schade um Ballack und Frings" Es knirscht im DFB-Team
23.10.2008, 14:51 UhrMichael Ballack hat im Streit mit Joachim Löw den Ball zunächst einmal an den Bundestrainer und an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zurückgespielt. "Das muss der Deutsche Fußball-Bund mit meinem Arbeitgeber Chelsea London absprechen", sagte der Kapitän der Nationalmannschaft der "Bild"-Zeitung zu der Forderung Löws, möglichst schnell zu einem Gespräch nach Deutschland zu kommen.
Er sei jederzeit zu einem Vier-Augen-Gespräch bereit, sagte Ballack: "Ich freue mich, dass der Trainer wieder den Dialog mit mir sucht." Einen Gesprächstermin gebe es noch nicht. Er hatte in einem Zeitungsinterview den Führungsstil Löws kritisiert.
Frings unterstützt Ballack
Im Streit zwischen Löw und Ballack hat sich Torsten Frings hinter seinen DFB-Teamkollegen gestellt und Löw erneut kritisiert. "Es ist Ballacks gutes Recht, sich als Kapitän frei zu äußern. Er will für das Team nur das Beste", sagte er nach dem Spiel von Werder Bremen in der Champions League gegen Panathinaikos Athen.
Ballack hatte in einem Zeitungsinterview unter anderem sein Unverständnis über die Nicht-Berücksichtigung des Bremers bei den letzten beiden Länderspielen geäußert. Frings stößt sich nach eigener Aussage ganz besonders an der Form der Zurückstufung durch Löw: "Man sollte sich mal Gedanken machen, warum gestandene Spieler sich so aufregen."
Dass Ballack ihm per Interview beigesprungen ist, hat Frings offensichtlich gutgetan, ihn aber wohl auch zu der erneuten Kritik angestachelt. "Michael ist mein Freund, wir haben öfter Kontakt", sagte Frings zu seinem Verhältnis zu Ballack. "Wir haben zusammen in der U21 gespielt, wir waren jahrelang ein Super-Gespann in der Nationalmannschaft. Und er kann das auch nicht verstehen, dass ich nicht gespielt habe. Ein gutes Gespann wird auseinandergerissen."
"Was soll mir schon passieren?"
Konsequenzen von Löw fürchtet Frings offenbar nicht. "Wie soll Löw denn reagieren? Ich hab ja jetzt schon nicht gespielt. Was soll mir schon passieren?", sagte Frings bei "Premiere".
Den sportlichen Vergleich mit jüngeren Spielern werde und brauche er nicht zu scheuen. Frings: "Ich bin seit elf Jahren Profi, und mir ist noch nie etwas geschenkt worden. Ich habe mich immer allen Auseinandersetzungen gestellt."
Bezüglich seines möglichen Rücktritts aus der A-Nationalmannschaft habe er noch keine Entscheidung getroffen. "Es ist nicht so, dass ich Tag und Nacht darüber nachdenke. Ich werde mich mit vielen Menschen beraten und dann sehen, ob es noch eine Perspektive für mich gibt", erklärte der 31-Jährige.
Allofs fordert klärendes Gespräch
Werder Bremens Manager Klaus Allofs hat Löw und Frings erneut zu einem gemeinsamen Gespräch aufgefordert. "Ich kann allen nur raten, dass man sich schnell zusammensetzt und das unter vier Augen - oder sechs Augen, wenn es nötig ist - bespricht", sagte Allofs. "Das, was jetzt passiert, ist für niemanden gut", kommentierte der Manager den sich zuspitzenden Konflikt. Und ergänzte: "Es wäre schade, wenn Michael Ballack und Torsten Frings ihre Karrieren jetzt schon beenden würden."
"Es sollte sich nicht jeder in seine Ecke verkriechen, sondern man muss miteinander reden", forderte der Werder-Manager: "Vielleicht waren es ja nur Missverständnisse, vielleicht kann man die ausräumen."
"Wir stehen zu unserem Spieler", betonte Allofs. Und: "Ich glaube schon, dass er in die Nationalmannschaft reingehört, das ist meine persönliche Meinung. Diese Meinung können wir uns nicht verbieten lassen." Der Bremer Manager sagte aber auch: "Wir haben immer gesagt, dass ein Trainer auch andere Gedanken haben kann. Diese beiden Dinge gehören zum Fußball dazu, man muss es nur vernünftig regeln."
Rummenigge: "Das ist ein Unding"
Uneingeschränkte Unterstützung hatte Löw bereits von DFB-Präsident Theo Zwanziger und -Sportdirektor Matthias Sammer erhalten, nun bekam er auch Rückendeckung von Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. "Es geht nicht, dass der Bundestrainer in der Öffentlichkeit kritisiert wird. Wenn einem Kapitän etwas nicht passt, dann muss man das hinter verschlossenen Türen machen. Das ist ein Unding", sagte Rummenigge: "Michael Ballack muss einsehen, dass er weit übers Ziel hinausgeschossen ist, und sich beim Bundestrainer entschuldigen."
Er könne nur an alle appellieren, so Rummenigge, eine vernünftige Lösung zu finden: "Wir können auf Ballack als Kapitän nicht verzichten, aber Michael muss ganz schnell das Gespräch mit Joachim Löw führen, denn so etwas kann sich kein Trainer gefallen lassen."
Quelle: ntv.de