Gruppe H: Schweiz im Porträt Härtetest für Hitzfeld
04.06.2010, 18:26 UhrNach der erfolgreichen WM-Qualifikation, der immerhin schon neunten in der stolzen Schweizer Fußballgeschichte, überschlägt sich die Presse. Als "Glücksfall", "Superstar", "Messias" und "deutschen Hexer" wird Trainer Ottmar Hitzfeld gefeiert. Das Überstehen der Vorrunde ist dennoch Pflicht - sonst dürfte der Kredit rasch verbraucht sein.
Ottmar Hitzfeld hat die Eidgenossen auf Erfolg eingeschworen. "Wir wollen bei der Weltmeisterschafts-Endrunde Schritt für Schritt gehen. Es gibt verschiedene Etappenziele, das erste ist das Vordringen in das Achtelfinale", sagte der deutsche Trainer der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft mit Blick auf die WM in Südafrika.
Trotz des schweren Auftakts in der Gruppe H gegen Europameister und Favorit Spanien strotzt Hitzfeld vor Selbstvertrauen. "Wir werden gegen Spanien nicht verlieren", erklärte der 61-Jährige, der bei seiner ersten WM-Teilnahme auch den anderen Gruppengegnern Honduras und Chile das Fürchten lehren will: "Die Schweiz ist bei einem so großen Turnier nie eindeutiger Favorit. Aber wir haben alles, um zum Favoritenschreck zu werden. An einem guten Tag können wir jeden Gegner schlagen."
Um möglichst weit im Turnier zu kommen, versucht der im Schweizer Grenzland geborene Hitzfeld seinen Spielern die im Ausland gefürchtete Stärke der Deutschen einzuimpfen. "An den Deutschen wird die Mentalität geschätzt. Nicht unbedingt gut spielen, aber trotzdem gewinnen. An dieser Winner-Mentalität arbeiten wir. Und es steckt viel Bundesliga-Erfahrung in meinem möglichen Kader", äußerte der gebürtige Lörracher, der auf die Bundesligaprofis Diego Benaglio, Mario Eggimann, Eren Derdiyok und Tranquillo Barnetta vertraut. Alle vier sind in ihren Vereinen absolute Leistungsträger.
Neben den deutschen Legionären baut Hitzfeld, nach dem die Walliser Gemeinde Staldenried im Anschluss an die WM-Qualifikation ihre kleine Arena benannt hat, vor allem auf seine eigenen strategischen Fähigkeiten. "Ich arbeite in Ruhe zu Hause am Laptop. Ich kann mehr Stratege sein. Es ist wie ein Projekt, das man gestaltet", erklärte der frühere Meistercoach von Bayern München und Borussia Dortmund, der die tägliche Arbeit nicht vermisst und jetzt "mehr Lebensqualität" genießt.
Mit der Lebensqualität könnte es für Hitzfeld, der die Schweiz seit Juli 2008 als Nachfolger von Jakob Kuhn betreut, bei einem schlechten Abschneiden in Südafrika allerdings schnell vorbei sein. Obwohl die Medien den Coach nach der geglückten Qualifikation als "Glücksfall", "Superstar", "Messias" und "deutschen Hexer" feierten, sind die Ansprüche im Hinblick auf die WM gestiegen. Ein Aus in der WM-Vorrunde wäre für die Schweizer Fans eine Enttäuschung.
Schließlich nehmen die Eidgenossen, die sich in der Qualifikation gegen Ex-Europameister Griechenland durchgesetzt haben, bereits zum neunten Mal an einer WM-Endrunde teil. Dabei gelang den Schweizern dreimal der Sprung ins Viertelfinale (1934, 1938, 1954), allerdings in den letzten 50 Jahren nicht mehr. 2006 versagten die Schweizer im Elfmeterschießen gegen die Ukraine, alle drei Schützen vergaben, man schied mit 0:3 aus.
Quelle: ntv.de, sid