Ryder Cup 2022 in Deutschland? Fontane und Fanfare am Märkischen Meer
30.10.2015, 11:06 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Am 8. Dezember fällt die Entscheidung über die Ryder-Cup-Vergabe 2022. Das deutsche Bewerbungskomitee rechnet sich sehr gute Chancen aus. Die Konkurrenz ist nicht von schlechten Eltern.
Wir blicken sieben Jahre voraus: Die Luft ist frisch und klar, der strahlende Sonnenschein bricht im ruhigen Wasser des Scharmützelsees, die massiven Birken wiegen leicht im Winde. Theodor Fontane verliebte sich bei einem Besuch 1881 in diese Gegend und bezeichnete den See liebevoll als Märkisches Meer. Nur das kehlige Zwitschern eines Zaunkönigs durchbricht die gespannte Stille am 18. Grün des A-Rosa Resorts. Martin Kaymer setzt zum Putt aus fünf Metern an, der Ball rollt über das ondulierte Grün, bricht 20 Zentimeter vor dem Loch und fällt mit Hilfe des Außenrings geräuschvoll: Plopp! Nach einer zehntelsekündigen Stille die eruptive Jubelexplosion, die jedes Fußballstadion vor Neid erblassen lässt: Team Europa gewinnt den Ryder Cup gegen Team USA! Und der Ryder Cup, eine der größten Sportveranstaltungen der Welt, fand auf heimischen Boden vor den Toren von Berlin statt.
Dass dieses zugegebenermaßen geschönte Szenario in der Zukunft Wirklichkeit wird, daran arbeitet seit Monaten fieberhaft ein Bewerbungskomitee. Als letzter größerer Brocken galt die Steuerbefreiung, die schon bei der Fußball-WM 2006 ausschlaggebend war. "Das ist ja nur ein Teil der Bewerbung, aber das ist die beste Hilfe, die Deutschland geben kann", frohlockte Marco Kaussler, Geschäftsführer der Ryder Cup Deutschland GmbH nach dem positiven Bescheid im September. "Deutschland hat nun erkannt, welchen Stellenwert und welch positive Effekte der Ryder Cup hat. Es gelte nun, die Stärken der Bewerbung noch einmal herauszuarbeiten", so Kaussler. Deutschland war mit seiner Bewerbung um den Ryder Cup 2018 unter anderem an Frankreich gescheitert, weil das Finanzministerium kein Steuerprivileg eingeräumt hatte.
Thomas Müller, Martin Kaymer und Co. werben für Ryder Cup
Der alle zwei Jahre an unterschiedlichen Austragungsorten stattfindende Ryder Cup zählt seit 1927 neben der Fußball-WM und den Olympischen Spielen zu den größten und bedeutendsten Sport-Events weltweit. Mehr als 300.000 Menschen sind bei den Events live vor Ort, wenn Europas beste Golfer ihre amerikanischen Kollegen auf den Greens und Fairways dieser Welt herausfordern. Unter der Initiative GoDeutschland22 werben seit Monaten deutsche Sportstars in Videos, um den Ryder Cup erstmalig nach Deutschland zu holen. In der #GolfballChallenge jonglieren Sportstars wie Martin Kaymer, Thomas Müller oder Stefan Kretzschmar den Ball mit dem Fuß.
Das A-Rosa Resort, bestehend aus drei 18-Loch-Plätzen, gilt aufgrund seiner Nähe zur Hauptstadt Berlin als idealer Austragungsort. "A-Rosa hat große Chancen ausgewählt zu werden", ist Golflegende Sir Nick Faldo überzeugt. Er selbst hat einen der drei Kurse konzipiert und würde wohl den Ryder-Cup-Kurs konzipieren. Sollte das Go für Bad Saarow kommen, so werden schon im nächsten Jahr die Bagger und Planierraupen anrücken, um den neuen Platz zu bauen. Die Anlage würde grundlegend verändert. Im Juli war Nick Faldo selbst vor Ort und hatte seine Pläne vorgelegt.
Spanien mit PGA Catalunya Resort beworben
Die Rivalen für Bad Saarow kommen in diesem Jahr aus Österreich, Italien und Spanien. Österreich mit dem Klub Fontana bei Wien gilt als härtester Mitbewerber, hat indes das Handicap, dass nur ein 18-Loch-Platz zur Verfügung steht. Im Grunde zu wenig, um dieses Großereignis stemmen zu können. Spanien mit dem monströsen PGA Catalunya Resort wäre mit seiner aufwendigen Bewerbung mit Golf-As Sergio Garcia und Tennisstar Rafael Nadal schon fast die logische Wahl, besitzt aber das Manko, bereits einmal Ausrichter gewesen zu sein - 1997 in Valderrama. Der vierte Bewerber, Italien, das den Marco-Simone-Kurs in der Nähe von Rom ins Rennen schickt, hat sich bisher merklich zurückgehalten und gilt als Außenseiter.
Gute Chancen also für das A-Rosa Resort in Bad Saarow erstmalig Ausrichter eines Ryder Cups auf deutschem Boden zu werden. Unterstützung genießt die Bewerbung auch aus der Politik. Frank Henkel, Bürgermeister und Senator für Inneres und Sport des Landes Berlin: "Der Ryder Cup wäre eine tolle Bereicherung für die Region Berlin-Brandenburg." Am frühen Nachmittag des 8. Dezember wird nun in Wentworth, England bekannt gegeben, welches Land den Ryder Cup 2022 ausrichten wird. Golf-Deutschland wird dann sicher den Atem anhalten, denn eines scheint klar: ein Ryder Cup in Deutschland würde dem Golfsport im eigenen Land einen immensen Schub geben. Theodor Fontane hätte sicherlich nichts dagegen.
Quelle: ntv.de