DFB-Elf gegen Afrikameister Nigeria Birgit Prinz will nicht nur knipsen
29.06.2011, 14:53 UhrDie deutschen Fußballerinnen werden ihr zweites Spiel bei dieser WM am Donnerstag gegen Afrikameister Nigeria mit der gleichen Formation wie beim Auftaktsieg gegen Kanada bestreiten. Ansonsten macht Silvia Neid das, was Trainerinnen so machen: Sie warnt vor dem nächsten Gegner.
Im bisher letzten Duell stolperten die Nigerianerinnen noch frierend und lustlos über den Rasen, doch auf ihrer zweiten WM-Etappe zum angestrebten Titel rechnen Deutschlands Fußballerinnen mit heftiger Gegenwehr. "Das Spiel wird kein Vergleich zu der Partie in Leverkusen sein. So wie beim 8:0 werden sie sich nicht noch einmal präsentieren", dämpfte Silvia Neid die Erwartungen vor dem Match gegen den Afrikameister am Donnerstag ab 20.45 Uhr in Frankfurt. Gleichwohl lässt die Bundestrainerin keinen Zweifel an der Marschroute: "Wir wollen den zweiten Sieg einfahren."
Nach dem noch etwas holprigen 2:1-Auftakt gegen Kanada könnten Birgit Prinz und Kolleginnen im Jubiläumsspiel von Torhüterin Nadine Angerer mit einem Erfolg gegen Nigeria sogar vorzeitig den Viertelfinaleinzug perfekt machen. Voraussetzung ist aber, dass Frankreich nach dem 1:0 gegen Nigeria zuvor ab 18 Uhr in Bochum Kanada bezwingt. Dass die Afrikanerinnen ihre erste Partie verloren haben, mache die "Aufgabe nicht leichter", betonte Neid, "sie sind unter Zugzwang".
"Nigeria wird uns alles abverlangen"
Die 0:8-Demütigung hat Nigeria abgehakt. "Die werden uns beim nächsten Mal die Knochen polieren", mahnte die Bundestrainerin schon nach der kuriosen Partie im vorigen November. Da führte die DFB-Elf durch Tore von Inka Grings (2) sowie Kerstin Garefrekes und Prinz schon nach 19 Minuten mit 4:0. Und die bei Schneeregen bibbernden "Super Falcons" ließen geschlaucht vom gerade gewonnenen Afrika-Cup die Flügel hängen. "Sie haben richtig gefroren", erinnert sich Kim Kulig fast mitleidig, warnte jedoch: "Eine WM ist etwas ganz anderes. Nigeria wird uns alles abverlangen."
Bei erwarteten Temperaturen von rund 17 Grad am Spielabend wird der Gegner zumindest keinen Vorteil aus den in den Vortagen herrschenden "nigerianischen Verhältnissen" (Angerer) ziehen. Der Wunsch der DFB-Torhüterin in ihrem 100. Länderspiel dürfte sich nach den Wetterprognosen allerdings auch nicht erfüllen. "Ich steh' auf Regen", sagte Angerer, die gemeinsam mit Fatmire Bajramaj noch entspannt über die Frankfurter Fanmeile am Main schlenderte.
Grings und Popp brennen auf ihren Einsatz
Gegen die laut DFB-Co-Trainerin Ulrike Ballweg "pfeilschnellen, technisch versierten und athletischen Nigerianerinnen" setzt die DFB-Elf auf die Stärken, die gegen Kanada noch vermisst wurden. "Wir wollen besser Fußball spielen und unsere Torchancen konsequent nutzen", erklärte Neid. Die 47-Jährige dürfte kaum personelle Änderungen planen und dieselbe Startelf ins Rennen schicken wie gegen Kanada, auch wenn in Inka Grings oder Alexandra Popp weitere Offensiv-Kräfte auf ihren Einsatz brennen.
Ob Spielführerin Prinz wie in Berlin in der für sie nicht mehr gewohnten Rolle als Stoßstürmerin vor der aufstrebenden Celia Okoyino da Mbabi agiert, ist offen. Gegen Kanada missglückte das Experiment. Prinz sieht sich selbst schon länger eher als Gestalterin denn als Vollstreckerin. "Meine Rolle ist es längst nicht mehr, ständig die Dinger reinzumachen", betonte die 33-Jährige der "Süddeutschen Zeitung". "Mein Anspruch war schon immer, auch Tore vorzubereiten und mitzuspielen, statt vorne drin zu stehen."
Nigerianerinnen mit neuem Selbstbewußtsein
Dass das Team von Trainerin Ngozi Uche durch die Hilfe des ehemaligen Bundesliga-Coaches Thomas Obliers an Struktur gewann, muss nicht unbedingt ein Nachteil für den zweimaligen Weltmeister sein. Inzwischen agiert Nigeria im 4-4-2- oder 4-2-3-1-System und nicht mehr mit Manndeckung und Libero. Obliers habe "taktisch gut gearbeitet. Man sieht seine Handschrift", lobte Neid. Nach Ansicht von Ballweg ist Nigerias Spiel aber auch ein Stück durchschaubarer geworden, weil die Akteurinnen nicht mehr wild durcheinander über den Rasen laufen.
Obliers kennt zahlreiche deutsche Nationalspielerinnen durch seine jahrelange Arbeit beim FCR Duisburg und in Bad Neuenahr. Man gehe mit "neuem Selbstbewusstsein" in die Partie, doch die Siegchancen schätzt er auch angesichts der mageren Bilanz von bisher sechs Niederlagen (2:21 Tore) gegen Deutschland realistisch ein. "Respekt werden sie haben vor uns, aber sie haben keinen Grund sich zu fürchten."
Quelle: ntv.de, Ulli Brünger und Florian Lütticke, dpa