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Vor WM-Auftakt gegen Uruguay Franzosen zoffen sich

Meckern, Mobbing und Meutern: Beim Vizeweltmeister Frankreich herrscht wenige Stunden vor dem WM-Auftakt gegen Uruguay Zoff ohne Ende. Gegen die "Urus" sollte es dennoch mindestens zu einem Punkt reichen: Der Weltmeister von 1930 und 1950 ist zwar "hungrig nach Ruhm", ging aber in den letzten 16 WM-Spielen nur ein einziges Mal als Sieger vom Platz.

Yoann Gourcuff ist der Liebling des Trainers, aber unbeliebt bei den Teamkollegen.

Yoann Gourcuff ist der Liebling des Trainers, aber unbeliebt bei den Teamkollegen.

(Foto: Reuters)

Im Team-Quartier der "Bleus" in Knysna herrscht vor der Partie ab 20.30 Uhr Cliquen- Wirtschaft, dem von Trainer Raymond Domenech bevorzugten Spielmacher Yoann Gourcuff wird von einigen Kollegen das Leben zur Hölle gemacht. Ins Kreuzfeuer der Kritik gerät zunehmend Bayern-Star Franck Ribéry. Er soll zur Gruppe von Spielern gehören, die den Aufstand gegen Domenech proben und Gourcuff im Quartier im luxuriösen Pezula Resort wie einen Aussätzigen behandeln. "Es reicht nicht, wenn er nur gut spielt", meinte Ex-Nationalspieler Emmanuel Petit. Medien wie das Sportblatt "L'Équipe" wollen beobachtet haben, wie der Münchner Dribbelkönig Gourcuff im Testspiel vor einem Freistoß schon mal den Ball aus der Hand riss.

Ribéry, Nicolas Anelka und andere wollen den im Training überzeugenden Arsenal-Profi Abou Diaby in der Stammelf sehen. Außerdem fordern viele in der "Équipe Tricolore" einen Stammplatz für den vom Coach auf die Bank verbannten Rekordtorjäger Thierry Henry. Da gibt ihnen Petit, Kollege von Henry in der Weltmeisterelf von 1998, Recht. "Wir schießen keine Tore, es gibt keine Pässe, wie kann man da nur konstant auf Henry verzichten?", fragt er.

Mehr Streit als Strategie

Dass Abwehrchef William Gallas wegen der an Patrice Evra verlorenen Kapitänsbinde weiter schmollend herumläuft, trägt nicht zur Verbesserung des Klimas bei. Beim morgendlichen Training in Knysna blickte der 32-jährige Profi des FC Arsenal sehr mürrisch drein. Die Fans zu Hause setzen unterdessen alles auf die Waffen der holden Weiblichkeit. Die Ehefrauen und Freundinnen der französischen Profis werden nämlich vom Verband am Freitag zum Spielort nach Kapstadt eingeflogen. Sie werden ihre Männer kurz vor der Begegnung sehen und am Samstag sofort wieder nach Paris zurückfliegen.

Bayern-Star Franck Ribery (r.) gilt als Anführer der Meuterer.

Bayern-Star Franck Ribery (r.) gilt als Anführer der Meuterer.

(Foto: Reuters)

Auch 2008 gab es im Quartier der Franzosen mehr Streit als Strategie. Domenech, der nach der WM von Laurent Blanc abgelöst wird, wäscht bereits seine Hände in Unschuld. "Wir haben alles getan, was vor dem Spiel zu tun war. Es gibt keine Ausreden mehr", so der 58-jährige "verrückte Professor". Über die Probleme innerhalb der Mannschaft verlor er auch nach der Ankunft in Kapstadt kein Wort: "Es wäre falsch, den Teamspirit mit ruhig zu beschreiben. Wir sind ungeduldig und entschlossen." Ähnlich moderat sah es Kapitän Evra: "Wir tragen eine große Verantwortung auf unseren schultern."

"Haben Hunger nach Ruhm"

Dicke Luft herrschte auch beim Gegner Uruguay. Erst mit drei Stunden Verspätung hob das Flugzeug mit dem Team am Donnerstag von Johannesburg in Richtung Kapstadt ab. Starstürmer Diego Forlán beschwerte sich via Twitter: "Unglaublich, einen Tag vor WM-Beginn", "Wo sind die Schuldigen?" und "Ob Frankreich gerade auch so etwas durchmacht?". Auch Trainer Oscar Tabárez sei sehr verärgert gewesen, berichtete ein Delegationsmitglied.

Wenige Stunden später, beim abendlichen Training im Green Point Stadion, schien der Ärger wieder verflogen. "Keine Ahnung, was das Problem war, aber es liegt in der Vergangenheit. Wir sind bereit für das Spiel", kommentierte Tabárez. Ohnehin strahlen die "Urus" Ruhe und Gelassenheit aus. "Wir wollen hier Spaß haben", erklärte Abwehr-Routinier Diego Lugano und ergänzte: "Wir haben Hunger nach Ruhm."

Uruguay baut auf Toptorjäger Diego Forlan.

Uruguay baut auf Toptorjäger Diego Forlan.

(Foto: dpa)

Der Weltmeister von 1930 und 1950 ging in den letzten 16 WM- Spielen nur ein einziges Mal als Sieger vom Platz. Gegen Frankreich blickt man bei den "Celestes", den Hellblauen, aber auf eine positive Bilanz zurück: In fünf Begegnungen gab es zwei Siege und nur eine Niederlage. Tabárez setzt vor allem auf das Sturmduo mit Atlético-Madrid-Profi Forlán, der den Goldenen Torjäger-Schuh der UEFA 2005 und 2009 gewann, sowie dem 23-jährigen Ajax-Mann Luis Suarez. Kritik an der oft überharten Gangart der Südamerikaner in den vergangenen großen Turnieren wehrte Tabárez ab: "Dieser Frage müssen wir uns immer wieder stellen. Aber wir respektieren die Fair-Play-Regeln der FIFA."

Quelle: ntv.de, dpa

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