"Nie solchen Betrug gesehen" Fake-Liga legt russische Zocker filmreif rein
12.07.2022, 15:23 Uhr
Filmreifer Wett-Betrug in Indien.
(Foto: imago images/NurPhoto)
Überlistet wie im Film: Indische Kriminelle stellen gefälschte Cricket-Spiele auf die Beine und ins Internet und lassen Glücksspieler aus Russland darauf ihr Geld verwetten. Die Bande kommt mit äußerst kreativen Ideen um die Ecke, allzu viel Geld bringt die ganze Aktion aber nicht ein.
Cricket ist in Russland nicht gerade ein beliebter Sport, erst 2013 wurde der Russische Cricketverband mit seinen 44 regionalen Verbänden gegründet. Vielleicht gelang es nun auch deshalb indischen Kriminellen, russische Sportwetten-Zocker mit einem einfallsreichen und filmreichen Betrug zu überlisten. Die Bande organisierte ein gefälschtes "Indian Premier League"-Turnier, bei dem Arbeitslose und Bauern als Spieler auftraten und die Schiedsrichter per Walkie-Talkie mit den Organisatoren kommunizierten und den Akteuren auf dem Feld Anweisungen gaben. Vier Männer wurden in diesem Zusammenhang von der indischen Polizei verhaftet.
Die Inder streamten mehrere Fake-Partien live auf einem YouTube-Kanal. Russische Glücksspieler wurden anschließend über einen von der Bande eingerichteten Telegram-Kanal dazu verleitet, ihre Rubel zu verwetten. Die falschen Spieler wechselten immer mal wieder die Trikots und liefen mal für die falschen Versionen der echten Cricket-Teams Chennai Super Kings, die Mumbai Indians und die Gujarat Titans auf. Laut der indischen Polizei, die die Kriminellen auf einen anonymen Hinweis hin auffliegen ließ, habe es einen "in Russland ansässigen Drahtzieher" gegeben. Einer der vier verhafteten Männer habe außerdem in der Vergangenheit in einer Kneipe in Russland gearbeitet und deshalb den Kontakt zu den russischen Glücksspielern aufbauen können.
Publikumsgeräusche aus dem Internet
Da in Indien Sportwetten nur bei Pferderennen erlaubt sind, kommt es in dem Land immer wieder zu illegalen Wetten rund um den Nationalsport Cricket. Um die gestreamte Partien, insgesamt gab es laut Polizei neun davon, noch echter wirken zu lassen, lud die Bande Publikumsgeräusche aus dem Internet herunter und spielte sie aus Lautsprechern ab. Obendrein verwendete sie computergenerierte Grafiken, um die Klubnamen und Spielstände auf dem Live-Streaming-Bildschirm anzuzeigen. Einer der Organisatoren betätigte sich als Kommentator und imitierte einen bekannten indischen Cricket-Kommentator.
"Ich habe noch nie einen solchen Betrug gesehen", sagte Bhavesh Rathod, der den Fall untersuchende Polizeibeamte, gegenüber Journalisten. "Diese Typen haben einfach ein Stück Land tief in einem Dorf gerodet und angefangen, ein Spiel zu spielen und es auf YouTube zu übertragen, um mit Glücksspielen Geld zu verdienen. Nicht einmal die Dorfbewohner waren sich dessen bewusst." Laut der französischen Nachrichtenagentur AFP hätten die verhafteten Männer eine erste Rate von umgerechnet knapp 4000 Euro von den Zockern in Russland ergaunert. Die angeheuerten Spieler sollen umgerechnet knapp fünf Euro pro Partie erhalten haben.
Quelle: ntv.de, dbe