WM-Finale verspricht Hochspannung Japan will US-Girls endlich knacken
17.07.2011, 14:54 Uhr
Wer wird in Frankfurt jubeln? Die Japanerinnen haben mit Homare Sawa die beste Torschützin der WM in ihren Reihen. Die US-Girls wissen, wie sich Titel anfühlen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach 25 Länderspielen gegen die USA steht für Japans Fußballerinnen noch kein einziger Sieg zu Buche. Ausgerechnet im WM-Finale in Frankfurt will die Elf um Spielmacherin Homare Sawa ihre Negativserie beenden. Um dies zu verhindern, setzt US-Trainerin Sundhage auf "Video-Doping" und den Größenvorteil ihrer Kickerinnen.

Die Schwedin Pias Sundhage schwört ihr US-Team mit "Video-Doping" auf das Spiel gegen Japan ein.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte an ihrem 57. Geburtstag auf der Tribüne nur zu gern dem deutschen Team die Daumen gedrückt, stattdessen kämpfen Japan und die USA um die WM-Krone im Frauenfußball. Wenn im Finale im mit 48.817 Zuschauern ausverkauften Frankfurter Stadion der Nachfolger des gescheiterten Doppel-Weltmeisters und Gastgebers gesucht wird, ist kein klarer Favorit auszumachen. Die Amerikanerinnen wollen nach zwölfjähriger Durststrecke ihren dritten WM-Titel nach 1991 und 1999 holen. Für Nippons Töchter wäre es der erste Triumph auf der Weltbühne.
US-Trainerin Pia Sundhage stimmt ihr Team mit den eigenen Großtaten auf das Endspiel am Sonntag (ab 20.45 Uhr im n-tv.de-Liveticker) ein. "Ich werde den Spielerinnen vorher Videos zeigen mit allen Toren, die sie hier geschossen haben", sagte die 51 Jahre alte Schwedin vor dem Abschlusstraining. Sie wolle ihrer Mannschaft damit ein "positives Gefühl" und Selbstvertrauen ermitteln. Ihre Strategie gegen Japan sei auf "Ballbesitz" und "Teamwork" ausgerichtet: "Wir können es nur gemeinsam schaffen. Und sie sollen locker in das Spiel gehen und den Moment genießen", gab Sundhage ihrer Elf mit auf den Weg.
Wambach kann es kaum erwarten

US-Starstürmerin Abby Wambach kann das Endspiel kaum erwarten.
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"Wenn wir gewinnen, werden sie den glücklichsten Menschen des Planeten sehen", betonte die 31 Jahre alte US-Starstürmerin Abby Wambach. Sie freut sich wie ein kleinen Kind auf die große Chance zu ihrem ersten WM-Coup: "Davon haben wir alle geträumt, seit wir kleine Kinder waren."
Die groß gewachsene und kopfballstarke Wambach könnte der Schlüssel zum Erfolg gegen die körperlich unterlegenen Japanerinnen sein, die in 25 Länderspielen noch keinen einzigen Sieg gegen die USA verbuchen konnten. "Aber sie sind jetzt viel besser als im Mai, als wir zweimal gegen sie gewonnen haben. Japan steht zurecht im Finale", warnte Sundhage. "Wenn wir gute Flanken in den Strafraum schlagen, haben wir eine gute Chance zu gewinnen."
Serie gibt Japan Kraft
Der Dynamik und physischen Kraft der US-Girls wollen die kleinen und schnellen Japanerinnen ihre hohe Laufbereitschaft und ihre kollektive Ballkunst entgegensetzen. Angeführt von der überragenden Spielmacherin Homare Sawa wollen sie ihrem durch Tsunami, Erdbeben und Atomkatastrophe gebeutelten Land den WM-Titel schenken. "Jeder kennt die schwierige Situation dort. Das begleitet uns schon durch das ganze Turnier. Wir wollen ihnen etwas Kraft und Zuversicht zurückgeben", sagte Trainer Norio Sasaki. Vor allem durch die Siege über Titelverteidiger Deutschland und Schweden habe man an Selbstvertrauen gewonnen. "Wir haben uns hier von Spiel zu Spiel gesteigert und jetzt freut sich jede auf das Finale."
Dass man noch nie gegen die USA gewann, spielt für die 32 Jahre alte Sawa bei ihrer fünften WM keine Rolle. Auch gegen die deutsche Elf, die man im Viertelfinale fast sensationell mit 1:0 nach Verlängerung aus dem Turnier warf, und Halbfinal-Gegner Schweden hatte "Nadeshiko" (Prachtnelke) - wie Japans Frauen-Auswahl in der Heimat genannt wird - zuvor nie gewonnen. Und so ist die Hoffnung auf den dritten Streich nun groß. "Für mich ist es das größte Spiel in meiner 18-jährigen Karriere", betonte Sawa. "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in einem WM-Finale stehe. Und ich denke, wir haben eine Chance zu gewinnen. Aber dafür muss jede von uns 100 Prozent geben."
Steinhaus die letzte Deutsche
Sie führt mit vier Treffern gleichauf mit der Brasilianerin Marta die Torschützenliste an. So kommt es mit der dreimal erfolgreichen Wambach auch zum Duell um den "Goldenen Schuh": "Es wäre großartig, ihn zu gewinnen, aber das viel größere Ziel ist, den Titel mit nach Hause zu bringen."
Während ein Großteil der DFB-Elf inklusive des Trainerstabs um Silvia Neid den Showdown wehmütig auf der Tribüne verfolgt, steht wenigstes ein deutsches Trio auf dem Rasen. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus darf das Finale gemeinsam mit ihren Assistentinnen Marina Wozniak und Katrin Rafalski leiten. Für die 32 Jahre alte Polizeibeamtin aus Hannover ist es der bisherige Höhepunkt ihrer Laufbahn als Unparteiische. Dabei hatte sie es sich vor der WM eigentlich anders gewünscht:"Denn im Finale spielt hoffentlich die deutsche Mannschaft."
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Japan: 21 Kaihori - 2 Kinga, 3 Iwashimizu, 4 Kumagai, 15 Sameshima - 11 Ohno, 10 Sawa, 6 Sakaguchi, 8 Miyama - 7 Ando, 9 Kawasumi
USA: 1 Solo - 11 Krieger, 3 Rampone, 4 Sauerbrunn, 6 LePeilbet - 9 O'Reilly, 10 Lloyd, 7 Boxx, 12 Cheney - 8 Rodriguez, 20 Wambach
Schiedsrichterin: Steinhaus (Deutschland)
Quelle: ntv.de, dpa/sid