Fußball-WM 2010

Paraguay ohne Respekt Spanier hoffen auf Villa

Eine beängstigende Torflaute hat die spanische Nationalmannschaft bei erfasst - bis auf Stürmer David Villa, der regelmäßig einnetzt. Gegen das paraguayische Abwehrbollwerk könnte das nicht ausreichen. Die Südamerikaner heizen das Duell verbal auf - und hoffen auf den größten WM-Coup des Landes überhaupt.

David Villa ist in Top-Form.

David Villa ist in Top-Form.

(Foto: REUTERS)

Tor-Garant David Villa gegen das trefferlose Trio Lucas Barrios, Nelson Valdez und Oscar Cardozo - in der Defensive begegnen sich Spanien und Paraguay im WM-Viertelfinale auf Augenhöhe, in der Offensive trennen beide Teams jedoch Welten. Der "Ein-Mann-Sturm" des Europameisters trifft regelmäßig. Bei den "Guaranis" blieben das Dortmunder Duo und der Torjäger von Benfica Lissabon bislang erfolglos.

Beim reizvollen Vergleich zwischen dem Titelkandidaten und der Überraschungself aus Südamerika kommt der Durchschlagskraft im Angriff deshalb die entscheidende Bedeutung zu. "Wenn wir weiter so treffen", können wir weit kommen", meinte "Knipser" Villa optimistisch. "Wir haben nichts zu verlieren, und das wird vielleicht unsere Waffe sein", hofft Valdez auf einen weiteren Coup.

Spiel für die Geschichtsbücher

Vicente del Bosque will nicht über das Halbfinale nachdenken.

Vicente del Bosque will nicht über das Halbfinale nachdenken.

(Foto: dpa)

Für Spanien und Paraguay hat die Partie am Samstag (20.30 Uhr / n-tv-Liveticker, RTL und Sky) im Ellis Park von Johannesburg historische Dimensionen. "Wir wollen Geschichte schreiben", sagte Trainer Vicente del Bosque zur Riesenchance der "Selección", erstmals in ein echtes Halbfinale einzuziehen. "Ich hoffe, dass noch wichtigere Spiele kommen." Denn als Spanien 1950 in Uruguay als Vierter sein bislang bestes WM-Resultat erreichte, gab es keine K.o.- sondern eine Endrunde mit den vier Gruppensiegern. Beinahe wortgleich beschrieb Gerardo Martino, der Coach der "Albirroja", seine Ambitionen: "Wir wollen mehr, wir wollen weiterhin Geschichte schreiben." Paraguay braucht sich damit nicht mehr zwingend beschäftigen – die Südamerikaner haben mit dem Einzug in die Runde der letzten acht bereits Historisches erreicht.

Spanien setzt seine Hoffnungen wieder auf den "Ein-Mann-Sturm" Villa. Das in Südafrika bislang phänomenal auftrumpfende Schlitzohr soll in bewährter Weise auch Paraguays Paradeabwehr knacken. "David steht unter Strom. Das ist super für uns", schwärmte Abwehrchef Gerard Piqué vom Kollegen. Für Trainer Vicente del Bosque zählt Villa wegen seiner vier Tore "ganz klar" zu den herausragenden Spielern: "Wir sind sehr zufrieden und hoffen, dass er so weiter macht."

"Schwierig, Villa zu stoppen"

Nachdem der hoch gehandelte Stürmer-Star Fernando Torres bislang ein Totalausfall ist und das spielerisch brillante Mittelfeld kaum Torgefahr ausstrahlt, lastet auf Villa die Hauptverantwortung. Dies scheint den klassischen Strafraum-Wühler nicht zu beeinträchtigen. "Es läuft ganz gut", sagte der 28 Jahre alte Alleinunterhalter im Angriff. Paraguay-Coach Martino erkannte an: "Es ist sehr schwierig, einen Spieler wie Villa in der Form zu stoppen. Ich hoffe, wir schaffen es, dass er nicht so trifft wie in den letzten Spielen."

Paraguays Bundesliga-Sturm-Duo Lucas Barrios und Nelson Valdez.

Paraguays Bundesliga-Sturm-Duo Lucas Barrios und Nelson Valdez.

(Foto: dpa)

Spanien hat trotz seiner deutlichen Steigerung gehörigen Respekt vor Paraguay. "Das ist eine starke Mannschaft mit vielen überdurchschnittlichen Spielern", warnte del Bosque. "Wir denken jetzt noch nicht an eventuell spätere Gegner." Villa wehrte es ebenfalls entschieden ab, bereits von Deutschland oder Argentinien zu sprechen: "Weiter zu denken ist nicht gut. Das wird schwierig, aber wir haben viel Selbstvertrauen, dass wir gewinnen."

Aussicht auf wirkungsvolle Unterstützung gegen den perfekten "Betonriegel" Paraguays hat Villa kaum. Es sei denn, bei Torres löst sich die Verkrampfung. Seit seiner Meniskusoperation im April läuft der Stürmer des FC Liverpool seiner alten Form hinterher. Del Bosque hat Torres dennoch eine Einsatzgarantie als nominell einzige echte Spitze gegeben.

Paraguay mit Abwehrriegel

Paraguay vertraut primär auf sein Abwehrbollwerk. Torhüter Justo Villar musste erst einmal hinter sich greifen, vom Elfmeterdrama gegen Japan abgesehen. Seit mittlerweile fünf Stunden und 27 Minuten sind die "Guaranis" ohne Gegentor und damit so lange wie nie zuvor. Die Bilanz der Stürmer ist dagegen niederschmetternd: Barrios, in der Bundesliga 19 Mal erfolgreich, Valdez (5), Cardozo (26) und Ex- Bayern-Profi Roque Santa Cruz (3 Tore für Manchester City) trafen in Südafrika noch nicht ins Schwarze.

Seit dem in der Heimat überschwänglich gefeierten ersten Einzug in ein WM-Viertelfinale liegt der "Albirroja" die Nation zu Füßen. Die Fiesta soll weitergehen. "Wir werden unser Leben geben, um das Unmögliche zu schaffen und weiter dabei zu sein", versprach Verbandspräsident Juan Angel Napout. Paraguays Stürmer Lucas Barrios kündigte erbitterte Gegenwehr an: "Wir respektieren sie, aber das endet auf dem Feld."

Quelle: ntv.de, Von Elmar Dreher und Heinz Büse, dpa

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