Radprofi Schumacher und Doping Geheuchelte Erschütterung
30.04.2009, 12:29 UhrEin Kommentar von
Stefan Giannakoulis
Die Sportwelt wird von "einem olympischen Sündenfall erschüttert". Das meldeten gestern die Agenturen. Oje, was war geschehen? Gespannt lasen wir weiter. Und lasen, dass der deutsche Radprofi Stefan Schumacher zu den sechs Athleten gehört, bei denen die Nachkontrollen der Pekinger Olympia-Proben positiv auf Doping getestet wurden. Ach so.
Die Sportwelt ist, ähnlich wie die richtige Welt, reich an Überraschungen, guten wie schlechten. Aber die Meldung, dass Stefan Schumacher gedopt haben soll, zählt nun wirklich nicht dazu. Das ist ungefähr so überraschend wie die Meldung, dass es zurzeit weltweit gewisse Probleme mit der Konjunktur gibt. Und erschüttert sind wir auch nicht. Eher genervt.
An Heuchelei nicht zu überbieten
Ganz im Gegensatz zu Michael Vesper. Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes sagte: "Ich bin betroffen und persönlich sehr enttäuscht. Das ist an Verschlagenheit nicht zu überbieten, was Stefan Schumacher da abgeliefert hat. Wir hatten bei ihm schon bei der Nominierung großes Bauchgrummeln, das sich jetzt leider bestätigt hat." Wir hoffen, er meint das nicht ernst. Es spricht aber alles dafür, dass er das tut. Das ist an Heuchelei nicht zu überbieten. Warum um alles in der Welt, hat er ihn dann nominiert? Das ist so, als ob jemand einen Finanzexperten mit der Verwaltung seines Vermögens betraut - und sich hinterher wundert, wenn das Geld weg ist.
Zu Erinnerung: Stefan Schumacher wäre nicht der erste gedopte Radprofi. Wir formulieren das extra vorsichtig, weil in zwei Fällen noch das Ergebnis dieser elendigen B-Probe aussteht, die ihn, wäre sie ebenfalls positiv, endgültig überführen würde. Stefan Schumacher, das ist der Mann, der nach der WM 2007 in Stuttgart mit dem Auto in einen Gartenzaun fuhr. Und bei dem die Polizei nicht nur Alkohol, sondern auch Aufputschmittel im Blut fand. Vor dieser WM hatte er bereits erhöhte Blutwerte, die aber später auf eine Durchfallerkrankung zurückgeführt wurden.
"Ich habe niemals gedopt."
Stefan Schumacher, das ist der Mann, den der Weltverband für zwei Jahre gesperrt hat. Die Tester hatten im Oktober 2008 die Proben von der Tour de France noch einmal untersucht. Und fanden Spuren des Blutdopingmittels Cera. In der Hoffnung, gegen die Sperre vorgehen zu können, hat Stefan Schumacher sich vor drei Wochen an den Internationalen Sportgerichtshof gewandt. Auf seine Verteidigungsstrategie dürfen wir gespannt sein.
Und was sagt Stefan Schumacher dazu? Zum aktuellen Fall nichts. Und wenn er zuletzt etwas sagte, dann das: "Ich habe niemals gedopt." Wir wollen es gar nicht mehr wissen.
Stefan Giannakoulis ist Sportredakteur bei n-tv.de.
Quelle: ntv.de