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Mathelehrer kämpft mit Geldgier Finke will Kamerun weiter trainieren

Der Mathematiklehrer Finke ist bereits Kameruns sechster Trainer seit 2009.

Der Mathematiklehrer Finke ist bereits Kameruns sechster Trainer seit 2009.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Aus gegen Brasilien beendet einen zweifelhaften WM-Auftritt der Elf aus Kamerun. Trainer Volker Finke ist dennoch entschlossen, seinen Vertrag bei den "unzähmbaren Löwen" bis zum Ende zu erfüllen. Dabei liegen die größten Probleme des Teams nicht mal auf dem Platz.

Eine innige Umarmung mit Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari, dann war für Volker Finke die WM endgültig beendet. Null Punkte, 1:9 Tore, Tabellenletzter der Gruppe A - trotz der ernüchternden Bilanz will der 66-Jährige als Nationaltrainer Kameruns weitermachen und seinen bis 2015 laufenden Vertrag erfüllen.

"Inkompetent" nennt Kameruns Fußball-Legende Roger Milla den deutschen Trainer seines Landes.

"Inkompetent" nennt Kameruns Fußball-Legende Roger Milla den deutschen Trainer seines Landes.

(Foto: REUTERS)

"Natürlich sind wir enttäuscht. Ich habe aber einen Vertrag, ich werde meinen Job machen", sagte Finke nach der 1:4 (1:2)-Niederlage gegen den WM-Gastgeber in Brasília. Finke will die "unzähmbaren Löwen" doch noch bändigen, doch ob die Verantwortlichen ihn lassen, darf nach den teils peinlichen Auftritten in Brasilien stark bezweifelt werden. Zumal der Verband des viermaligen Afrikameisters nicht gerade für Kontinuität in der Trainerfrage bekannt ist. Finke ist bereits der sechste Chefcoach seit 2009.

Der Mathematiklehrer gibt sich dennoch kämpferisch, er will die Erfolgsformel finden. "Wir müssen analysieren, was schief gelaufen ist und einige Dinge ändern. Das muss man in Ruhe nach der WM hinter verschlossenen Türen machen", sagte Finke und fasste das nächste Ziel ins Auge: "Wir müssen uns jetzt auf die Afrikameisterschaft in Marokko konzentrieren."

Die Begegnung gegen den Rekordweltmeister könnte aber die Abschiedsvorstellung für den langjährigen Trainer des SC Freiburg gewesen sein.

Vier Jahre Arbeit enden in Streit

Finke, seit Mai 2013 im Amt, sieht sich massiver Kritik ausgesetzt. "Er ist inkompetent", lautete das vernichtende Urteil von Roger Milla. Der Trainer habe keine nachvollziehbare Strategie, er gebe der Mannschaft kein Gesicht, so Kameruns Fußball-Ikone.

Zumindest hat Finke die schwierige Mannschaft nicht in den Griff bekommen. Prämienstreit, Streikandrohung, Undiszipliniertheiten - es sind immer die gleichen Probleme in Kamerun. Nicht von ungefähr hat der WM-Viertelfinalist von 1990 turnierübergreifend sieben WM-Spiele in Folge verloren. "Die Spieler sind wie ein Löwenkäfig, sie brauchen einen Trainer als Dompteur", meinte Ex-Trainer Winfried Schäfer, der eines der größten Probleme benennt: "Immer das Geld. Sie arbeiten vier Jahre hart und zerstören dann alles wegen eines dummen Streits um Geld."

Gegen Brasilien präsentierte sich Kamerun zumindest eine Halbzeit ordentlich und kam durch den Schalker Joel Matip sogar zum zwischenzeitlichen Ausgleich (26.). Doch nach Gegentreffern durch den überragenden Neymar (17. und 35.), Fred (49.) und Fernandinho (84.) war die erwartete Niederlage besiegelt.

Immerhin behielten die Kameruner diesmal die Nerven. Gegen Kroatien (0:4) hatte Alexandre Song nach einer Tätlichkeit gegen Bayern-Stürmer Mario Mandzukic noch die Rote Karte gesehen, der Kopfstoß von Benoit Assou-Ekotto gegen seinen Teamkollegen Benjamin Moukandjo war der unrühmliche Höhepunkt. "Ich hasse es, so etwas zu sehen. Das ist nicht akzeptabel. Das war eine Schande", hatte Finke erklärt. Ob er sich künftig damit auseinandersetzen muss, liegt nicht mehr in seiner Macht. Auch wenn er will.

Quelle: ntv.de, Oliver Mucha, sid

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