Haarscharf am Rekord vorbeiFeuerwehrmann übersteht bei Darts-WM irres Matchdart-Drama

Ein starker Start, viele ausgelassene Chancen, dann das Happy End: Dartsprofi Alan Soutar hat bei der WM in London nach einer wilden Achterbahnfahrt die zweite Runde erreicht. Und fast einen historischen Rekord gebrochen.
Der sechste Turniertag bei der Darts-WM in London beginnt mit absurden Szenen: Alan Soutar aus Schottland führt komfortabel gegen den Finnen Teemu Harju, als das ganz große Drama ausbricht. Der 47 Jahre alte Schotte ist gerade dabei, einen ungefährdeten Auftaktsieg einzufahren. Doch plötzlich wird aus dem Langweiler-Spiel ein Marathon-Match.
Beim Stand von 2:2-Legs im vierten Satz hat Soutar alle Zeit der Welt, das entscheidene Doppel zu treffen. Doch Dart um Dart fliegt am Ziel vorbei. Soutar schafft es einfach nicht, das acht Millimeter schmale Doppelfeld zu treffen. Die Szenerie wirkt so, als hätte sich Soutar im Spiel durch einen Pubspieler ersetzen lassen.
Harju, der ein paar Aufnahmen zuvor schon spürbar aufgegeben hatte, konnte sein Glück kaum fassen. Soutar wollte nicht, Harju schnappte zu. So ging eine eigentlich einseitige Partie in den fünften Satz. Im Entscheidungsdurchgang braucht ein Spieler zwei Legs Vorsprung für den Sieg. Hier ist es plötzlich Harju, der den Schwung aus dem vorherigen Satz mitnimmt. Beim Stand von 3:2 in den Legs bekommt der finnische WM-Debütant seinerseits Matchdarts. Aber Soutar hat ihn offenbar angesteckt. Anders ist kaum zu erklären, warum der Finne teils hanebüchen weit am Doppelfeld vorbeiwirft.
Plötzlich hat Soutar viermal Glück
Das Spiel wird ab diesem Moment nur noch absurder. Auf einmal profitiert Soutar vom Matchdart-Chaos. Ein paar Minuten später führt "Soots" mit 4:3, bekommt zwei weitere Matchdarts - und vergibt natürlich beide. Beim Stand von 5:4 gibt es zwei weitere Matchdarts für Soutar - beide bleiben ungenutzt. Zu diesem Zeitpunkt schnuppert der zweimalige WM-Achtelfinalist an einem Rekord: Der zweifache Weltmeister John Part hatte bei den Players Championship Finals 2013 unfassbare 18 (!) Matchdarts vergeben - und gegen Andy Hamilton noch verloren. Soutar steht zu diesem Zeitpunkt bei 15 verpassten Matchdarts.
Immerhin dieses Schicksal bleibt Soutar erspart. Beim Stand von 2:2-Sätzen und 5:5-Legs muss das sogenannte "Sudden Death" - ein einziges Leg - über Sieg und Niederlage entscheiden. Hier lässt sich Soutar kein 16. Mal bitten.
Für den Schotten, der nächstes Jahr beim London-Marathon mitlaufen will, geht es am 22. Dezember im legendären Alexandra Palace weiter. Gegen WM-Mitfavorit Gian van Veen aus den Niederlanden ist der Feuerwehrmann und Blindenhund-Trainer klarer Außenseiter. Es wäre eine Überraschung, sollte Soutar in diesem Spiel auch nur einen einzigen Matchdart bekommen.