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Confed-Cup und Proteste in Brasilien Fifa-Funktionäre werden nervös

Die Proteste während des Confed-Cups in Brasilien arteten teilweise in Gewalt aus.

Die Proteste während des Confed-Cups in Brasilien arteten teilweise in Gewalt aus.

(Foto: AP)

Es hätte so schön werden können: Der Confed-Cup sollte einen Vorgeschmack auf die Fußball-WM in Brasilien geben. Doch dann gehen Hunderttausende auf die Straße. Jetzt ist die Vorrunde zuende und die FIFA-Verantwortlichen sind nervös.

Jérôme Valcke.

Jérôme Valcke.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Flaggen mit den FIFA-Symbolen am noblen Copacabana Palace sind eingeholt, nichts soll mehr die Aufmerksamkeit der Randalierer erwecken. Auf der großen Terrasse leere Tische und Fernseher, die Bilder von demonstrierenden Menschen statt Fußball zeigen. Von Feststimmung ist im Hauptquartier des Weltverbandes keine Spur. "Ich hoffe, das geht nicht bis nächstes Jahr so weiter", flehte Jérôme Valcke nach einer Woche Confed Cup in Brasilien schon fast.

 Der Generalsekretär will das FIFA-Event nicht mehr mit den Protesten und Gewalt-Exzessen zwischen einigen Chaoten und der Polizei in Verbindung gebracht sehen. "Brasilien muss dieses Problem lösen!", fordert der Franzose, "es ist kein Problem der FIFA." Nach einer Woche "Mini-WM" musste der Weltverband seine Krisenstrategie ändern. Noch am vergangenen Montag hatte der Verbandsboss Joseph S. Blatter gesagt: "Der Fußball ist stärker als die Unzufriedenheit der Menschen. Wenn der Ball erst einmal rollt, werden die Leute das verstehen, und dies (die Proteste, d. Red.) wird aufhören."

Ein Riesen-Irrtum: Am Donnerstag zogen 1,25 Millionen Unzufriedene durch die Straßen der brasilianischen Metropolen. Da war Blatter schon in der Türkei bei der U20-WM. Geplant, wie sein Pressestab verkündete, überstürzt, wie die abgesagten Arbeitsessen mit Gouverneuren verschiedener Bundesstaaten vermuten lassen. Die FIFA-Funktionäre verlassen kaum ihre Hotel-Burg, Sponsorenfeste werden abgesagt, den Mannschaften wird nahegelegt, auf Tourismus-Programme zu verzichten. Nur die Fans bahnen sich ihren Weg zu den Stadien, an bewaffneten Polizisten, gepanzerten Fahrzeugen und der Kavallerie vorbei. Sie lassen sich von Transportproblemen, langen Schlangen am Eingang und vor den Imbisstheken sowie überteuerten Snacks und Getränken ihren Spaß nicht verderben.

Löw ist von der Stimmung angetan

Auch Joachim Löw war vor Ort. Zwar nur für ein paar Tage als "Tourist", aber der Bundestrainer zeigte sich beeindruckt, vor allem von der Atmosphäre. "Egal, wo man hinkommt: Die Stadien sind gefüllt, es herrscht eine unglaubliche Stimmung. Bei mir ist die Vorfreude auf die WM noch einmal extrem gestiegen", sagte Löw dem SID, "obwohl es hier organisatorisch die eine oder andere Schwierigkeit gegeben hat."

Nimmt man die offiziellen Zuschauerzahlen und das Fassungsvermögen der sechs Stadien, liegt die Auslastung der "Mini-WM" zum Vorrundenabschluss bei 80 Prozent. Und jetzt folgen noch die Halbfinals (am Mittwoch und Donnerstag) sowie das Spiel um Platz drei und das Endspiel (beide am Sonntag). Der Confed Cup - ein Publikumserfolg. Nur drei Prozent der Karteninhaber kommen aber aus dem Ausland.

Für gute Laune sorgt vor allem die heimische Seleção. 3:0 gegen Japan, 2:0 gegen Mexiko, 4:2 gegen Italien. "Ich denke, dass wir für das Halbfinale bereit sind", sagte Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari. Das Kräftemessen mit dem Welt- und Europameister Spanien rückt näher. "Diesem Vergleich fiebere ich entgegen", sagte Carlos Alberto Parreira, Technischer Koordinator beim Confed-Cup-Sieger der beiden letzten Auflagen.

Kein Plan B

Was gab es noch in der ersten Woche? Ausgeraubte Spanier, ein von der Hitze und der langen Saison ausgelaugtes Italien, eine sympathische Schießbude aus Tahiti, gellende Pfiffe gegen Blatter und Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff bei der Eröffnungszeremonie - und die Erkenntnis, das Brasiliens Himno Nacional erst dann zu Ende ist, wenn der finale Vers verklingt: "Pátria Amada, Brasil" - Geliebtes Vaterland, Brasilien. Vorgetragen von einem Heer im "Canarinho"-Trikot.

Die zweite Woche kann beginnen. Mit Fußball und Stimmung in den Stadien, aber auch neuen Protesten auf den Straßen. Das vorläufige Schlusswort hat der FIFA-Generalsekretär: "Der Confed Cup findet in Brasilien statt, und die WM muss es auch. Es gibt keinen Plan B." Wenn das mal so ist.

Quelle: ntv.de, Heiner Gerhardts, SID

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