Ermittlungen gegen Sprint-Star Gatlin droht erneuter Dopingskandal
19.12.2017, 11:59 Uhr
Der größte Sieg seiner Karriere: Gatlin schlägt Bolt in London.
(Foto: imago/Chai v.d. Laage)
100-Meter-Weltmeister Justin Gatlin gerät wieder einmal ins Visier der Doping-Fahnder: Sein Trainer soll verdeckten Reportern illegale Substanzen angeboten haben. Er selbst bestreitet den Vorwurf - seine Glaubwürdigkeit ist allerdings stark beschädigt.
Sprint-Weltmeister Justin Gatlin ist offenbar in einen neuen Dopingskandal verwickelt. Nach Undercover-Recherchen der englischen Tageszeitung "The Telegraph" haben sowohl die US-Anti-Doping-Agentur Usada als auch die unabhängige Integritätskommission (AIU) des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF Ermittlungen gegen den bereits zweimal verurteilten Dopingsünder sowie dessen Trainer und einen Berater aufgenommen.
Laut Bericht soll unter anderem Gatlins Coach Dennis Mitchell, selbst Staffel-Olympiasieger, den Reportern angeboten haben, illegale Substanzen wie Testeosteron und Wachstumshormone zu besorgen. Der Berater, Robert Wagner, soll zudem behauptet haben, dass Gatlin selbst leistungssteigernde Mittel angewendet habe - der 35-Jährige bestreitet dies. IAAF-Präsident Sebastian Coe zeigte sich im "Telegraph" äußerst besorgt über die Enthüllungen. "Diese Vorwürfe sind extrem schwerwiegend und ich weiß, dass die AIU im Rahmen ihres Auftrages ermitteln wird", sagte der Brite.
Gatlin bestreitet Vorwürfe
In einer Stellungnahme ließ Gatlins Lager mitteilen, dass er die Zusammenarbeit mit Mitchell beendet habe. Der 100-Meter-Weltmeister erklärte bei Instagram "Ich nehme keine leistungssteigernden Mittel und habe dies auch nicht getan". Er sei "geschockt und überrascht" gewesen, als er erfahren habe, "dass mein Trainer mit dem Aufkommen dieser Anschuldigungen etwas zu tun hatte. Ich habe ihn gefeuert, sobald ich davon erfuhr." Gatlin behielt sich rechtliche Schritte vor: "Alle rechtlichen Optionen liegen nun auf dem Tisch und ich werde nicht gestatten, dass andere Personen solche Lügen über mich verbreiten."
Der US-Amerikaner ist bereits mehrfach des Dopings überführt, einer lebenslangen Sperre als Wiederholungstäter entging er nur, weil er sich der Usada als Kronzeuge zur Verfügung stellte. Nachdem er gegen seinen damals schon länger als verdächtig geltenden Trainer Trevor Graham aussagte, wurde seine Sperre auf acht Jahre reduziert. Gatlin bekam damals sämtliche Wettkampfergebnisse, darunter seinen Weltrekord über 100 Meter aberkannt.
Im Sommer schlug er Sprint-Legende Usain Bolt in dessen letztem Rennen bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in London und holte Gold in 9,92 Sekunden - für Bolt blieb nur Bronze hinter dem zweiten US-Amerikaner Christian Coleman. Das Publikum hatte den Doping-Sünder Gatlin daraufhin gnadenlos ausgebuht.
Quelle: ntv.de, jgu/sid