Höhe als Herausforderung WM-Teams müssen topfit sein
04.06.2010, 11:06 Uhr
Der höchste Spielort in Südafrika liegt auf einer Höhe von 1753 Metern.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hoch, höher, Weltmeister? Für den Sturm auf den Fußball-Gipfel stimmen sich WM-Teilnehmer in der Höhe auf die ungewohnten Bedingungen in Südafrika ein.
Sechs der zehn Stadien am Kap liegen in einer Höhe von mehr als 1100 Metern - die Belastung ist für Lionel Messi, Cristiano Ronaldo & Co. eine andere als die gewohnte. "Es ist enorm wichtig für uns, dass wir uns an die Höhe gewöhnen. Das wird eine Herausforderung für alle europäischen Teams, weil sie nicht an die Höhe gewöhnt sind", sagte Dänemarks Nationaltrainer Morten Olsen gleich nach der Ankunft in Südafrika.
Einige Teams reisen wegen der Höhenanpassung früher an, einige trainieren andernorts zum Teil in Ski-Hochburgen, um sich an die veränderten Einflüsse anzupassen. In Höhenlagen herrscht ein niedrigerer Luftdruck als in der Ebene, dazu ist der Sauerstoffgehalt der Luft geringer. Der Körper ist zunächst weniger leistungsfähig. Er reagiert aber mit einer erhöhten Produktion der roten Blutkörperchen und kann dadurch besser Sauerstoff transportieren. Welchen Vorteil die Höhe haben kann, zeigt allzu häufig die bolivianische Nationalmannschaft: Deren Gegnern geht in der Höhe von La Paz (3600 Meter) oftmals die Puste aus.
Schlafschwierigkeiten
In Südafrika liegt der höchste Spielort zwar "nur" 1753 Meter hoch, aber auch hier ist die Fitness gefordert. Womöglich noch mehr als bei vorherigen Turnieren. "Sie spielt eine ganz große Rolle, vielleicht eine größere als je zuvor", betonte auch Bundestrainer Joachim Löw. "Nur wer topfit ins Turnier geht, kann in den kurzen Pausen zwischen den Spielen den Akku wieder aufladen." Bei der Wahl des Trainingslagers im über 400 Meter hoch gelegenen Eppan in Südtirol spielten vor allem logistische Gründe eine Rolle, die Höhenanpassung soll erst beim Bezug des Quartiers in über 1200 Metern Höhe in der Nähe von Pretoria erfolgen. Die Anpassung an Klima und Höhenluft stelle rein körperlich kein wirkliches Problem dar, erläuterte Mannschaftsarzt Tim Meyer.
Experten prognostizieren für die ersten Nächte in der Höhe Schwierigkeiten mit dem Schlaf, manche Menschen klagen dort auch über Kopfschmerzen. Das hat der Weltmeister schon hinter sich gebracht. Die Italiener sind seit dem 23. Mai in Sestriere, dem Retorten-Skiort der Turiner High Society in 2035 Metern Höhe. Die "Azzurri" hatten dabei die üblichen Höhenproblemchen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafprobleme. Aber das war die Absicht von Trainer Marcello Lippi, der seine Spieler gar am freien Abend bat, zur Bettruhe wieder in die Höhe zurückzukommen.
Frankreich logiert am Meer
Titelanwärter Brasilien hat seine erste fünftägige Vorbereitung im südbrasilianischen Curitiba absolviert - auf bereits über 900 Meter Höhe. Dann ging's schon am 26. Mai nach Johannesburg, um den Körper an die neue Umgebung zu gewöhnen. Da waren die Australier als erstes Team kurz zuvor schon angekommen - was deren Kapitän Lucas Neill als Vorteil ansieht. Gruppengegner Deutschland reist erst am 6. Juni, genau eine Woche vor dem Spiel in Durban gegen die "Socceroos", nach Südafrika.

Die Höhenanpassung soll für die deutsche Elf erst in Südafrika stattfinden. Das Trainingslager in Südtirol liegt nur etwas über 400 Meter hoch.
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Auch während des Turniers wohnen die Auswahl-Teams fast alle in höher gelegenen Orten. Irvin Khoza, der Vorsitzende des nationalen Organisationskomitees, sprach den "Höhenfaktor" in dieser Woche noch einmal an. Durch die Konzentration der Mannschaften rund um Johannesburg und Pretoria wurden die Pläne der Organisatoren durchkreuzt, die Teams überall im Land zu verteilen.
Frankreich dagegen buchte sein WM-Quartier gleich an der Küste in Knysna. Das Team um Bayern-Star Franck Ribéry setzt darauf, auf Meeresniveau besser zu schlafen, schneller zu regenerieren und intensiver zu trainieren. In der Vorbereitung ging es aber auch für die "Équipe Tricolore" hoch hinaus. Im 2000 Meter hoch gelegenen Skigebiet Tignes, wo sich die Weltmeistertruppe von 1998 schon vorbereitete, hatte sie ihr erstes WM-Trainingslager bezogen.
Quelle: ntv.de, Christian Kunz, dpa