Weg zu Olympia 2018 theoretisch frei Garmisch-Partenkirchen sagt "Ja"
08.05.2011, 21:07 Uhr
Die Auszählung ist beendet, die Entscheidung gefallen.
(Foto: REUTERS)
Es ist knapp, aber am Ende steht ein Erfolg der Befürworter. Die Garmisch-Partenkirchener stimmen für die Ausrichtung von Olympia 2018 gemeinsam mit München. Jetzt entscheidet das IOC, ob die Winterspiele dort stattfinden. Gestiegen sind die Chancen angesichts der vielen Gegner im Ort nicht.
Die Münchner Olympia-Macher können aufatmen, aber keinesfalls frohlocken. Die Mehrheit der Bürger in Garmisch-Partenkirchen sagt zwar "Ja" zur Bewerbung um die Winterspiele 2018. Allerdings fällt der Erfolg nicht so deutlich aus, wie von den Olympia-Bewerbern erhofft. Die 58,07 Prozent Zustimmung, die die Befürworter bei ihrem Bürgerentscheid verbuchen, sind nicht das ersehnte positive Signal an das Internationale Olympische Komitee (IOC), das am 6. Juli die Winterspiele 2018 vergeben wird.
Dennoch verbreiteten die Olympia-Befürworter nach dem Bürgerentscheid das, wozu sie qua Amt verpflichtet sind: demonstrativen Optimismus. "Jetzt herrscht auch in Garmisch-Partenkirchen Klarheit. Eine deutliche Mehrheit der Deutschen möchte Olympische und Paralympische Winterspiele 2018 in München, Garmisch-Partenkirchen und am Königssee", kommentierte Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), den Ausgang des Votums, an dem sich beachtliche 59,64 Prozent der 20.918 stimmberechtigten Bürger beteiligten. Die Gegner sieht Bach "trotz der von ihnen aufgebauten Schreckensszenarien in einem demokratischen Verfahren klar gescheitert".
132 Stimmen fehlen
Diese Interpretation geben die reinen Zahlen allerdings kaum her, denn in ihrem "Bürgerentscheid 2" verpassten die Olympia-Gegner eine Mehrheit nur um 132 Stimmen. 49,41 Prozent (5526 Stimmen) votierten hier mit Ja, 50,59 Prozent (5657 Stimmen) mit Nein. Damit musste die Stichfrage nicht zur Entscheidung herangezogen werden, was den Olympia-Befürwortern entgegengekommen sein dürfte. Denn anders als bei den nun immer wieder genannten 58 Prozent Zustimmung für die Winterspiele 2018 in Garmisch-Partenkirchen lag der Anteil der Befürworter bei der konkreten Frage "Olympia: Ja oder Nein" nur bei 54,91 Prozent.
Für Axel Doering, Vorsitzender des olympiakritischen Vereins NOlympia, war das Ergebnis der Abstimmung "keine Überraschung". Er kündigte an, die Bewerbung weiter kritisch begleiten zu wollen. Es gebe nach wie vor Möglichkeiten darauf hinzuwirken, "dass München den Zuschlag nicht bekommt". Die juristischen Möglichkeiten für einen Stopp der Bewerbung sind allerdings ausgeschöpft. Die Olympia-Gegner wollten mit ihrem Bürgerentscheid erreichen, dass die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen sämtliche mit dem IOC geschlossenen Verträge auf ihre Rechtsgültigkeit überprüfen lassen muss. So sollte ein Weg gefunden werden, doch noch aus der Bewerbung auszusteigen.
"Motivationsschub" im Endspurt
Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) bekundete nach der langwierigen Zitterpartie beim Auszählen der 14 Abstimmungsbezirke, dass ihm "mehrere Steine vom Herzen gefallen" seien. Er appellierte an die Olympia-Gegner, das Ergebnis des Entscheids zu akzeptieren: "Gute Demokraten müssen auch gute Verlierer sein", forderte Ude und war sich damit mit dem Aufsichtsratchef der Münchner Bewerbungsgesellschaft, Michael Vesper, einig. "Jetzt herrscht endlich Klarheit. Ich würde mir wünschen, dass der Riss, der in den vergangenen Monaten durch die Marktgemeinde gegangen ist, wieder zusammenwächst und auch die Gegner die Chance sehen, die in Olympia liegt", sagte Vesper.
Münchens Chefrepräsentantin Katarina Witt hatte vor dem Bürgerentscheid von einer "sehr wichtigen Hürde" gesprochen, die 59 Tage vor dem alles entscheidenden IOC-Votum im Dreikampf mit dem südkoreanischen Pyeongchang und dem französischen Annecy "genommen" werden musste. "Das IOC schickt die Athleten nur dahin, wo sie mit offenen Armen empfangen werden", sagte die zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasieger und Vorsitzende des Kuratoriums der Münchner Bewerbungsgesellschaft. Am Wahltag hatten die Olympia-Befürworter noch einmal mit einer Muttertagsaktion Stimmung gemacht: An den Haustüren der Marktgemeinde hingen Muttertagsherzen mit der Bitte, Ja zu Olympia zu sagen.
Wenige offene Arme
Obwohl von offenen Armen bei 58 Prozent Zustimmung im Ort kaum gesprochen werden kann, nannte Witt das Ergebnis des Bürgerentscheids einen "Motivationsschub" für die letzten zwei Bewerbungsmonate. An diesem Dienstag wird das IOC seinen Prüfbericht über die drei Kandidatenstädte veröffentlichen. Eine Woche später kommt es in Lausanne zu einer technischen IOC-Befragung. Dieses wird für die Bewerber München, das schon zweimal gescheiterte Pyeongchang und Annecy als "entscheidende Präsentation" vor der entscheidenden Wahl der IOC-Mitglieder in Südafrika angesehen.
Der Rückhalt innerhalb der Bevölkerung gilt innerhalb des IOC als ein wichtiges Kriterium bei einer Olympia-Bewerbung. Die Münchner Bewerbungsgesellschaft hatte stets mit hohen positiven Umfragewerten für sich geworben. In einer IOC-Geheimumfrage sprachen sich Mitte März allerdings nur 61 Prozent der Deutschen für die Winterspiele 2018 aus. Schon das war ein für olympische Verhältnisse inakzeptabler Wert, der beim - von den Olympia-Machern ausdrücklich unerwünschten - Bürgerentscheid in Garmisch-Partenkirchen nun noch einmal unterboten wurde.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid