"Ballack ist der Kapitän" Bierhoff rügt Lahm
06.07.2010, 11:33 UhrWährend sich die deutschen Fußballer auf das WM-Halbfinale gegen Spanien vorbereiten, versucht Teammanager Oliver Bierhoff, eine völlig überflüssige Diskussion zu beenden. Die hatte Philipp Lahm losgetreten, als er gesagt hatte, er wolle auch nach dem Turnier Michael Ballack das Kapitänsamt streitig machen.
Teammanager Oliver Bierhoff hat den von Philipp Lahm kurz vor dem mit großer Spannung erwarteten Weltmeisterschafts-Halbfinale gegen Spanien ausgelösten Machtkampf mit Michael Ballack um das Kapitäns-Amt verurteilt. "Der Zeitpunkt ist nicht so glücklich", hatte Bierhoff im DFB-Quartier vor der Abreise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach Durban zum Halbfinale gegen Spanien erklärt.
"Jede Diskussion ist unnötig", betonte der enge Vertraute von Bundestrainer Joachim Löw und stellte entschieden fest: "Letztendlich ist das alles ein Thema, dass jetzt in dieser Woche keine Rolle spielen darf. Jetzt geht es darum, die letzten zwei Spiele erfolgreich zu bestreiten. Alles andere kommt danach und ist letztendlich eine Entscheidung des Trainers." Das zeitliche Zusammentreffen von Ballacks Abreise aus dem deutschen WM-Quartier und dem geäußerten Führungsanspruch von Lahm bezeichnete Bierhoff ebenfalls als "nicht glücklich. Es ist schade, dass so etwas zusammenkommt und zu Missinterpretationen führen kann."
"Philipp Lahm ist der WM-Kapitän"
Lahm hatte in mehreren Interviews erklärt, dass er über die Fußball-Weltmeisterschaft hinaus Kapitän der DFB-Auswahl bleiben wolle. Er war von Löw nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Ballack zum Spielführer für das WM-Turnier ernannt worden. Bierhoff stellte als Mitglied der sportlichen Leitung den momentanen Status nochmals klar: "Philipp Lahm ist der WM-Kapitän und Michael Ballack ist der Kapitän."
Derweil sind die deutschen Fußballer auf dem Weg nach Durban auf, wo am Mittwoch das Halbfinale stattfindet. Nach den Triumphen über England (4:1) und Argentinien (4:0) kann das DFB-Team mit einem Sieg gegen den Europameister in Südafrika zum achten Mal in ein WM-Endspiel einziehen. "Wir haben in zwei Spielen gesehen, dass wir auch Teams schlagen können, die auf dem Papier besser sind", erklärte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger.
Nach dem rund einstündigen Flug von Pretoria nach Durban hat Bundestrainer Joachim Löw für 17.30 Uhr das Abschlusstraining angesetzt. Um 19 Uhr wird sich der DFB-Chefcoach im Moses-Mabidha-Stadion nochmals den Fragen der Weltpresse stellen. "Es ist sehr erfreulich, dass wir unter den besten Vier sind. Aber unsere Zielsetzung ist, weiter Erfolg zu haben. Wir wollen das Halbfinale gewinnen", sagte Löw schon zuvor.
Löw sucht den Ersatz-Müller
Obwohl Sami Khedira, Arne Friedrich und Ersatz-Torhüter Tim Wiese beim vorletzten Training vor dem Halbfinale fehlten, geht der Bundestrainer davon aus, dass er am Mittwoch ab 20.30 Uhr alle Spieler zur Verfügung hat. Nur Thomas Müller, der wie Miroslav Klose im Turnier bereits vier Treffer erzielt hat, ist nach der zweiten Gelben Karte gesperrt. Ihn könnte gegen Spanien der Hamburger Piotr Trochowski ersetzen. Auch der Leverkusener Toni Kroos und Cacau gelten als Nachrück-Kandidaten. Allerdings ist der Stuttgarter Cacau nach einer Wirbelblockade gerade erst wieder ins Training eingestiegen.
Der Bundestrainer macht sich weiter intensive Gedanken darüber, wie er den Ausfall des gesperrten Thomas Müller am Mittwoch (20.30 Uhr) kompensieren kann. "Die Mannschaft hat immer wieder gezeigt, dass sie Löcher stopfen kann", berichtete Bierhoff: "Es ist nicht leicht innerhalb eines Turniers, wenn sich eine Formation gefunden hat und eine blendende Abstimmung besteht." Löw hatte als mögliche Alternativen Piotr Trochowski, Toni Kroos und Cacau genannt. Die Mannschaft habe mit den Siegen gegen England und Argentinien "so viel Selbstvertrauen getankt", dass sie sich zutraue, "auch die Spanier zu schlagen", erklärte Bierhoff selbstbewusst.
Der DFB-Fahrplan im Überblick
Mittwoch, 7. Juli
bis 10.00 Uhr: Wecken und Frühstück
11.30 Uhr: leichtes Anschwitzen (30 Minuten) 13.00 bis 14.00 Uhr: Mittagessen (Fisch, Fleisch, Nudeln, Kartoffeln, Salate und Obst). Anschließend Mannschaftsbesprechung und Ruhezeit
16.00 Uhr: Kaffeetafel und Abschlussbesprechung. Anschließend individuelle Vorbereitung
18.15 Uhr: Abfahrt mit Polizei-Eskorte vom Hotel zum Moses-Mabhida-Stadion
19.15 Uhr: Geplante Ankunft im Stadion
19.45 Uhr: Warmmachen der Mannschaften
20.25 Uhr: Abspielen der Nationalhymnen
20.30 Uhr: Anpfiff
22.30 Uhr: Pressekonferenz mit Joachim Löw und Mixed-Zone mit den Spielern
Donnerstag, 8. Juli
00.30 Uhr: Rückflug der Mannschaft von Durban nach Lanseria.
Geplante Ankunft: 1.30 Uhr - anschließend Weiterfahrt ins Mannschaftsquartier Velmore Grande (20 Minuten)
ab 9.00 Uhr individuelles Frühstück
11.00 Uhr: Leichtes Training für die Spieler, die gegen Spanien nicht über die volle Distanz oder gar nicht gespielt haben
Quelle: ntv.de, dpa/sid