Fußball-WM 2010

Kleiner Mann ganz klein Die Messi-WM endet in Tränen

Aus der Messi-Show bei der Fußball-WM wurde nichts. Der 23-Jährige spielt nicht schlecht, aber nicht so gut und erfolgreich wie erhofft und erwartet. Die Häme des Boulevards ist dennoch unangebracht, auch wenn Messi letztlich nur auf dem Oberschenkel von Arne Friedrich einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Auf dem Platz konnte Lionel Messi die Tränen noch zurückhalten. In der Kabine wollte er es nicht mehr.

Auf dem Platz konnte Lionel Messi die Tränen noch zurückhalten. In der Kabine wollte er es nicht mehr.

(Foto: AP)

Er sagte nichts, er weinte nur. Im Schutz der Umkleidekabine ließ Lionel Messi die Tränen laufen. Auf dem Platz hatte er sie nach der 0:4-Demütigung durch die deutsche Nationalmannschaft in Kapstadt noch zurückhalten können, wenn auch nur schwerlich. Bei der innigen Umarmung von Trainer Diego Maradona wirkte Messi schon abwesend. "Leo hat eine große WM gespielt", lobte ihn sein Coach standhaft nach dem bitteren WM-Aus.

Bitter für Argentinien, bitter für Maradona - besonders bitter für den Weltfußballer, der die Legende von Maradona unter eigenem Namen hätte fortschreiben können. "Messis offene Wunde", titelte die argentinische Zeitung "La Nacion".

Kritiker widerlegt, trotzdem gescheitert

Lionel Messi hat eine passable WM gespielt. Was ihm neben dem Titel fehlt, ist ein Tor.

Lionel Messi hat eine passable WM gespielt. Was ihm neben dem Titel fehlt, ist ein Tor.

(Foto: dpa)

Es sollte Messis WM werden, "ich würde es toll finden, wenn er denselben Einfluss hätte wie ich 1986", hatte Maradona vor dem Turnier gesagt. Daraus wurde nichts. Messi zeigte sein Können, er widerlegte seine Kritiker, die ihm vorhalten, nicht mit ganzem Herzen das Trikot der "Albiceleste" zu tragen. "Wer sagt, dass er das Trikot der argentinischen Nationalmannschaft nicht mit Stolz trägt, ist ein Dummkopf", verteidigte ihn Maradona - wie schon während des gesamten Aufenthalts in Südafrika.

Messi brillierte aber nicht wie es sich die 40 Millionen Argentinier in der Heimat - und er selbst - erhofft hatten. Mit einem Tor wurde es nichts. Mal, weil Pfosten und Latte im Weg standen. Mal, weil er in Manndeckung wie gegen Griechenland genommen wurde. Mal, weil er wie gegen Deutschland von Bastian Schweinsteiger und einem taktischen Konzept entzaubert wurde.

"Die Messi ist gelesen!"

Vielleicht aber auch, weil Messi in der Nationalmannschaft nicht wie bei Barça über den rechten Flügel nach innen stößt und dort mit seinem begnadeten linken Fuß auf Torejagd geht. So standen ihm die Gegenspieler in der Zentrale stets auf den Füßen. Selbst das hielt ihn nicht von einigen seiner gefürchteten Dribblings ab, doch die Vollendung fehlte. Es bleibt bei 13 Toren in 50 Länderspielen und einem Treffer in acht WM-Partien, eingerechnet seine Einsätze vor vier Jahren in Deutschland.

"Die Messi ist gelesen!", spottete die Zeitung "SonntagsBlick" aus der Schweiz: "Jetzt fliegt Lio-null Messi nach dem Viertelfinale nach Hause. Ohne den Pott, sogar ohne einen einzigen Treffer." Und das israelische Blatt "Haaretz" nahm sich die Beziehung zwischen Trainer Maradona und Spieler Messi vor, die vor der WM nicht frei von Dissonanzen gewesen war: "Wenn alles darauf aufgebaut ist, alle fünf Minuten zu beten und sich bei Messi einzuschleimen, wie Maradona es während des Turniers getan hat, dann können die Dinge nur in Tränen enden."

Eindruck bei Arne Friedrich

Trost vom Chef: Diego Maradona herzt Messi nach dem Abpfiff.

Trost vom Chef: Diego Maradona herzt Messi nach dem Abpfiff.

(Foto: AP)

Am Ende hinterließ Lionel Messi doch noch einen bleibenden Eindruck - auf dem Oberschenkel von Arne Friedrich. "Er ist da draufgesprungen und hat mir eine kleine Markierung gegeben", sagte der Berliner über die einzige unangenehme Begegnung mit dem Weltfußballer im WM-Viertelfinale.

Von Nationalcoach Maradona gab es hingegen selbst nach seinem schwächsten WM-Spiel Lob für seinen Nachfolger als Nr. 10: "Er war der Dreh- und Angelpunkt unserer Mannschaft." Maradonas eigener Stern war bei seiner zweiten WM-Teilnahme 1986 erst richtig aufgegangen. "Um zu einer Legende zu werden, muss man einen WM-Titel holen", sagte Messi selbst einmal. Mit gerade mal 23 Jahren hat er dazu ja noch eine Menge Zeit.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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