Anabolika für minderjährige Sportler Freiburger Dopingsumpf wird immer tiefer
17.03.2015, 20:48 UhrErmittlungsakten über den Freiburger Professor Armin Klümper erhärten das Bild systematischen Dopings in Westdeutschland. Klümper soll nicht nur Fußballprofis mit Anabolika versorgt haben, sondern auch Minderjährige - finanziert mit Bundesmitteln.
Die Vorwürfe gegen den westdeutschen Spitzensport und seine Doping-Praktiken in den 1970er und 1980er Jahren erhärten sich. Wie das WDR-Magazin "sport inside" berichtete, verdichten sich nun auch die Hinweise auf Minderjährigen-Doping mit System.

Armin Klümper wurde von deutschen Spitzensportlern hochgeschätzt. Auch Reck-Weltmeister Eberhard Gienger zählte zu seinen Patienten. Heute sitzt Gienger für die CDU im Sportausschuss des Bundestages.
(Foto: imago/Heuberger)
Das WDR-Team recherchierte im Staatsarchiv Freiburg und sichtete Akten aus einem Ermittlungsverfahren gegen den Freiburger Mediziner Armin Klümper. Dabei stießen die Journalisten auf eine Rechnung für Medikamentenlieferungen. Die Rechnung sei ausgestellt für Arzneien, die Chef-Verbandsarzt Klümper dem Bund Deutscher Radfahrer ausdrücklich "für die gesamte Betreuung von Jugendlichen und Junioren" zukommen ließ.
Die beigefügte Medikamentenliste mit Präparaten für insgesamt 3146,20 D-Mark enthielt vier der seinerzeit im Spitzensport häufig eingesetzten Anabolika, sowohl Ampullen als auch Tabletten: Testoviron, Primobolan, Deca-Durabolin und Megagrisevit. Zudem sei das Leberschutzmittel Hepagrisevit gelistet worden. "sport inside" wertete die Klümper-Rechnung als ersten Beleg dafür, "dass ein olympischer Spitzenverband in der alten Bundesrepublik Dopingmaßnahmen auch für minderjährige Athleten geplant hatte". Der Deutsche Sportbund (DSB) hatte Anabolika 1977 auf die Doping-Verbotsliste gesetzt.
Bundesmittel verwendet
Klümper will die Präparate an den damals für die Betreuung von Jugendlichen und Junioren zuständigen Münsteraner Sportmediziner Dirk Clasing geschickt haben, der 2002 in den Gründungsvorstand der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada) berufen worden war. Von "sport inside" mit der Klümper-Rechnung konfrontiert, räumte Clasing lediglich den Empfang des Anabolikums Megagrisevit ein. Das habe er allerdings nicht eingesetzt.
Der Bund Deutscher Radfahrer soll die Klümper-Lieferungen an andere Verbandsärzte, Masseure und an zwei Bundestrainer aus einem so genannten Ärzteplan bezahlt haben. Das Geld dafür kam aus den "jährlichen Bundeszuwendungen im Rahmen der Jahresplanung für zentrale Sportmaßnahmen" - also aus den Fördermitteln des Bundesministeriums des Innern.
Klümper auch im Fußball aktiv
Klümper steht auch in Verdacht, mindestens zwei Fußball-Bundesligisten mit Anabolika versorgt zu haben. Einem Zwischenbericht der Freiburger Evaluierungskommission von vor zwei Wochen zufolge sollen der VfB Stuttgart und SC Freiburg in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren in unterschiedlichem Rahmen Anabolika-Doping betrieben haben. Beide Vereine haben sich entschieden von möglichen Praktiken distanziert.
Einem Bericht der "Badischen Zeitung" zufolge soll KlDie Verbindung zwischen dem SC Freiburg und dem umstrittenen früheren Sportmediziner Armin Klümper war angeblich enger als bislang gemutmaßt. Wie die "Badische Zeitung" unter Verweis auf Ermittlungsakten aus dem Staatsarchiv Freiburg berichtet, soll der heutige Fußball-Bundesligist Klümper sogar als Mannschaftsarzt geführt haben.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa