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Ex-Fußballstar Voronin geschockt "Für Putin habe ich nur Verachtung übrig"

"Was in meiner Heimat passiert, ist eine Katastrophe", sagt Andriy Voronin.

"Was in meiner Heimat passiert, ist eine Katastrophe", sagt Andriy Voronin.

(Foto: dpa)

Andriy Voronin arbeitet in Russland, bei Dynamo Moskau, als seine ukranische Heimat überfallen wird. Der ehemalige Bundesliga-Star zieht unmittelbare Konsequenzen und flüchtet nach Deutschland. Aber der 42-Jährige ist auch bereit, gegen die russischen Invasoren in den Krieg zu ziehen.

Der Krieg in seiner ukrainischen Heimat erschüttert auch den früheren Bundesliga-Profi Andriy Voronin zutiefst. "Meine Familie ist bei mir, meine Frau, meine Kinder, mein Vater. Was das anbelangt, geht es mir gut", berichtet der langjährige Nationalspieler der "Süddeutschen Zeitung": "Alles andere, was in meiner Heimat passiert, ist eine Katastrophe. Eine große Katastrophe. Sie bedrückt mich sehr." Der 42-Jährige war zuletzt Assistenztrainer von Sandro Schwarz bei Dynamo Moskau und hat Russland umgehend nach dem Angriff auf die Ukraine in Richtung Deutschland verlassen.

"Wir sind mit einer Aeroflot-Maschine (Anmerk. d. Red.: die größte russische Fluggesellschaft) nach Deutschland geflogen. Aber die durfte schon nicht mehr in Düsseldorf landen. Wir konnten zum Glück nach Amsterdam ausweichen. Dort habe ich einen Kleinbus gemietet und bin mit meiner Familie nach Düsseldorf gefahren", so Voronin, der in Deutschland unter anderem bei Borussia Mönchengladbach, dem FSV Mainz 05, dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen spielte

"Die Bilder, die ich sehe, sind schrecklich. Nicht zu ertragen", sagte er. "Ich habe in Kiew noch viele Freunde, auch frühere Kameraden aus der Nationalmannschaft." Er habe viele Freunde auch in Russland, "auch sehr enge", so Voronin. "Aber ich wusste: Ich kann hier nicht bleiben. Ich kann nicht in einem Land leben, das gegen mein Land Krieg führt." Die Entscheidung, Russland aus den Klub-Wettbewerben und von der WM auszuschließen, findet Voronin richtig. "Es tut mir leid für die Jungs, für die Sportler, für die, die nichts für diesen Krieg können." Doch: "Für Wladimir Putin habe ich nur Verachtung übrig. Er ist ein Verbrecher."

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Voronin schloss auch nicht aus, in seiner Heimat zur Waffe zu greifen. "Ich habe gesagt, dass ich kämpfen würde, wenn ich da wäre. Auch, um meine Familie zu schützen", berichtete er. "Das ist für mich keine Frage. Ich bin jetzt hier in Deutschland. Wir müssen jetzt sehen, wie alles weitergeht."

Angesichts des Krieges macht Voronin sich derzeit keine Gedanken über die Fußball-WM. "Das ist im Vergleich zu allem, was gerade passiert, so klein. Und ob wir am Ende bei der WM in Katar dabei sind oder nicht, das interessiert im Moment niemanden. Auch die Jungs nicht. Alle warten und hoffen, dass dieser Albtraum vorbeigeht. Ich auch. Wenn es so weit ist, werden wir darüber reden können." Die Ukraine hatte sich für die europäischen WM-Playoffs Ende März qualifiziert. Der 42-Jährige bekannte: "Sobald die Waffen ruhen, werden wir uns mit diesem Thema beschäftigen."

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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