"Ein phänomenaler Sieg" Freitag verzückt nicht nur Hannawald
05.01.2015, 14:36 Uhr
geht doch: Richard Freitag.
(Foto: imago/Eibner Europa)
Das Jahr 2014 ist für Richard Freitag zum Vergessen. Erst verpasst er Gold bei Olympia, dann misslingt der Start in die Saison. Mit dem Sieg in Innsbruck beim dritten Springen der Vierschanzentournee rückt der deutsche Skispringer nun schlagartig wieder ins Rampenlicht.
Beim Vergleich mit Sven Hannawald zuckte Richard Freitag dann doch etwas zusammen. "Das ehrt mich, aber Sven hat große Fußspuren hinterlassen. Da muss ich noch ein paar Socken anziehen, damit das passt", sagte der Sachse nach seinem überraschenden Triumph in Innsbruck. Dabei hat er inzwischen weit mehr mit Hannawald gemeinsam als nur das Krankenhaus in Erlabrunn, in dem beide geboren wurden.
Gut zwölf Jahre haben die deutschen Skispringer seit Hannawalds Erfolg im Dezember 2002 in Oberstdorf warten müssen, ehe es wieder einen Tagessieg bei der Vierschanzentournee zu feiern gab. Zu den ersten Gratulanten gehörte dann logischerweise auch Hannawald. "Ein phänomenaler Sieg. Die erzgebirgische Tradition lebt weiter", schrieb der ehemalige Tournee-Sieger bei Twitter. Viel Zeit zum Feiern hatte Freitag aber nicht. Noch am Sonntagabend wartete die Autofahrt nach Bischofshofen auf den 23-Jährigen, erst um 23 Uhr wurde im Hotel kurz mit den Kollegen angestoßen.
"Liegt an der besonderen erzgebirgischen Luft"
"Das ist alles so genial. Ich habe die Hand voll gemacht - jetzt sind es fünf Siege im Weltcup. Als der Sieg feststand, war das eine Gefühls-Explosion", sagte Richard Freitag zum bislang größten Sieg seiner Karriere und lachte. Jenes Lachen ist wohl auch ein Schlüssel zum Erfolg. Seine Topform ist auch die Folge einer kleinen Wandlung. Nach einer verkorksten Saison, in der er den Olympiasieg der Teamkollegen nur als Zuschauer erlebte, stellte er im Sommer alles auf Null und entdeckte die Freude am Skispringen neu. Seither tauchen in nahezu jedem seiner Sätze die Wörter "Spaß" oder "Freude" auf.
"Richard steckt in einer interessanten Phase der Persönlichkeits-Entwicklung. Er ist offener, wird zugänglicher. Er fängt an, es immer mehr zu genießen, vor Publikum zu springen", sagte auch Werner Schuster nach dem Erfolg am legendären Bergisel. Für den Bundestrainer ist Richard Freitag wie ein Diamant, in den viel Arbeit gesteckt werden muss. "Er wird noch weiter geschliffen werden und wird sich auch selber schleifen." Wenn das gelingt, ist ihm in der Tat noch viel zuzutrauen. "Vielleicht ist jetzt der Durchbruch geschafft", sagte auch der dreimalige Olympiasieger Jens Weißflog, dämpfte aber gleichzeitig auch ein wenig die Erwartungen: "Ich bin ein bisschen skeptisch und hoffe, dass das keine Eintagsfliege war." Denn bei aller Euphorie wollte auch Weißflog die eher schwachen Auftritte der DSV-Adler in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen nicht einfach vergessen.
Das will auch Freitag nicht. "Irgendwie hat die Kritik ja gestimmt", sagte der Richard Freitag. Umso erfreulicher, dass in Innsbruck der Knoten platzte. Als Krönung bekam er von Wertungsrichter Jürgen Thomas aus Klingenthal sogar die Höchstnote 20,0. Das freute auch Schuster: "Richard genießt viel Respekt, das merkt man auch auf dem Trainerturm. Er kann extrem sauber und dynamisch springen. Auf kleineren Schanzen ist er extrem schwer zu schlagen." Am Ende war es vielleicht aber doch der außergewöhnliche Geburtsort, der den Unterschied ausmachte. Denn nicht nur Richard Freitag und Sven Hannawald sind in jenem Krankenhaus in Erlabrunn geboren, sondern auch Jens Weißflog. Für Weißflog liegt der Fall dann auch klar auf der Hand: "Das liegt alles an der besonderen erzgebirgischen Luft."
Quelle: ntv.de, Erik Roos und Thomas Wolfer, sid