Alpha-Clash bei Red Bull droht Befreiter Florian Lipowitz stellt das Rad beiseite
07.10.2025, 10:17 Uhr
Florian Lipowitz beendet seine Saison vorzeitig.
(Foto: IMAGO/Belga)
Bei der Tour de France steigt Florian Lipowitz zur Radsport-Sensation auf. Er beendet die Rundfahrt auf einem herausragenden dritten Platz. Doch die Anstrengungen des Jahres hinterlassen Spuren beim 25-Jährigen, der sich nun für eine vorzeitige Pause entscheidet.
Auf sein Rad steigt Florian Lipowitz derzeit unregelmäßig. Kilometer im Sattel sammelt der Drittplatzierte der Tour de France nur noch wenn er will, nicht weil er muss. Am Ende eines überaus erfolgreichen, aber intensiven und kräftezehrenden Jahres hat sich der deutsche Radsport-Shootingstar eine dringend benötigte Pause verordnet - und zieht deshalb das Saisonende vor.
"Befreiend" sei die Entscheidung, die Lipowitz und sein Team Red Bull-Bora-hansgrohe am Dienstagmorgen verkündeten: "Ich kann jetzt die Dinge erledigen, für die während der Saison keine Zeit bleibt. Und ich merke, wie gut es tut, den Kopf einmal ganz frei zu bekommen."
52 Renntage hat Lipowitz 2025 absolviert
Der für Samstag geplante Start bei der Lombardei-Rundfahrt, dem letzten großen Klassiker des Jahres, bei dem es zum Wiedersehen mit Tour-Champion Tadej Pogačar gekommen wäre, entfällt: "Jetzt habe ich Zeit, auch mal ohne Ziel aufs Rad zu steigen oder einfach gar nicht zu fahren. Diese Erholung ist genauso wichtig wie das körperliche Abschalten."
52 Renntage hat Lipowitz im Jahr 2025 absolviert. Er ließ im März als Gesamtzweiter bei Paris-Nizza aufhorchen, bestätigte die gute Frühform bei der Baskenland-Rundfahrt im April und war im Juni beim Critérium du Dauphiné plötzlich in Schlagdistanz zu den Superstars Pogacar und Jonas Vingegaard. Bei der Frankreich-Rundfahrt im Juli gelang Lipowitz endgültig der Durchbruch, als Dritter und Träger des Weißen Trikots stand er an Pogacars und Vingegaards Seite auf dem Podium in Paris.
Gerade erst realisiert, was passiert ist
"Erst vor wenigen Wochen habe ich wirklich realisiert, was in diesem Jahr eigentlich passiert ist", sagte Lipowitz. Den Hype, den er mit seinen Tour-Leistungen in Deutschland ausgelöst hatte, holte ihn erst nach der Großen Schleife wirklich ein.
Der stille, eher zurückhaltende Lipowitz stand plötzlich im Mittelpunkt, war Gast bei festlichen Empfängen und das Zugpferd der Deutschland Tour im August. Beim Heimrennen, das eigentlich nicht in seinem Kalender gestanden hatte, schrieb er stundenlang Autogramme und posierte für unzählige Fotos, um den Fans etwas zurückzugeben. Die plötzliche Aufmerksamkeit sei neu für ihn, sagte Lipowitz: "Es ist ein Lernprozess, damit umzugehen und trotzdem bei sich zu bleiben."
Das Privatleben kam dafür zu kurz. Die Zeit, dieses zu pflegen, ist nun gekommen. Lipowitz freut sich auf "Alltag. Auf Familie, Freunde und viel Zeit ohne Gedanken an Wattwerte, Essenswiegen oder Etappenprofile", sagte der 25-Jährige: "Ich freue mich, zu Hause zu sein, vielleicht spontan irgendwo hinzufahren, ohne auf den Trainingsplan zu schauen. Das klingt banal, ist aber ein Luxus, den man in der Saison kaum hat."
Große Herausforderung in neuer Saison
2026 steht Lipowitz vor neuen Herausforderungen. Zum Red-Bull-Team stößt dann Doppel-Olympiasieger und Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel. Wie das Zusammenspiel zwischen Lipowitz und dem belgischen Alphatier verlaufen wird, ist im neuen Jahr die zentrale Frage beim Rennstall aus Raubling.
Lipowitz will die Pause nutzen und die kommende Saison mit "frischer Energie" angehen. Die Erfolge aus 2025 geben ihm zudem "das Vertrauen, dass das alles kein Zufall ist, sondern dass sich das harte Training und die vielen Wochen weg von daheim auszahlen." Vorerst aber wird es ruhig um Florian Lipowitz. Und das ist ihm ganz recht.
Quelle: ntv.de, tno/sid