Deutsche Werferinnen in Bestform Fischer und Heidler holen EM-Silber
08.07.2016, 21:58 Uhr
Die Saisonbestleistung von 75,77 Metern reichte der gebürtigen Berlinerin zu EM-Silber.
(Foto: AP)
Mit einer Saisonbestleistung sichert sich Hammerwerferin Betty Heidler bei ihrer letzten Europameisterschaft die Silbermedaille. Komplettiert wird deutsche Erfolg von Diskusswerferin Julia Fischer, die vor Teamkollegin Shanice Craft ebenfalls Silber holt.
Betty Heidler klatschte mit einem Lachen im Gesicht in die Hände und hüpfte vor Freude mit der deutschen Fahne in die Luft: Sechs Jahre nach ihrem Europameistertitel gewann die deutsche Vorzeige-Hammerwerferin mit Silber endlich wieder eine EM-Medaille. Und war danach völlig gelöst. "So ungefähr war mein Plan", sagte Heidler dem ZDF, "ich total happy über Silber". Nur Minuten später konnte sich der Deutsche Leichtathletikverband dann erneut über Medaillen freuen.
Mit Saisonbestleistung von 75,77 m musste Heidler bei ihrem letzten Auftritt auf der europäischen Bühne nur ihrer Dauerrivalin und Weltrekordlerin Anita Wlodarczyk (Polen/78,14) den Vortritt lassen, die zum dritten Mal in Folge triumphierte. "Man hat heute gesehen, dass Anita auch nicht unschlagbar ist", erklärte Heidler, räumte aber bei Eurosport ein: "Die Zeit wird wohl für Gold in Rio nicht reichen."
Alle Augen auf Rio
Nach der Saison verabschiedet sich die gebürtige Berlinern endgültig aus dem Ring - in wenigen Wochen bei den Olympischen Spielen soll ihr allerdings ebenfalls noch einmal ein großer Wurf gelingen. Dann will und muss sie sich noch steigern: "Diese Weite wird dort womöglich nicht für eine Medaille reichen. Ich will dort noch was draufpacken", sagte Heidler.
Es war bereits ihre sechste Medaille bei einer internationalen Großveranstaltung. Weltmeisterin 2007, WM-Zweite 2009 und 2011, Europameisterin 2010. Und natürlich Bronze bei den Olympischen Spiele 2012 in London. "Ich bin nicht zum Spaß hier. Wenn ich meine Leistung abrufe, ist eine Medaille drin", hatte die Kapitänin des deutschen Teams in Amsterdam bereits vor dem Endkampf gesagt - und hielt am Abend Wort.
Hochkonzentriert ging Heidler ans Werk und steigerte sich konstant: 71,27 im ersten, 73,19 im zweiten, 75,77 im dritten Versuch. Nach der Saisonbestleistung winkte sie bereits mit einem Lachen ins Publikum. "Normalerweise reicht das für eine Medaille, aber bei einer internationalen Meisterschaft weiß man nie", sagte Bundestrainer Michael Deyle im ZDF: "Die Devise lautet jetzt: Noch aggressiver werfen."
Nach der Saison ist Schluss
Mit einer Steigerung wurde es in den letzten drei Versuchen zwar nichts - dennoch reichte es souverän zu Platz zwei vor Hanna Skydan (Aserbaidschan/73,83). Doch am Ende der Saison ist für Heidler Schluss. Danach will sie sich auf ihre Karriere als Bundespolizistin und ihr Jura-Studium konzentrieren. "Ich weiß, ich habe schon alles erreicht. Ich bin extrem stolz auf diese Situation, dass ich nicht mehr irgendwas hinterherrennen muss, sondern ich mich darauf konzentrieren kann, das umzusetzen, was ich draufhabe", sagte die elfmalige deutsche Meisterin zuletzt. "Ich kann genießen, dass ich noch mal dabei sein darf. Mit dem Ziel aber auch, erfolgreich zu sein." So wie in Amsterdam - und hoffentlich auch in Rio.
Silber für Fischer, Bronze für Craft
Auch Diskuswerferin Julia Fischer hat bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam Silber gewonnen. Die 26-Jährige warf 65,77 m und musste sich nur der erneut überragenden Sandra Perkovic aus Kroatien (69,97) geschlagen geben. Bronze ging wie schon 2014 an Shanice Craft (63,89/Mannheim). Die WM-Dritte Nadine Müller aus Halle/Saale rundete als Vierte (62,63) das starke Ergebnis der deutschen Werferinnen ab.
Fischer, Freundin von Diskus-Star Robert Harting, durfte drei Versuche lang sogar vom Gold-Coup träumen, doch dann hatte Perkovic ihren Rhythmus gefunden - ihren 66,03 aus dem vierten Durchgang ließ sie noch die beeindruckende Siegesweite folgen. Für Perkovic war es der vierte EM-Titel in Serie - das schaffte vor ihr noch keine Werferin. Fischer und Craft sorgten für die deutschen Medaillen Nummer sechs und sieben in Amsterdam.
Rückschlag für den Gastgeber
Nicht ganz so gut verlief der Abend dagegen für den Niederländer Martina: Der 200-Meter-Läufer hat sich nur kurz über sein vermeintliches Titel-Double bei der Leichtathletik-EM in Amsterdam freuen können. Der von seinen Landsleuten zunächst gefeierte 100-Meter-Europameister aus den Niederlanden wurde am Abend nach seinem Sieg über 200 Meter wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert. Gold ging somit an den Spanier Bruno Hortelano. Deutschlands Top-Sprinter Julian Reus aus Wattenscheid war im Halbfinale wie sein Vereinskollege Robin Erewa und der Leverkusener Aleixo-Platini Menga ausgeschieden.
Quelle: ntv.de, jgu/sid