Fußball-WM 2010

"Argentinier sind respektlos" Schweinsteiger heizt ein

Das WM-Viertelfinale der deutschen Fußballer gegen Argentinien wird zur Nervenschlacht. Sagt zumindest Bastian Schweinsteiger. Er muss es wissen, immerhin spielt er mit – und heizt gleich einmal die Stimmung an. Die Argentinier seien respektlos. "Das geht schon vor dem Spiel los."

"Wir dürfen uns nicht anstecken lassen von den Provokationen": Bastian Schweinsteiger.

"Wir dürfen uns nicht anstecken lassen von den Provokationen": Bastian Schweinsteiger.

(Foto: dpa)

Das Psycho-Duell ist eröffnet und Bastian Schweinsteiger setzt zur verbalen Grätsche gegen Diego Maradonas Weltklassefußballer an. "Es geht schon vor dem Spiel los, wie sie gestikulieren und versuchen, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Das ist respektlos, aber die Argentinier sind so", sagte Deutschlands Vize-Kapitän und heizte die Stimmung vor dem Viertelfinale der Weltmeisterschaft gegen Argentinien kräftig an.

Am Samstag geht es um 16 Uhr in Kapstadt los, Anlass genug für Schweinsteiger, nochmals an die kleine Schlägerei nach dem Viertelfinale der WM 2006 zu erinnern. Damals gewann Deutschland im Elfmeterschießen. Die Argentinier waren darüber nicht amüsiert – und schlugen zu. Per Mertesacker erhielt von Leandro Cufre einen Tritt in den Unterleib, Leandro Cufre von Schiedsrichter Lubos Michel die Rote Karte. Maxi Rodriguez attackierte Schweinsteiger, und Torsten Frings wurde nachträglich aufgrund von Fernsehbildern wegen eines Faustschlags gegen Julio Cruz für das Halbfinale gegen Italien gesperrt.

"Das steckt noch im Kopf drin"

Und Schweinsteiger wärmt die alten Geschichten gerne noch einmal auf. "Das steckt noch im Kopf drin." Er dürfte kalkuliert haben, dass die ohnehin höchst brisante Auseinandersetzung am Samstag nach dieser verbalen Grätsche noch heißer wird. Die junge und bisher so erfolgreiche deutsche Boy Group fühlt sich von Diego Maradona, Lionel Messi, Gonzalo Higuain & Co. besonders herausgefordert. "Wir dürfen uns nicht anstecken lassen von den Provokationen", forderte Schweinsteiger - und provozierte: Die argentinischen Fans würden bei den Spielen in Südafrika anderen Zuschauern die Plätze im Stadion wegnehmen, bemerkte der Mittelfeldchef, "das zeigt ihren Charakter und ihre Mentalität".

Auch Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich vor dem sechsten WM- Duell gegen die Gauchos kämpferisch, auch wenn er auf provozierende verbale Attacken verzichtete. Das Trainerteam habe den Gegner ausführlich analysiert und neben vielen Stärken auch "mögliche Schwächen" beim zweimaligen Weltmeister gesehen, verkündete der 50- Jährige. "Selbstverständlich sind die Argentinier verwundbar." Wie sein Team die Offensiv-Maschine stoppen und zugleich die südamerikanische Abwehr um Bayern-Star Martin Demichelis in Verlegenheit bringen will, verriet Löw aber nicht: "Das werde ich hier nicht ausbreiten."

Löw: "Argentinier absoluter WM-Favorit"

"Die Mannschaft spielt mit viel Überzeugung und mit viel Stolz": Joachim Löw.

"Die Mannschaft spielt mit viel Überzeugung und mit viel Stolz": Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Alles ist auf die Mission Halbfinale ausgerichtet. Der Bundestrainer änderte nach dem 31-stündigen Kurzurlaub sogar die Reisepläne. Schon am Donnerstagabend wird der Tross des Deutschen Fußball-Bundes von Pretoria nach Kapstadt fliegen, um sich am Spielort noch besser auf die Kraftprobe vorbereiten zu können. "Die Mannschaft spielt mit viel Überzeugung und mit viel Stolz", erklärte Löw zum Kontrahenten und zum Trainerkollegen Maradona. Für ihn sind die Argentinier, die in Südafrika bisher viermal gewannen, der "absolute WM-Favorit", die Wiederholung des Viertelfinal-Erfolgs von 2006 werde sehr schwierig. "Sie haben offensiv die Qualität, Fehler eiskalt zu bestrafen."

Neben der Fehlervermeidung sollen wie schon beim bestaunten 4:1-Sieg gegen England taktische Flexibilität, jugendlicher Elan und Unbekümmertheit zum Vorteil für die deutsche Mannschaft werden. Gerade die jungen Spieler würden sich "in den Dienst der Mannschaft stellen, um ihr Leben laufen und einfach nur Gas geben", verdeutlichte der dreifache WM-Torschütze Thomas Müller die Einstellung. Routinier Arne Friedrich betonte: "Wir sind als Mannschaft in der Lage, kreative Lösungen zu finden. Wir treten als Team geschlossen auf und haben bisher gezeigt, dass wir spielerisch mit allen Teams mithalten können."

Klose feiert Jubiläum und geht Angeln

"Wir haben eine Qualität, um Argentinien zu schlagen", glaubt auch Torjäger Miroslav Klose, der sein 100. Länderspiel bestreiten wird. Beim Angeln unter Polizeiaufsicht holte sich der gebürtige Pole neue mentale Kraft. Mit zwölf WM-Treffern bei insgesamt drei Endrunden hat er den großen Pelé schon erreicht. Brasiliens Idol hält Deutschland immer dann für stark, "wenn es darauf ankommt". Für den Titel aber sei das junge Team "noch ein wenig zu unerfahren".

Auf jeden Fall haben die 23 Spieler - nur der Stuttgarter Cacau muss wegen einer Bauchmuskel-Zerrung erneut um einen Einsatz bangen - Lust auf mehr in Südafrika. "Jetzt sind wir unter den acht besten Mannschaften, natürlich will ich unter die besten vier", betonte der 25 Jahre alte Schweinsteiger, der nach Platz drei bei der WM 2006 und Rang zwei bei der EM 2008 jetzt die Chance auf den Triumph wittert. "Wenn ich antrete, will ich auch gewinnen", sagte der zweite Kapitän, auch wenn er das bisherige Abschneiden in Südafrika mit Hinweis auf die Begeisterung in der Heimat schon als "einen Erfolg" sieht.

Zwei WM-Endspiele haben beide Länder schon gegeneinander bestritten mit je einem Erfolg. In Südafrika könnte schon das Viertelfinale dramatisch enden. Löw setzt dabei auch auf Angela Merkel, die als Talisman auf der Tribüne sitzen will. Vor vier Jahren in Berlin hatte die Bundeskanzlerin gegen Argentinien Glück gebracht.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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